Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
hatte er noch nicht verwunden, da packte ihn bereits das nächste Grauen. Er hatte Angst davor zu sehen, was aus seiner Mutter geworden war. Er fürchtete sich davor, dass sie möglicherweise zu spät gekommen waren. Dass es keine Rettung mehr für Ala’na gab. Und er machte sich Vorwürfe, dass keinem von ihnen früher aufgefallen war, was mit ihr los war. Dann spürte er den Groll gegen sie. Warum hatte sie nichts gesagt?
Die ersten Bewohner von Pal´dor eilten den Neuankömmlingen entgegen. Wie ein Lauffeuer würde es sich herumsprechen, dass sie das Netz des Zauberers überwunden hatten. Vermutlich würde es Gerüchte geben, dass solche verwegene Handlungen nur in Rond´taros Anwesenheit möglich wären.
Gewiss würde keiner seiner Mitstreiter dies verneinen. Keiner würde von der Lethargie sprechen, die Rond´taro viele Wochen gefangen gehalten hatte. Die dunkele Vision, die ihn in der Halle der Erkenntnis ereilt hatte, würde weitestgehend unerwähnt bleiben. Dabei plagten ihn die Bilder immer noch, und nur seine Angst um Ala´na hatten sie in den Hintergrund treten lassen.
Alrand´do wusste, dass die Prophezeiungen seines Vaters sehr genau waren. Seit Rond´taro ihm gezeigt hatte, was er in der Halle der Erkenntnis gesehen hatte, hielt er Ausschau nach der rothaarigen Elbin. Auf keinen Fall, durfte sie dem Zauberer in die Hände fallen. Dessen Macht war gewaltig, und dass, obwohl sie in den Quellenbergen alle seine Gnome getötet hatten. Oder hatte er weitere an anderen Orten versteckt?
Sie näherten sich Rond´taros und Ala´nas Haus. Ekla´ra, Alrand´dos jüngste Schwester, trat ihnen auf der Schwelle entgegen und fiel ihrem Vater schluchzend um den Hals.
„Weine nicht“, sagte er zu ihr und wischte ihr vorsichtig eine Träne von der Wange, aber er bebte innerlich.
Andächtig betraten sie den Raum, in dem Ala´na lag. Ihre langen braunen Haare ruhten aufgefächert auf dem weißen Kissen. Sie hielt den Zweig einer Buche – Rond´taros Buche – in der Hand, und obwohl der Zweig kahl hätte sein müssen wie die Bäume im Wald, trieb er frische Blätter.
Rond´taro kniete vor ihrem Bett nieder und legte seine Hand auf ihre.
„Wir bringen sie täglich zu Latar´ria, in der Hoffnung, dass sie doch noch zu uns zurückkehrt. Aber unsere Hoffnung schwindet. Latar´ria ist schlammig und aufgewühlt. Sie lässt niemanden an sich heran. Sie leitet weniger Botschaften als irgendein Quell. Pal´dor ist vollkommen abgeriegelt“, berichtete Ekla´ra. „Erst war nur der eine Zauberer im Wald. Doch Anfang des Winters gab es einen Aufruhr unter den Menschen. Sie erschlugen sich gegenseitig. Die, die am Leben blieben, flohen tiefer in den Wald. Kurz nachdem sie weg waren, kamen zwei weitere Zauberer. Sie brachten auch wieder ein paar Soldaten mit. Aber sie trauen ihnen nicht, sie lassen nur noch wenige von ihnen an einer Stelle zusammen sein. Bei jeder Gruppe hält sich die meiste Zeit über ein Zauberer auf.“
„Woher weißt du das?“, fragte Rina´la.
Ekla´ra schmunzelte, ehe sie antwortete. „Das Netz umschließt zwar die Stadt, aber es geht nicht an allen Stellen bis vor die Tore. Ab und zu gehen wir hinaus und flüstern den Menschen etwas zu. Manche von uns schicken ihre Stimme mit dem Wind, und man hört sie an verschiedenen Orten im Wald. Die Menschen glauben, dass wir die Stadt verlassen können und gehen können, wohin wir wollen. Manche von ihnen fürchten uns, sie glauben, dass wir sie jederzeit überrennen könnten. Sie sind nur deshalb noch hier im Wald, weil sie die Zauberer noch mehr fürchten.“
Rina´la und Alrand´do traten hinter ihren Vater an das Bett ihrer Mutter. Alrand´do bebte. Teils aus eigener Anspannung, aber zu einem weit größeren Teil, wegen Rond´taros Anspannung. Die Gefühle trugen Rond´taro mit sich fort. Mit zitternden Fingern streichelte er Ala´nas Haare, ihre bleiche Wange und immer wieder ihre schmalen Hände, die den Zweig hielten.
„Er ist unser einziger Anhaltspunkt“, flüsterte Ekla´ra mit tränenschwerer Stimme. „Er ist grün schon den ganzen Winter lang. Doch in letzter Zeit fällt ab und zu ein Blatt. Ich fürchte, sie wird uns bald verlassen.“
Alrand´do legte den Arm um die Schulter seiner Schwester. „Sie ist noch da. In Lac´ter habe ich gestern erst mit ihr gesprochen. Sie weiß, dass wir hier sind. Wenn sie es vermag, wird auch sie kommen. Die Wächterinnen von Munt´tar, Lac´ter, Descher´lata, Mar´lea und Frig´dal suchen
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