Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
Vom Netzwerk:
Augenblick doch für absolut nichts interessierte. Nicht für Musik oder für ein gutes Buch, nicht mal für ein leckeres Essen, und das hieß schon was für seinen kleinen Vielfraß. Sollte er sich als Clown verkleiden? Oder am Strand eine Bombe zünden? James hatte wirklich keine Idee. Vielleicht musste er einfach nur Geduld haben.
    Ja genau, das wird es sein!
    Er stand auf und streckte sich. Dann machte er sich auf den Weg, und der führte ihn, wie so oft in den letzten Tagen, direkt zu ihr. Es war mucksmäuschenstill, als er Amys Zimmer betrat. Das verschaffte ihm ein Stück weit Erleichterung, weil ihr stetiges Wimmern und Weinen ihm zur körperlichen Pein geworden war, als wenn ein scharfes Messer immer und immer wieder in sein Fleisch gerammt werden würde. Leise näherte er sich dem Bett, weil er annahm, dass sie schlief. Tat sie aber nicht. Sie lag auf den Rücken und starrte an die Decke. James setzte sich zu ihr und griff nach ihrer Hand. Sie fühlte sich kalt und leblos an. Er beugte sich über sie, und was er sah, versetzte ihn in allergrößte Sorge. Ihr Blick war leer und ohne eine Spur von Emotion, das Funkeln ihrer wunderschönen grünen Augen war nur noch eine Erinnerung. Ihre sonst alabasterfarbene Haut sah gräulich und ungesund aus, und ihre langen roten Haare klebten ihr strähnig am Kopf. Dieser Anblick war für James kaum zu ertragen.
    »Amy, was ist mit Dir?«, rief er aufgewühlt und packte sie bei den Schultern. Sie reagierte nicht und starrte weiter vor sich hin. James schüttelte sie. Eine riesige Angst ergriff ihn. Sie hatte sich in den letzten Tagen immer weiter von ihm entfernt, jetzt schien es so, als wäre sie gar nicht mehr in diesem Raum. »Amy, bitte! Mach das nicht! Tu mir das nicht an!« Seine Stimme schwoll in seiner Panik fortwährend weiter an. »Sieh mich an, verdammt noch mal! Rede mit mir! Meinetwegen heule und tobe, schrei mich an, hau die Möbel kurz und klein. Aber nicht so! Das ist mehr als ich ertragen kann, hörst Du Amy?« Erneut schüttelte er sie, doch wieder regte sie sich nicht. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Sollten sie tatsächlich bereits nach dieser kurzen Zeit an ihre Grenzen stoßen? Waren sie, nein, war er schon jetzt gescheitert? Ihm wurde klar, dass Erin vielleicht recht gehabt hatte. Dass er das Ganze hier möglicherweise nicht mit dem nötigen Ernst angegangen war, dass er die Schwere von Amelies Erkrankung unterschätzt hatte.
    Nein, nein, nein! Ich werde nicht aufgeben! Niemals!
    Dass er bis zum letzten Atemzug um diese Frau kämpfen würde, dieser Gedanke manifestierte sich immer mehr in ihm, er goss ihn geradezu in Beton, nichtsdestotrotz brauchte er jetzt einen Moment für sich. Um sich wieder in den Griff zu bekommen. Denn wie sollte er seinem Mädchen helfen, wenn er selbst völlig neben der Spur war. Schweren Herzens ließ er sie los und verließ eilig das Zimmer. Er ging hinunter auf die weitläufige Terrasse, von der aus man einen beeindruckenden Ausblick auf den Atlantik hatte. Die Sonne brannte, und das kalte Wetter in Deutschland schien Galaxien entfernt. Es war noch nicht mal Mittag, aber das Thermometer zeigte schon schweißtreibende Temperaturen an. James setzte sich in einen der Rattan-Sessel, ließ den Kopf in den Nacken fallen und versenkte seinen Blick in den strahlend blauen Himmel über Massachusetts. So, als würde er sich eine Antwort von dort oben erhoffen.
    Sein Smartphone ließ den Radetzky-Marsch erklingen, was ihm unmissverständlich signalisierte, dass sein Vater ihn zu sprechen wünschte.
    »Was willst Du, Dad?«, meldete er sich einen Ton aggressiver, als er es eigentlich beabsichtigt hatte.
    »Ich wünsche Dir auch einen guten Morgen, mein Sohn«, erwiderte William B. Prescott milde lächelnd, was sein Filius natürlich nicht sehen konnte.
    »Entschuldige bitte, ich wollte nicht unhöflich sein, Dad, aber wenn es um PP geht, da steht mir im Moment nicht der Sinn danach. Ich habe Dir gesagt, dass ich so bald wie möglich nach Washington zurückkehre, doch vorher muss ich mich um Amy kümmern. Ich hatte wirklich gehofft, dass Du das verstehen würdest.«
    »Mein lieber Junge, ich frage mich, was ich verbrochen habe, dass Du denkst, ich wäre ein gefühlloser Felsbrocken. Ich mag ein Geschäftsmann sein, ein Macher, ein Manager, aber in erster Linie bin ich Dein Vater. Und dieser Vater möchte wissen, wie es seinem Sohn geht und vor allem dem Mädchen, das er liebt.«
    James fiel das Schlucken schwer. »Verzeih

Weitere Kostenlose Bücher