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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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Moment hatte Russel geglaubt, es würde sich um eine Puppe handeln, weil sie so leblos wirkte. Doch spätestens, als er sie von James in den Arm gedrückt bekommen hatte, wusste der Stallmeister, dass er es hier durchaus mit einem lebendigen Menschen zu tun hatte.
    »Russel McPherson, brauchst Du eine schriftliche Aufforderung? Herauf mit der Lady, aber flott!« James saß in perfekter Haltung auf seinem Hengst Black Devil, den er in aller Eile gesattelt hatte, und streckte die Arme aus, um seine anvisierte Beute in Empfang zu nehmen.
    »James, sag mal, bist Du noch zu retten?«, wagte Russel dann doch einen Vorstoß. »Das Mädchen scheint mir nicht ganz da zu sein. Außerdem trägt sie Nachtkleidung.«
    James war eigentlich nicht zum Lachen zumute, jedoch ließ der etwas verwirrt erscheinende Stallmeister ihm keine andere Wahl. Er prustete los. »Boah, McPherson, Du solltest Dich mal hören. Als wärest Du der Papst höchstpersönlich. Ja, Du hast recht, die Dame trägt Nachtkleidung, …« Er stockte, weil ein neuerlicher Lachkrampf ihn erfasste. »…aber ihr Aufzug braucht Dich nicht zu interessieren. Sie wird jetzt einen Ausritt machen. Mit mir! Also noch einmal, gib sie mir endlich.«
    Russel sah auf die junge Frau in seinen Armen und stöhnte innerlich auf. Sie wirkte so zart, so verletzlich, und gleichzeitig so sexy in ihrem cremefarbenen Shorty-Pyjama, dass es ihm, dem alten Haudegen McPherson ganz anders zumute wurde. Sein inniger Blick, der so gar nichts Päpstliches mehr an sich hatte, blieb allerdings auch dem stolzen Reiter vor ihm nicht verborgen, dem prompt das Lachen im Halse stecken blieb.
    »McPherson, wenn Du nicht willst, dass die Freundschaft unserer Familien an diesem Tag zu Ende geht«, knurrte James reichlich ungehalten. »dann nimm gefälligst Deine Augen von der Frau. Die gehört nämlich zu mir!« Des Wartens überdrüssig beugte er sich nun hinunter, umfasste Amys Taille und hob sie mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung vor sich auf das Pferd.
    »James, was machst Du?«, vernahm er ihr dünnes, kaum hörbares Stimmchen.
    »Nicht ich, Sweety, sondern wir!«, antwortete er und dankte freudestrahlend dem Himmel, dass Miss Johannson das Reden zwischenzeitlich nicht verlernt hatte. »Wir beide werden jetzt einen Ausritt machen.«
    »Aber ich kann nicht reiten, James!«
    »Brauchst Du auch nicht, es langt, wenn ich es kann.«
    Er legte seine Arme um ihre Taille und griff nach den Zügeln. Der stolze Hengst schnaubte kurz auf, setzte sich dann aber dem Befehl seines Herrn folgend langsam in Bewegung. Es tat so gut, Amelie im Arm zu halten, die weiche Haut ihrer Hände unter seinen zu spüren, ihren betörenden Duft zu inhalieren. Lange hatte er überlegen müssen, an was ihn dieser Duft erinnerte, bis er ihm plötzlich eingefallen war. Sie roch wie der erste Frühlingstag nach einem langen, eisigen Winter. Niemals würde er genug davon bekommen.
    James führte den pechschwarzen Hengst gekonnt, kein Wunder, er war kaum drei Jahre alt gewesen, als sein Vater ihn das erste Mal auf ein Pferd gesetzt hatte. Er liebte diese Tiere, im Gegensatz zu seiner Schwester Erin, die mit den fiesen Mähren, wie sie jene herrliche Schöpfung Gottes despektierlich nannte, nichts anzufangen wusste. Stattdessen schwang sie sich lieber auf ein schweres Motorrad, um die Küstenstraßen unsicher zu machen.
    Als Black Devil seine Hufen in den warmen Sand des Strandes setzte, deutete James ihm, zu verharren. Vor ihnen lag in seiner ganzen beeindruckenden Weite der Nantucket Sound, auf dessen glatter Wasserfläche sich die Mittagssonne träge spiegelte. Es war ein atemberaubender Anblick.
    »Na, mein Schatz, wie findest Du das?«, flüsterte James seiner kleinen Amazone ins Ohr.
    »Es ist schön«, erwiderte Amy, aber überzeugend klang das nicht. Noch immer schien sie sich ihrer Umwelt nicht öffnen zu wollen, wehrte sich mit ihrer ganzen Kraft dagegen. Gestattete sich nach den vielen Tränen der vergangenen Tage keine Regung, nicht mal für die Schönheit der Natur.
    Doch James ließ sich von ihrer emotionslosen Reaktion nicht entmutigen. Sanft küsste er die junge Frau auf die Wange und drückte die Füße in die Flanken des Pferdes. Black Devil reagierte sofort und setzte sich in Trab. Das kam so überraschend für Amy, dass sie leise aufschrie und sich voller Angst an den Sattelknauf klammerte. James freute sich darüber. So ganz war seine Kleine eben doch noch nicht in dieses dunkle Tal abgetaucht, und er

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