Die Tiefe einer Seele
würde mit Leibeskräften daran arbeiten, dass das auch nicht geschah. Seine Arme schlossen sich fester um Amelies Taille, und er spornte seinen Hengst weiter an. Black Devil machte seinen Namen alle Ehre und galoppierte mit fliegenden Hufen am Ufer entlang, dort, wo die sachte wogenden Fluten des Atlantiks den Sand gemächlich aufwühlten. James hielt seine Nase in den warmen Wind und ahnte mit jeder Sehne seines drahtigen Körpers, wie viel Kraft es gab, das hier zu tun. Sich einfach fallen zu lassen, sich verzaubern zu lassen von der leichten Brise, dem Rauschen des Ozeans und dem schnellen Pferd unter sich. Und irgendwann, hoffentlich schon bald, würde Amelie das auch spüren. Doch zurzeit schien sie bedauerlicherweise etwas anderes deutlich mehr zu spüren.
»Auuuuua, James, mach langsamer, verdammt!«, brüllt sie lauthals und kniff ihm energisch in den Unterarm, was ihm zeigte, dass sie diesmal nicht vor Angst geschrien hatte, sondern vor Wut. Sofort drosselte er das Pferd und ließ es langsam gehen.
»Was ist denn?«, fragte er besorgt, sich wirklich keiner Schuld bewusst, mal abgesehen davon, dass er sie quasi entführt hatte, aber das war Notwehr gewesen, das konnte sie ihm nicht ankreiden.
»Willst Du, dass meine Haut mir nachher in Fetzen vom Arsch hängt, oder was ist Dein Plan, Du Vollidiot?«, zeterte die wieder zum Leben erwachte Mumie. Sie lüftete den von ihr bejammerten Körperteil ein wenig und rieb sich doch glatt mit den Händen darüber, was James erst grinsen ließ. Dann jedoch verursachte es etwas, was man durchaus als Vorstufe zu einer heraushängenden Zunge bezeichnen durfte. Sein Blut fing an zu kochen, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, und nur mit Mühe konnte er seinen Blick abwenden. Zum Glück hatte Amelie nichts von seinem kleinen »Ausfall« bemerkt. Konnte sie auch nicht, denn sie war weiterhin damit beschäftigt, ihn mit einer bunten Auswahl von Schimpfwörtern zu bedenken. Die Bedeutung der Hälfte derer würde er mal wieder recherchieren müssen, aber selbst das war ihm mittlerweile zu einer lieben Gewohnheit geworden.
»Außerdem habe ich mir wahrscheinlich einen Bannscheibenvorfall zugezogen oder eine Hüftprellung, Du Armleuchter! Eins sage ich Dir, wenn ich nur einen einzigen blauen Fleck an mir entdecke, dann werde ich Dich teeren und federn, das schwöre ich Dir, ……Du Rindvieh!«
James hatte Black Devil mittlerweile ganz angehalten und versuchte krampfhaft, sich auf die Zornestiraden seiner Begleiterin zu konzentrieren. Wie hatte er nur annehmen können, dass es nichts mit ihm machen würde, wenn sie so nah bei ihm war. Er liebte diese Frau, und er verzehrte sich nach ihr. Das machte ihn wütend, sehr wütend sogar. Auf sich selbst und seine niederen Gelüste. Wobei, konnte man es ihm wirklich verdenken?
Ja, kann man, und um es mal in den Worten dieser kleinen, rothaarigen Sirene auszudrücken, Du bist ein Rindvieh, James Anthony Prescott. Alles, was im Moment zählt, ist Amy Gesundheit, für das andere bleibt noch Zeit genug.
»Hoffentlich!«, begleitete der dunkelhaarige Mann seine Gedanken mit einem Seufzer, nicht registrierend, dass er diesen letzten Kommentar laut ausgesprochen hatte.
Die junge Frau in seinem Armen, die nun zum Glück die Behandlung ihres Hinterteils abgebrochen hatte, drehte sich verwundet zu ihm um.
»Bitte?«, fragte sie irritiert. »Du willst, dass ich Dich teere und federe? James, Du hast wohl nicht richtig verstanden. Das ist eine Foltermethode und keine Wellnessbehandlung oder dergleichen, falls Dir das vorgeschwebt hat.«
Der Amerikaner stöhnte innerlich auf, durchlebte er doch gerade eine ganz neue Art von Folter. Aber davon ahnte diese süße Maus natürlich nichts. Sich selbst zum Teufel wünschend, stieg James vom Pferd ab und griff nach den Zügeln.
»Und was bitte wird das jetzt?«, fauchte Amelie ihn an und klammerte sich an den Sattel, wie eine Ertrinkende an einen Strohhalm.
»Es ist kein Wunder, dass Dir alles weh tut«, knurrte James angespannt zurück. »Du sitzt da oben steif wie ein Brett. Mach Dich mal locker und pass Dich dem Tier ein bisschen an, verdammt.«
Die Härte in seiner Stimme war für Amelie wie ein Peitschenhieb. Natürlich hatte sie das selbst provoziert, so, wie sie ihn angegriffen hatte. Aber, dass er so darauf reagieren würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Meistens nahm er ihre Temperamentausbrüche ja eher mit Humor.
Es wird ihm zu viel!........Ich werde ihm zu viel!
Und
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