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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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Kennedys in Hyannis Port präsent. Besonders im Sommer zog es viele von ihnen hierher. Da ihr gewaltiges Anwesen direkt an das deutlich bescheidenere der Familie Prescott grenzte, kannte James die meisten sogar persönlich. Traurig dachte er an den Sommer 1999 zurück, als der Sohn von John. F. und Jackie Kennedy, der auf dem Weg zur Hochzeit einer Cousine gewesen war, mit einem Sportflugzeug vor Cape Cod verschollen war. Die Prescotts waren damals auch auf der Insel, und James hatte sich mit seinen Brüdern freiwillig an der Suche nach dem Präsidentensohn beteiligt, wie fast alle Bewohner von Hyannis Port. Die Bestürzung hätte nicht größer sein können, als die schlimmsten Befürchtungen zur traurigen Gewissheit wurden. Das Flugzeug war abgestürzt, John-John Kennedy, seine Frau und seine Schwägerin konnten nur noch tot geborgen werden. Ein weiteres Drama für diese stets vom Schicksal gebeutelte Familie.
    Soviel wusste James von den Kennedys zu berichten, und mit dem Besuch des Museums hatte er den Anfang machen wollen. Genau das Richtige für seinen Geschichtsfreak, so hatte er jedenfalls gedacht. Ahnte er doch nicht, dass selbst John F. Kennedy, der auch 50 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod ein Frauenherz durchaus höher schlagen lassen konnte, seine Amy in dieser schwierigen Zeit auf die Palme bringen würde. Und wie sie auf der Palme war. Mittlerweile stritt sie sich lautstark mit seiner Schwester.
    »Mythos? Dass ich nicht lache. Da wird künstlich etwas aufgebauscht, heroisiert, was im Grunde genommen niemals da gewesen ist. Hätte man J.F.K. nicht ermordet, dann wäre er gescheitert. Nicht nur wegen seiner Weibergeschichten, sondern auch aufgrund der Politik, die er verkörperte. Wer weiß, ob er überhaupt wiedergewählt worden wäre. Die fast schon peinliche Heiligsprechung dieses, meiner Ansicht nach unaufrichtigen und über weite Strecken unzulänglichen Mannes basiert einzig und alleine auf der Dramatik des Attentates. Hätte es diese Schüsse in Dallas nicht gegeben, würde heute kein Hahn mehr nach John Fitzgerald Kennedy krähen, das ist doch klar.«
    James stöhnte innerlich auf, während Erin die rothaarige Frau außer sich vor Wut anstarrte. Zum Glück hatte Amy Deutsch gesprochen, so dass die meisten der Museums-Besucher vermutlich nicht verstanden hatten, was sie da von sich gab. Denn das hätte unweigerlich in eine Katastrophe führen können, wurde J.F.K. auf Cape Cod, nein, eigentlich an der gesamten Ostküste der USA nicht nur respektiert und bewundert, sondern geradezu verehrt. Eine Kritik an ihm kam für viele einer Gotteslästerung gleich. Gerade setzte Erin an, um in die Schlacht für Jack Kennedy zu ziehen und ihn zur Not bis aufs Blut zu verteidigen. James musste dringend eingreifen, wenn das Ganze hier nicht vollends eskalieren sollte.
    »Schluss jetzt«, stieß er verärgert aus und packte Amy am Handgelenk. Welche umgehend versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch angesichts der deutlichen Unterschiede in der Kräfteverteilung, musste das Ansinnen erfolglos bleiben und blieb es auch. Natürlich wurde nun noch der letzte Besucher des Museums auf sie aufmerksam, als James mit starrem Gesichtsausdruck dieses kleine Bündel an zorniger Energie hinter sich her zerrte, gefolgt von einer kopfschüttelnden Erin. »Hier fahr Du!«, rief ihr Bruder und warf ihr den Autoschlüssel des Landrovers zu, während er eine Flut von Tritten und Hieben hinnehmen musste. Welche begleitet wurden von unsäglichen Schimpftiraden, wie sie die wunderschöne Halbinsel wohl noch nicht erlebt hatte. Auch auf der kurzen Fahrt zum Prescottschen Sommerhaus hörte das nicht auf. Erin kam sich ein Stück weit vor wie die Fahrerin eines Krankenwagens, die eine Irre transportierte, welche von ihrem Bruder mit der ganzen Aufbietung seiner Kräfte in Zaum gehalten wurde. Gerade so, als wäre er eine fleischgewordene Zwangsjacke. Eine schreckliche Vorstellung, ein grauenhafter Anblick.
    So dauerte die Heimfahrt gefühlte fünf Stunden, und Erin machte drei Kreuzzeichen, als sie vor dem Prescottschen Hause vorfuhr. Russel McPherson und Mrs. Henderson kamen sofort herbeigeeilt, weil der Krach, den dieses zarte Persönchen fabrizierte, kaum zu überhören war. Staunend verfolgten nun drei Augenpaare, wie James die strampelnde Amelie kurzerhand auf seine Arme hob und mit ihr im Haus verschwand. Erin folgte den beiden in die Eingangshalle und sah gerade noch, wie ihr Bruder die Furie in die Abstellkammer schob,

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