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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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hinter ihr die Tür schloss und den Schlüssel umdrehte.
    »James Prescott, bist Du jetzt von allen guten Geistern verlassen worden?«, schrie Erin ihn entsetzt an. »Du holst sie da sofort wieder raus!«
    »Nein, sie bleibt da drin!«, erwiderte er entschlossen, aber ein Blick in sein Gesicht sagte Erin, dass er gerade einen furchtbaren Kampf mit sich ausmachte.
    »James, bitte!«, sprach sie ihn etwas sanfter an. »Was glaubst Du denn, was Du damit bewirken kannst, wenn Du sie in eine dunkle Kammer sperrst?«
    »Sie muss zu Verstand kommen, vielleicht schafft sie es da drinnen«, antworte er und seine Miene spiegelten die Qualen in seinem Innern immer deutlicher wieder.
    »Zu Verstand kommen? James, auch wenn es uns momentan so vorkommen mag, Du weißt genauso gut wie ich, dass Amy nicht verrückt ist. Ihr Gemüt ist erkrankt, nicht ihr Geist. Ihre vielen Stimmungsumschwünge sind anstrengend, ich weiß, und wir können sie nicht verstehen. Aber James, Amy macht das nicht absichtlich, sie hat keinen Einfluss darauf, im Gegenteil, sie leidet wesentlich mehr darunter als wir, das musst Du mir glauben. Also strafe sie nicht noch zusätzlich, indem Du so etwas tust. Bitte schließ die Tür auf!«
    James schüttelte nur stur mit dem Kopf, während Amelies wütendes Toben in der kleinen Kammer immer schwächer wurde.
    Erin fasste ihn verzweifelt am Arm. »Ich sage Dir das nicht gerne, weil ich weiß, dass Du Dir das alles anders vorgestellt hast. Doch wir sind hier jetzt wirklich an einem Punkt angelangt, wo ich es nicht länger vor meinem Gewissen verantworten kann, weiter tatenlos zuzusehen. Es darf so nicht weitergehen, James, hörst Du?«
    Aber genau tat er scheinbar nicht. Er schien sie nicht zu hören, geschweige denn, sie zu verstehen. Aus der Abstellkammer war nur noch ein leises Wimmern zu vernehmen.
    »Wenn Du sie da jetzt nicht rausholst, dann werde ich es tun«, kündigte Erin nun in aller Schärfe an, doch James hatte sich schon umgedreht und schloss die Tür wieder auf. Er hob das Häufchen Elend, das am Boden kauerte, auf seine starken Arme und trug sie die Treppe herauf in ihr Zimmer. Amys jämmerlicher Anblick schmerzte Erin, aber was ihr fast das Herz brach, waren die Tränen, die ihrem Bruder über die Wangen liefen. Sie hatte James noch niemals weinen sehen, nicht mal, als Liam gestorben war. Weil er sich das selbst nicht erlaubt hatte.
    Wie musste es nur jetzt in ihm aussehen, dass er derart die Kontrolle über sich verlor? Eine riesige Angst um ihn machte sich in Erin breit. Es wurde allerhöchste Zeit, dass hier etwas passierte. Sie holte ihr Handy aus ihrer Tasche und wählte die Nummer von Alexander Brown, einem ehemaligen Kommilitonen, der nach seinem Abschluss eine Facharztausbildung in der psychiatrischen Klinik des Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles durchlief. Es konnte nicht schaden, seinen Rat einzuholen.
     

Kapitel 39
     
    8.  Juni 2013 – Hyannis Port
     
    »Schön, dass es Dir wieder ein wenig besser geht!«
    Erin Eliza Prescott blickte noch einmal hinaus auf den Nantucket Sound, bevor sie den Pinsel auf die Leinwand setzte. Neben ihr kämpfte Amelie verzweifelt mit der Stafette, die sich einfach von ihr nicht aufstellen lassen wollte.
    »Äääh ja«, antwortete Amy verlegen. »Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie peinlich mir mein Benehmen ist, und ich möchte mich in aller Form…..«
    »Nein, ist schon gut«, unterbrach James’ Schwester sie. »Du hattest drei Nächte lang nicht geschlafen, da ist es doch kein Wunder, wenn man mal durch den Wind ist.«
    Amelie lächelte zaghaft. »Du bist wirklich lieb, Erin. Aber Du weißt genau wie ich, dass ich nicht nur einfach durch den Wind war. Natürlich hat die Schlaflosigkeit ihr Übriges getan, doch vor allem liegt es daran, dass in meinem Kopf der Teufel los ist. Ich versuche ja, Herr darüber zu werden, aber es will mir einfach nicht gelingen. Und je länger ich es versuche, umso wütender werde ich. Dann komme ich irgendwann an den Punkt, an dem ich nicht nur mir, sondern auch jedem anderen, der meinen Weg kreuzt, etwas antun könnte. Ich hasse mich dafür, doch ich kann nichts dagegen tun. Meistens erledigt es sich nach ein paar Tagen. So wie jetzt. Zum Glück!«
    Erin konnte sich das Elend nicht länger mit ansehen. Sie legte ihren Pinsel beiseite, nahm Amy die Stafette ab und hatte sie im Handumdrehen aufgebaut. »Was wichtig wäre, Liebes, ist, dass Du Dich endlich James öffnest. Du musst ihm erzählen, was genau in

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