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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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denn nichts für ihn tun?«
    Nachdenklich legte
Perkin die Stirn in Falten. »Vielleicht sollte er Land an mich überschreiben —
vorläufig, versteht sich. Ich könnte den Hauptfall bezahlen. Wenn er Annet
heiratet, bekommt er sein Land zurück.«
    »Nein!«, sagte
Wulfric sofort.
    Gwenda wusste,
warum er gegen Perkins Vorschlag war. Perkin war gerissen: Bis zur Hochzeit
würde er jeden wachen Augenblick damit verbringen, einen Plan auszuhecken, wie
er Wulfrics Land für sich behalten könnte.
    Nate fragte: »Wenn
du kein Geld hast, Wulfric, wie willst du dann den Hauptfall bezahlen?«
    »Wenn die Ernte
eingebracht ist, habe ich wieder Geld.« »Falls du die Ernte einbringen kannst,
und selbst dann wird es vielleicht nicht reichen. Dein Vater hat drei Pfund für
das Land seines Vaters bezahlt und zwei für das seines Onkels.« Gwenda
schnappte nach Luft. Fünf Pfund waren ein Vermögen. Es schien unmöglich, dass
Wulfric so viel Geld auftreiben könnte. Wahrscheinlich würden dabei sämtliche
Ersparnisse seiner Familie aufgebraucht.
    Nate fuhr fort:
»Außerdem wird der Hauptfall üblicherweise gezahlt, bevor der Erbe den Besitz
übernimmt — nicht erst nach der Ernte.«
    Aaron Appletree
sagte: »Unter diesen Umständen, Nate, könntest du ein wenig Nachsicht zeigen.«
    »Ach ja? Ein Herr
mag Nachsicht zeigen, denn er herrscht über seinen Besitz; doch wenn ein Vogt
Nachsicht zeigt, verschenkt er eines anderen Mannes Geld!«
    »Aber es ist doch
nur ein Vorschlag. Endgültig wird alles erst, nachdem der neue Herr von
Wigleigh — wer immer es sein mag — seine Zustimmung erteilt hat.«
    Streng genommen
stimmte das, doch in der Praxis war es eher unwahrscheinlich, dass ein neuer
Herr einem Sohn das Erbe seines Vaters verweigerte.
    Wulfric sagte: »Der
Hauptfall meines Vater betrug keine fünf Pfund.« »Da müssen wir in unseren Aufzeichnungen
nachsehen.«
    Nates Antwort kam
so schnell, dass Gwenda vermutete, er hatte nur auf diesen Einwand gewartet.
Nate sorgte häufig für Pausen inmitten einer Anhörung. Gwenda nahm an, dass er
den Parteien dadurch Gelegenheit geben wollte, ihm ein Bestechungsgeld anzubieten.
    Vielleicht glaubte
er, dass Wulfric noch irgendwo Geld versteckt hatte.
    Zwei der
Geschworenen holten die Truhe mit den Herrschaftslisten aus der Sakristei. Es
waren lange Pergamentrollen, auf denen sämtliche Beschlüsse des Lehnshofs
verzeichnet waren. Nate konnte lesen und schreiben — ein Vogt musste beides
beherrschen, um Berichte für seinen Herrn zu erstellen. Nun wühlte Nate in der
Truhe nach dem gesuchten Dokument.
    Gwenda erkannte,
dass Wulfric seine Sache schlecht vertrat. Offenheit und Ehrlichkeit reichten
nicht aus, um gegen seine verschlagenen Gegner zu bestehen: Nate wollte
sicherstellen, dass er die Erbschaftssteuer für den Herrn eintrieb, Perkin
versuchte mit seinen Schlichen, Land für sich selbst zu ergaunern, und Billy Howard
wollte Wulfric aus schierer Bosheit am Boden sehen. Wulfric hingegen war
arglos. Er glaubte tatsächlich, ihm würde Gerechtigkeit widerfahren, wenn er
seinen Fall nur darstellte.
    Gwenda beschloss,
ihm zu helfen. Als Jobys Tochter hatte sie ein paar Lektionen über List und
Tücke gelernt. Ihr war aufgefallen, dass Wulfric sich in seiner Rede nicht auf
das Eigeninteresse der Dörfler berufen hatte — also würde sie es für ihn tun.
Gwenda drehte sich zu David Johns um, der noch immer neben ihr stand. »Ich bin
überrascht, dass ihr Männer euch keine größeren Sorgen macht.«
    David Johns schaute
sie schief an. »Worauf willst du hinaus, Mädel?«
    »Wenn ihr Nate
seine Haarspaltereien durchgehen lasst, wird er sämtliche Erbfälle infrage
stellen. Ihm wird schon irgendein Grund dafür einfallen. Hast du keine Angst,
dass er die Rechte deiner eigenen Söhne anfechten könnte?«
    David schaute
besorgt drein. »Da könntest du recht haben, Mädchen«, sagte er, drehte sich zu
seinem anderen Nachbarn um und sprach ihn sofort darauf an.
    Gwenda, zufrieden
mit diesem ersten kleinen Erfolg, ging zu Wulfric: Sie hielt es für einen
Fehler, dass er heute schon eine Entscheidung verlangte. Es war besser, um ein
vorläufiges Urteil zu bitten; dazu wären die Geschworenen bestimmt eher bereit.
    Wulfric redete mit
Perkin und Annet, als Gwenda sich näherte.
    Perkin starrte sie
misstrauisch an, und Annet rümpfte die Nase.
    Wulfric jedoch war
so freundlich wie immer. »Ich habe gehört, du hast das Haus deines

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