Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
tat sie, allerdings zu spät.
    Seine Klauen rissen die zarte Haut auf ihrem Rücken auf. Sie spürte das Blut, das über ihre Haut lief, spürte den Protest der Muskeln dicht darunter, aber sie empfand nicht die Qualen, die ein wirklich verstümmelnder Schlag ausgelöst hätte. Sie versuchte, den Schmerz zu ignorieren und krabbelte hastig davon. Dann sprang sie auf die Füße und hörte, wie Gariath sich auf Füße und Klauen fallen ließ, als er angriff. Sie hielt den Blick auf die Kakerlake gerichtet, die immer größer wurde, und ihr Gestank stieg ihr wundervoll widerlich in die Nase.
    Er stürmte vor; sie sprang hoch.
    Er erwischte ihren Knöchel mit seiner Klaue; sie packte eine Handvoll teigiger gelber Innereien.
    Sie wirbelte herum und sah seine Zähne direkt vor sich. Mit einem Grollen, das seinem Knurren in nichts nachstand, hämmerte sie ihm ihre Faust mit den schimmernden Eingeweiden ins Gesicht, schmierte ihm die Körpersäfte des Insekts in die Nüstern.
    Er ließ sie zwar nicht sofort los, heulte aber laut auf. Die Körperflüssigkeit der Kakerlake drang in seine Nase, lief
über seine Schnauze in seine Augen, die sofort brannten. Er warf den Kopf zurück, so weit, dass sie ihren Knöchel aus seinem Griff befreien konnte, der sich dadurch gelockert hatte. Seine Klauen zerkratzten ihre Ferse.
    Er sprang auf, schlug mit seinen Fäusten um sich, mit seinem Schweif, wühlte in blinder, animalischer Wut die Erde auf.
    Sein Brüllen hallte schmerzhaft in ihren Ohren, ebenso wie das geräuschvolle Schnaufen seiner Nüstern, als er vergeblich versuchte, ihre Witterung aufzunehmen. Die Geräusche verfolgten sie, als sie in den Wald rannte, mit großen Sätzen über die Furt des Flusses sprang und ihn weit hinter sich ließ. Ohne auf die Richtung zu achten und ohne anzuhalten, duckte sie sich unter Zweigen hinweg und sprang über Baumstämme. Untermalt von seinem Brüllen und Heulen hörte sie immer noch die Worte, die er mit einer solch bösartigen Klarheit ausgesprochen hatte. Sie spürte, wie sie unaufhörlich tiefer in sie hineinsickerten, fühlte, dass ihre Augen in Tränen schwammen.
    Sie rannte weiter und redete sich ein, sie weinte, weil ihr Rücken so schmerzte.
    Sie rannte an einer Kakerlake vorbei; die Fühler des regenbogenfarbenen Insekts zuckten neugierig, als sie an ihm vorbeilief, ohne es auch nur eines Blickes zu würdigen. Es zirpte leise und verwirrt. Sie blickte nicht zu ihm zurück.
    Hätte Kataria es getan, wären ihr vielleicht die beiden großen gelben Augen aufgefallen, die sie aus dem Dickicht beobachteten. Und möglicherweise hätte sie dann auch die Schritte der langen grünen Füße gehört, die ihre Verfolgung aufgenommen hatten.

Bralston lehnte, wie die meisten Magier, den Begriff Magie als Bezeichnung für seine Gabe ab.
    Magie war im akzeptierten Gebrauch des Wortes ein abwertender Begriff, der bedeutete, etwas Unerklärliches erklären zu wollen. Das Wort Magie wurde für alles Mögliche benutzt, ausgestoßen, geflüstert oder gequietscht, angefangen von Sternschnuppen am Himmel bis zu einer Blume, die im Schnee blühte.
    Magier praktizierten keine Magie. Magier kanalisierten Venarie. Und so wie Venarie die Seele eines Magus war, so war die Vernunft die Seele der Venarie.
    Magie war nicht mystischer als viele Keime im Blut, die Feuchtigkeit des Atems, der leichte Schlag, den man bekam, wenn man einen Türknauf berührte, oder die Kraft, welche die Füße eines Mannes auf dem Boden hielten. Venarie war schlichtweg nur eine zusätzliche Eigenschaft, die es den Magiern erlaubte, Fieber in Flammen zu verwandeln, Flüssigkeit in ihrem Atem gefrieren zu lassen, den Funken von einem Türknauf in einen Blitzstrahl zu verwandeln und der Erde selbst zu trotzen.
    All das war bereits erklärt worden, mit zahllosen Thesen, in Debatten und Vorlesungen, sowohl den Begabten als auch den nicht Erleuchteten. Die Reaktion darauf waren viel zu viele fassungslose Blicke und die Unfähigkeit der Unaufgeklärten,
mit diesen Konzepten zurechtzukommen, geschweige denn sie zu begreifen. Aus diesem Grund hatte das Venarium seine Mühe auf aussichtsreichere Studien konzentriert.
    Ohne die Führung der Magier hatten sich jedoch die Unaufgeklärten der anderen Quelle für Erklärungen zugewandt: ihren Priestern. Und diese Priester konnten ihnen nur eine Erklärung bieten.
    Magie.
    Venarie war die Domäne der Magier.
    Magie war die Praxis von Priestern.
    Wenngleich die Erklärung auch nicht immer

Weitere Kostenlose Bücher