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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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seine Hand.
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich, als ich eben reingekommen bin und dich gesehen habe, unglaublich glücklich war, dass der leere Stuhl dir gegenüber meiner war.«
    »Du bist in Ordnung«, sagte sie. »Du darfst bleiben.«
    Er lehnte sich zurück, nahm sein Glas und prostete ihr zu.
    Zu dem Sägebarsch, den sie als Hauptgang bestellt hatten, wählten sie eine Flasche Weißwein.
    »Oh, tut mir Leid, das habe ich ganz vergessen«, sagte sie und kramte in ihrer Handtasche. »Jemand aus deinem Büro…«
    »Aus meinem Büro?«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass er aus der Jefatura kam. Er hat gesagt, ich soll dir das hier geben…«
    Sie reichte ihm einen Umschlag.
    »Außer dir weiß niemand, dass ich hier bin«, sagte Falcón. »Was genau hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt: ›Soweit ich weiß, treffen Sie sich hier mit Inspector Falcón. Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass er das hier bekommt.‹ Und dann hat er mir den Umschlag gegeben.«
    »War es ein Spanier?«
    »Ein Sevillano.«
    Falcón wendete den weißen Umschlag in Händen. Er war sehr dünn. Im Gegenlicht ließ sich erkennen, dass er nur ein einzelnes Blatt enthielt. Falcón wusste automatisch, dass das eine weitere Drohung war, die er nicht vor Consuelo öffnen sollte. Er nickte und schob den Umschlag in die Tasche.

    Er fuhr mit dem Taxi nach Hause und ging direkt ins Arbeitszimmer, wo er seine Gummihandschuhe aufbewahrte. Mit einem Brieföffner öffnete er den Umschlag und schüttelte ein in ein Blatt Papier eingelegtes Foto heraus.
    Im Blitzlicht der Kamera wirkte Nadja Kuzmikova mager. Sie hatte eine Binde vor den Augen, und ihre Arme waren hinter ihrem Rücken an die Lehne eines Stuhls gefesselt. An der schmutzigen Wand dahinter prangte ein einzelner rostroter Handabdruck. Daneben stand in schwarz geschrieben. El precio de la carne es barato . Fleisch ist billig.

ACHTZEHN
    D as Sonnenlicht, das durch die Schlitze der Holzläden ins Zimmer fiel, war noch immer grell. Falcón lag auf dem Bett, das Bild der hilflosen und verwundbaren Nadja scharf vor Augen. Er hatte sein erstes Entsetzen überwunden und versuchte jetzt, die Bedeutung dieser jüngsten Botschaft zu analysieren. Was bezweckten diese Drohungen, jede schlimmer als die vorherige, die immer tiefer in sein Privatleben eindrangen und nun auch Consuelo mit einbezogen? Der Wagen, der ihn am ersten Tag verfolgt hatte, und das Foto von Inés an seiner Pinnwand hatten ihn beunruhigen sollen. Die implizite Androhung körperlicher Gewalt erhöhte nun den Einsatz, aber worum ging es eigentlich? Er gab die Hoffnung zu schlafen auf, schleppte sich unter die Dusche und ließ das Wasser auf sich einprasseln, bis sein Kopf nach dem mittäglichen Wein wieder klar war. Jede Drohung wirkte unverhohlen massiv, aber bisher war in keinem Fall eine Tat gefolgt. Sie versuchten, ihn abzulenken… aber wovon?
    Er dachte über Rafael Vega und die Russen nach. Ein Ausdruck, den Vázquez gebraucht hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf – »ihren wirtschaftlichen Interessen gedient«. Die Vermutung, dass ein Mann, der dubiose Geschäfte mit russischen Mafiosi gemacht hatte und dann tot aufgefunden worden war, wahrscheinlich wegen einer Meinungsverschiedenheit ermordet worden war, war nahe liegend, aber in diesem Fall unlogisch. Die Russen profitierten gewaltig von den Geschäften mit Vega. Warum sollten sie ihn töten?
    Es gab keinen Grund, Vázquez’ Aussage zu bezweifeln, dass er mit den Grundstücksverkäufen nichts zu tun gehabt und auch keine Möglichkeit hatte, direkt mit den Russen Kontakt aufzunehmen. Das würde zweifellos zu Vegas Stil passen: Divide et impera – teile und herrsche. Die Tatsache, dass Pablo Ortega Iwanov und Zelenov in Santa Clara gesehen hatte, deutete offenbar darauf hin, dass sie Vega nur zu Hause aufgesucht hatten. Auch die in das Telefon in seinem Arbeitszimmer einprogrammierte Nummer ließ darauf schließen, ebenso die ausgeschaltete Alarmanlage. Sowohl Vega als auch seine zweifelhaften Geschäftspartner wollten diese Besuche nicht dokumentieren.
    Falcón zog sich an und ging in sein Arbeitszimmer hinunter, wo er den Umschlag und das Foto von Nadja in einen Plastikbeutel steckte. Er lehnte sich zurück und spürte, wie Wut und Frustration in seinem Inneren rumorten. Er konnte absolut nichts dagegen tun. Es wäre zwecklos, seine Ermittlung nun auf die Entführung von Nadja zu konzentrieren. Versuchten die Russen, ihn von seinen Nachforschungen über Vegas Tod abzuhalten,

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