Die Traene des Drachen
am meisten Kopfzerbrechen bereitet hatte.“
„ Hatte?“
„ Ja! Wenn es stimmt, dass ich Darrachs Befehle, die unmittelbar mit Elea zu tun haben, missachten kann, dann sind meine Sorgen diesbezüglich möglicherweise hinfällig. – Er hat mir befohlen, Elea zusammen mit dem Drachen zurück nach Moray zu bringen. Das darf aber auf gar keinen Fall geschehen. Der Drache soll sie vor Darrach, Roghan und ... früher oder später vielleicht sogar vor mir - in Sicherheit bringen.“
„ Warum vor dir? Du liebst sie doch! Du stellst doch keine Gefahr für sie dar!“, fragte Finlay verständnislos. „Finlay, du hast keine Vorstellung davon, wie vertrackt meine Lage ist.“ Maél rieb sich mit seinen Händen das Gesicht und machte auf Finlay den Eindruck eines verzweifelten Mannes, was überhaupt nicht zu seiner sonst so kaltschnäutzigen und souveränen Art passte. „Wenn Darrach erfährt, dass ich ihn hintergangen habe und dass seine Macht über mich in Zusammenhang mit Elea möglicherweise nicht wirkt, dann wird es ihm sicherlich nicht schwer fallen, sich einen neuen Bann auszudenken, der wesentlich stärker ist, als sein erster.“ Finlay erhob sich plötzlich. „Nimm’s mir nicht übel, Maél, aber ich versteh jetzt gar nichts mehr! Erkläre mir bitte...“ Finlay konnte seinen Satz nicht zu Ende sprechen, da er jäh von lauten Schreien Eleas unterbrochen wurde, die hysterisch nach Maél schrie. Dieser sprang sofort entsetzt auf und rannte mit Finlay an seiner Seite zurück zum Lager. Während sie liefen rang er noch Finlay das Versprechen ab, mit keinem Wort ihr soeben geführtes Gespräch Elea gegenüber zu erwähnen. Als sie am Zelt ankamen, erhob sich gerade Jadora vor Eleas Zelteingang und beruhigte die beiden Männer: „Sie hatte nur einen Albtraum, Maél. Geh zu ihr und tröste sie!“
„ Maél, wo warst du nur? Ich bin von dem schrecklichen Traum aufgewacht. Im ersten Moment war ich mir gar nicht sicher, ob es überhaupt ein Traum war oder ob vielleicht alles wirklich passierte. Ich merkte, dass du nicht mehr neben mir lagst und da dachte ich, dass Darrach dich... Es war so schrecklich! Ich...“ Elea schluchzte laut in Maéls Armen, der sich neben sie gekniet hatte und ihr beruhigend den Rücken streichelte. Dabei sagte er immer wieder wie zu einem kleinen Kind, dass es nur ein böser Traum gewesen sei. Doch sie ließ sich nicht so leicht beruhigen. „Maél, ich kann diesen Traum nicht einfach nur als einen schlimmen Albtraum abtun. Wir wissen doch inzwischen, dass meine Träume etwas bedeuten und einen Blick in die Zukunft eröffnen können.“
Sie riss sich plötzlich von ihm los und begann, sich immer wieder aufschluchzend anzukleiden. „Was hast du geträumt?“, fragte er sie nun ernst. Elea sah ihn unter Tränen an und zögerte für einen Augenblick. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem gesamten Körper aus, sobald sie sich die einzelnen Bilder des Traums wieder in Erinnerung rief. Sie begann stockend zu erzählen. „Darrach hat... irgendetwas mit dir gemacht. Ich weiß nicht was. Aber es sah schrecklich aus, weil du ihm völlig hilflos ausgeliefert warst.“
„ Könntest du dich vielleicht etwas konkreter ausdrücken? Was hast du genau gesehen?“, fragte Maél mit einer Stimme, der nun auch seine Besorgnis anzumerken war. „Du warst in einem Raum. Nein! Ich weiß gar nicht, ob es ein Raum war, weil alles in grün schimmerndem Nebel eingehüllt war. Auf jeden Fall lagst du auf einem Tisch oder vielmehr auf einem Steinblock. Du warst gefesselt und hattest die Augen geschlossen, als ob du schliefest. Auf einmal tauchte Darrach aus dem Nebel auf. Er hielt irgendetwas in den Händen. Ich konnte aber nicht erkennen was es war, weil immer wieder Nebelschwaden seine Gestalt umwaberten. Er sprach in einer fremdartigen Sprache, während er an deiner Seite stand und diesen Gegenstand vor dein Gesicht hielt. Aus seinen Augen blitzte immer wieder grünes Licht auf. Es war schrecklich. Hast du eine Ahnung, was der Traum zu bedeuten hat?“ Maél schluckte mühsam gegen den Kloß in seiner Kehle an. Aber auch sein Magen focht seinen ganz eigenen Kampf aus. Er wusste ganz genau, was Elea in ihrem Traum beobachtet hatte: Darrach war dabei einen neuen Zauberbann zu weben. Aber er durfte und er konnte es ihr unter gar keinen Umständen sagen. Also log er: „Nein, das weiß ich nicht. Vielleicht weist dieser Traum diesmal gar nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit. Quäle dich jetzt
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