Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)
aufgetürmt.
»Alles bestens, ist nur eine Beule.« Ich spürte, dass Adam und Beth wortlos miteinander kommunizierten.
Beth rieb eine meiner Schultern, dann nahm sie Jodies Hände. »Wir machen Kaffee und belegte Sandwiches«, erklärte sie, ehe sie meine Frau von der Couch aus dem Zimmer führte.
Ich blieb, wo ich war, freute mich aber nicht darüber, Adam entgegenzutreten.
Im Bauch des Hauses sprang die Heizung an.
Adam stand immer noch hinter mir, als er begann: »Bisher weiß ich nur, dass du gestern Abend nicht nach Hause gekommen bist, und dass Doug dich gegen Morgen grün und blau geschlagen auf dem Friedhof außerhalb der Stadt gefunden hat. Willst du das näher ausführen?«
»Gut zu wissen, dass du dich so um meine Gesundheit sorgst. Ich lebe noch, falls es dich interessiert.«
»Ja, das sehe ich. Drehst du dich jetzt endlich verdammt noch mal um?«
Ich tat es.
»Ich dachte eigentlich, dass ich dich ein wenig zur Besinnung gebracht habe.«
»Nein. Du hast mir nicht zugehört. Ich habe versucht es dir zu erklären.« Ich war erschöpft. Ging es nach mir, so gab es keine Schlacht mehr, die ich schlagen konnte. Meine Stimme dröhnte wie durch einen Lautsprecher in der High School.
»Du hast nichts außer an den Haaren herbeigezogenen Bullshit aufgetischt. Ich sagte dir, was du am besten tun solltest, aber du wolltest nicht hören.«
»Doch«, widersprach ich. »Ich habe sehr wohl zugehört. David Dentman fing mich in seinem Wagen ab, als ich euer Haus verließ.«
»Und ich schätze, er war es, der dein Gesicht zu Matsch verwandelt hat, richtig?«
»Mehr oder weniger.«
»Kein Wunder. Ich hab dich gewarnt, diese Leute in Ruhe zu lassen.«
»Aber wer kann schon vorhersagen, wie sich ein wahnsinniger Mörder verhält?«
Adams Nasenflügel flatterten. Er nahm die Arme von der Brust und stemmte die Hände in die Hüften. Seine Wangen waren gerötet und ich sah seine Sehnen am Hals hervortreten. Ich wusste, dass er mich gern geschlagen hätte. »Das«, fuhr er fort, »ist dein Fehler. Niemand sonst ist dafür verantwortlich. Du konntest es einfach nicht lassen. Ich habe dich gewarnt.«
»Du siehst es nicht. Wie kann es sein, dass ich der Einzige bin, der es begreift? Das alles kommt mir vor wie the fucking Twilight Zone .«
»Es gibt nichts zu begreifen.«
»Da gibt es genügend zu begreifen.«
»Nein, du interpretierst dir zu viel zusammen. Es spielt sich alles in deinem Kopf ab. Du gaukelst dir gottverdammt nur etwas vor und glaubst fest daran. Der Junge ist ertrunken. Es war ein Unfall. Bekomm das in deinen Schädel.«
Weißglut packte mich. Detective Wrens Gesicht erschien auf einmal wie der Vollmond vor meinem, eine Hand auf meiner Schulter und er fragte mich zum tausendsten Mal, was mit meinem Bruder geschehen sei.
»Du liegst falsch und bist verblendet«, grollte ich.
»Gottverdammt. Du hast doch den Verstand verloren, kannst Fiktion und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten.«
»Die Wirklichkeit sieht so aus«, antwortete ich im bemessenen Ton, »dass David Dentman seinen Neffen umgebracht hat, doch niemand will es wahrhaben.«
»Dann beweis es.« Adam schlug sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel. »Wenn du dir so verdammt sicher bist, will ich einen verdammten Beweis sehen.«
»Sein Charakter beweist genug; das lausige Notizbuch deutet darauf hin.« Ich warf es durch die Luft. »Das Haus deutet darauf hin, die Gesamtheit all der Geschichten, die –« Mein Blick blieb auf dem Couchtisch hängen mit den Holzklötzen aus meiner Kindheit beziehungsweise denen von Elijah, die immer noch eine bunte Miniaturtreppe bildeten. Ein gequältes Lachen brach aus meiner Kehle hervor. »Der Beweis steckt in diesen Klötzen, siehst du? Der Beweis steckt in der Treppe!«
Um mich herum schien die Welt zu gefrieren. Eine Schleuse tat sich im Zentrum meines Hirns auf und durchflutete es mit gleißend weißem Licht. Ich bemerkte nur vage, wie Beth und Jodie im Flur auftauchten.
»Der perfekte Ort«, murmelte ich, als ich mich zu ihnen umdrehte.
»Travis«, sagte Adam.
»So einfach. Es ist der perfekte Ort, weil es mich schon seit dem ersten Tag anstarrt.«
»Er hat den Verstand verloren«, sprach Adam.
»Oh«, stöhnte Jodie und fing zu weinen an. »Oh Gott …«
»Du willst eine Leiche?«, schrie ich ihn an. »Du willst den Beweis?«
Wie eine Dampflok preschte ich an Adam vorbei und riss die Haustür weit auf. Jodie kreischte meinen Namen, doch ich stoppte nicht, hielt nicht
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