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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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kapierst du doch nichts.«
    Passiert das wirklich?
, dachte Daniel. Dann sagte er: »Und wie lauten die Regeln?« »Die Regeln sind Folgende: Wir geben uns nicht mit Kleinigkeiten ab. Mach dir also keine Sorgen darüber, wie oft du dir einen runtergeholt hast oder ob du dein Leben richtig gelebt hast. Entweder man gehört zu den Guten oder eben nicht. Und du warst einer von den Guten.« Er grinste verstohlen, als wären sie zwei Jugendliche, die sich schlüpfrige Witze erzählen. »Jedenfalls hast du versucht, gut zu sein. Mit mäßigem Erfolg, aber das ist egal. Das Gute überwog gegenüber dem Schlechten.«
    »Das ist alles? Das ist der Maßstab? Das Gute überwog? Dann muss im Himmel aber viel mehr los sein, als ich gedacht habe.«
    »Eigentlich nicht.« Sebastian machte einen Schritt nach links. Und dann noch einen. Wie ein Boxer. Aber er ließ die Arme herunterhängen. »Es gibt noch ein Kriterium. Einen Test. Für jeden einen anderen. Nun, nicht für jeden. Die Menschen sind nicht so unterschiedlich, wie sie glauben. Es gibt tausend unterschiedliche Tests. Genau tausend für alle Seelen des Universums. Ich habe nachgesehen.« Wieder machte er eine Bewegung nach links, und mit hervorragender Beinarbeit zog er langsam Kreise um Daniel. »Der zweite Grund ist der Test. Deswegen bin ich hier. Du musst mit mir kämpfen.«
    Daniel drehte sich leicht und machte einen kleinen Sprung rückwärts, Sebastian immer noch genau vor ihm. Der Heilige hob nun die Fäuste, nahm eine richtige Kampfhaltung ein und tänzelte weiter in einem engen Kreis um Daniel. Daniel drehte sich noch ein Stück, aber behielt die Hände unten. Adrenalin strömte in seine Adern, sein Herzschlag wurde schneller und er verspürte den Drang, seine Hände zu Fäusten zu ballen. Aber er kämpfte dagegen an.
    »Ich schlage dich nicht. Du bist ein Heiliger.«
    »Ja, aber ein Heiliger, der hergeschickt wurde, um dich zu vermöbeln«, sagte Sebastian. »Verstehst du? Denn unser Tänzchen wird erst losgehen, wenn ich sicher bin, dass du’s kapiert hast. Ich werde dich gleich grün und blau schlagen, aber mir wäre wohler, wenn du dich verteidigen würdest. Sicher, du wirst nach deinen Taten beurteilt, aber keiner kann verlangen, dass du dich wie ein Hund prügeln lässt.« Er stand nun auf den Fußballen und kreiste immer schneller. »Stürz dich ruhig auf mich, wenn du willst. Greif mich an wie eine wilde Bestie. Du kannst dich auch streng an die Boxregeln halten, das ist deine Entscheidung. Aber steh nicht einfach nur da wie ein ausgepowerter Amateur, der sich am liebsten mit einer Flasche Fusel in einer Ecke verkriechen würde.« »Das muss ein Traum sein«, sagte Daniel. »Ich träume.«
    Sebastian gab Daniel mit der Linken eins auf die Nase. Vor Schmerz sah Daniel nur noch Sterne. Als er wieder klar sehen konnte, rann Blut aus seiner Nase an seiner Oberlippe hinunter.
    »Ich versuche nur, dir einen guten Rat zu geben, mein Sohn«, sagte der Heilige. »Du tätest gut daran, auf mich zu hören. Jetzt fang endlich an zu kämpfen.«
    Dann kam ein härterer Schlag. Wieder auf die Nase.
    »Au!«, sagte Daniel. »Das hat verdammt wehgetan!« Jetzt konnte er Blut schmecken. Er hob die Fäuste.
    »Los geht’s«, sagte Sebastian.
    Es ging für Daniel gar nicht gut los. Sebastian war technisch besser und auch besser in Form. Daniel wusste einfach nicht, was er machen sollte. Aber nachdem er anfangs eine schnelle Abfolge von Schlägen durchgestanden hatte, blockte Daniel eine kurze Gerade ab, verpasste Sebastian einen rechten Haken in die Rippen, wich zurück und zielte zwei kurze Geraden auf die Nase des Heiligen. Die rechte traf Sebastian aber nur an der Schulter, und er reagierte blitzschnell. Daniel duckte unter einem Haken weg, wich einem linken Uppercut aus und drehte sich rechtzeitig herum, um Sebastian eine Gerade auf den Solarplexus zu verpassen, der daraufhin seinen Kreistanz beendete. Dann noch zweikurze Gerade Richtung Nase, aber die zweite traf Sebastian an der Stirn.
    Daniel stürzte sich auf Sebastian, umklammerte seine Oberarme und sog scharf die Luft ein. »Okay, ich habe mit dir gekämpft«, sagte er keuchend. »Können wir jetzt aufhören?«
    Sebastian biss Daniels rechtes Ohr ab, spuckte es in einem roten Schwall auf den Boden und befreite sich aus der Umklammerung.
    »Ich habe dich mit diesem Regelquatsch ganz schön reingelegt, was?« Er lächelte ein mitfühlendes Lächeln voller blutiger Zähne. »Stell dich nicht so dumm an, mein Sohn.

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