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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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auszubrechen. Und zwar dort!« Trevir deutete nach links und zog das Mädchen grob hinter sich her.
    Sofort fielen weitere Gnome vom Himmel und machten die vermeintliche Bresche unpassierbar. Ein besonders angriffslustiges Exemplar sprang auf Trevir zu und ergriff seinen Arm.
    »Au!«, schrie der, als scharfe Krallen ihm die Haut aufritzten.
    »Lässt du ihn wohl in Frieden!«, schalt Dwina den Angreifer und versetzte ihm einen Fußtritt in die Magengrube. Der Zwerg jaulte kurz auf, sackte zusammen und rang röchelnd nach Luft.
    »Danke«, sagte Trevir und zog Dwina schnell wieder in die Mitte des Gnomenkreises zurück.
    »Keine Ursache«, gab sie grimmig lächelnd zurück.
    Schon mussten sie sich wieder auf den rasch enger werdenden Gnomenring konzentrieren. Als einzelne Individuen wären diese Gegner vermutlich leicht zu besiegen gewesen, aber sie jagten im Rudel, und das machte sie zu einer tödlichen Bedrohung, wie Trevir mit wachsendem Zorn begriff. Er war nicht all die Jahre durch die Welt gezogen, hatte nicht so viele Gefahren durchgestanden, um am Ende in einer Ruinenstadt von Zwergen zerfleischt zu werden.
    Zu seiner Rechten hörte er ein Zischen. Als er herumfuhr, sah er einen Gnom, der ihn aus nächster Nähe mit Augen so groß wie Aprikosen anglotzte. Erschrocken riss Trevir den Arm hoch und obwohl sein Stab den Gegner nicht einmal berührte, flog dieser in hohem Bogen davon. Auf einem Schutthügel blieb er bewegungslos liegen.
    »Es geht also auch ohne Glanz«, murmelte Trevir verwundert. Er hatte nicht geahnt, wie groß seine Macht inzwischen geworden war.
    Die Bewohner der Ruinen fassten seine Verteidigung offenbar als Angriff auf, denn mit einem Mal stürmten sie alle gleichzeitig laut kreischend auf das Paar zu.
    Trevir handelte instinktiv. Er trat rasch hinter Dwina, umfasste ihren Leib und drückte sie an sich. Während sein linker Arm sie festhielt, streckte er die Rechte nach den Gnomen aus. Dann begann er sich schnell mit seiner Partnerin zu drehen. Ja, genau so mutete es an, wie ein unheimlicher Tanz – in Wahrheit wollte er nur verhindern, dass Dwina nicht versehentlich zwischen den Stab und die Angreifer kam.
    Unter Letzteren richtete Trevir ein furchtbares Durcheinander an. Wie von einem riesigen Besen fortgefegt, flogen sie nach allen Seiten fort. Ihr Angriffsgebrüll verwandelte sich schnell in Schmerzensgeschrei. Dem Hüter lag nichts daran, die Gnome zu töten, aber er besaß noch keine Praxis in der Dosierung seiner Macht. Daher zerbrach seine verzweifelte Wut manchen Knochen wie Glas.
    Aber die zwergenhaften Gegner waren zäh und unerschrocken. Immer neue Angriffswellen wogten heran, immer näher kamen sie dem sich drehenden Paar. Geschickt wichen sie vor dem zur Streitkeule umfunktionierten Stab zurück und obwohl einige auf unangenehme Weise damit Bekanntschaft machten, rückten die anderen doch gleich wieder vor, sobald der Knauf an ihnen vorübergesaust war.
    »Autsch!«, schrie Dwina, als ein Gnom ihr an die Wade grapschte.
    Trevirs Faust fuhr samt Stab herab und als sie den kleinen Wicht berührte, verschwand er vor aller Augen.
    Der Angreifer hatte sich nicht etwa in Luft aufgelöst, sondern brüllte voller Wut von der Zinne einer hoch aufragenden Fassadenmauer, dem kläglichen Überrest eines einst imposanten Hauses in unmittelbarer Nähe. Die Strafversetzung in schwindelnde Höhen bedeutete für die klettergewandten Wichte ein ungleich milderes Urteil als die Knochenbrecherei, mit der Trevir seine Kampfgenossen zuvor geschunden hatte. Gleichwohl beeindruckte der auf der Mauerkrone kreischende Kamerad die Gnomenschar weitaus mehr als die vor Schmerzen jammernden Artgenossen in den umliegenden Trümmern. Respektvoll zogen sich die Kämpfer zurück.
    Unvermittelt erscholl hinter den beiden Menschen eine hohe, aber dennoch würdevolle Stimme, die sich einer fremdartigen Aussprache bediente. »Verzeiht, dass wir Euch nicht gleich erkannt haben, ehrenwerter Empfänger.«
    Als sich das Paar umdrehte, erblickte es kaum zehn Schritte entfernt einen etwas größeren Gnom, der einen langen, silbrig glänzenden Umhang trug und sich nun verneigte. Seine breite und hohe Stirn war tief gefurcht und er hatte einen kleinen Buckel.
    »Die können sprechen!«, staunte Dwina.
    »Zumindest der da. Scheint ihr Anführer zu sein«, gab Trevir ihr Recht und an den Silbermantel gerichtet fragte er: »Wer seid Ihr und warum nennt Ihr mich Empfänger?«
    »Verzeiht, ich bin Ceobba, Herzog, Priester und

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