Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
nein. War es nicht offensichtlich, dass Ihr Verhalten mich erregte? Es gefiel mir. So wie Ihnen meine Küsse und Zärtlichkeiten zunächst gefielen …“
Das Gespräch hatte eine Wendung genommen, die Cassie nicht erwartet hatte. Sie war fasziniert, aber auch sehr verunsichert. Große Gefühle kannte sie aus den Gedichten der Poeten, die sie so liebte. Allerdings hatte sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ausgemalt, dass sie jemals mit einem Mann über solche Empfindungen reden würde. Tante Sophia wäre entsetzt gewesen. Nun, zum Glück war Tante Sophia Tausende von Meilen entfernt.
Also nahm Cassie all ihren Mut zusammen und sagte: „Es hat mir so gut gefallen, dass ich Angst bekam.“
„Angst?“
„Ja, ich wusste nicht, dass mein Körper … Ich meine, ich konnte nicht mehr klar denken. Was ich fühlte, war wundervoll. Nur, diese Gefühle waren stärker als mein Verstand.“
„Und das gefiel Ihnen nicht?“
„Mir wurde plötzlich klar, dass ich im Begriff war, etwas zu tun, für das man mich verurteilen würde. Trotzdem …“ Sie errötete, doch das konnte Jamil im Dunkeln nicht sehen.
„Trotzdem“, vollendete er den angefangenen Satz, „trotzdem verspürten Sie den Wunsch, Ihren Verstand auszuschalten und diese Gefühle bis zur Neige auszukosten.“
„Ja.“ Ihre Stimme war jetzt kaum mehr als ein Flüstern. „Ja. Aber das war doch bestimmt falsch.“
„Nein“, widersprach er. „Im Gegenteil. In meinem Land ist es nicht nur erlaubt, dass eine Frau Verlangen und Leidenschaft empfindet, es ist sogar erwünscht, dass sie beides ebenso genießt wie ein Mann.“
„Oh …“
„Eine Liebesnacht kann für eine Frau wundervoll sein.“
Die Vorstellung war beunruhigend. Und aufregend. Sogar erregend. War sie auch unmoralisch? Nein, sagte Cassie sich.
Tante Sophia hätte das bestimmt anders gesehen. Und nicht nur sie! In England war vieles anders als in den arabischen Ländern.
Jamil griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Das gab ihr ein Gefühl der Sicherheit. Jamil hatte bewiesen, dass er ein ehrbarer Mann war. Deshalb durfte sie auch ein wenig näher an ihn heranrücken. Oder?
„Hier in Daar-el-Abbah geben wir uns alle Mühe, den Frauen im Bett Vergnügen zu bereiten“, fuhr Jamil fort. „Ein Mann ist nur dann wirklich glücklich, wenn es ihm gelingt, auch die Frau glücklich zu machen. Leidenschaft, Lust, Begierde … Das ist etwas, das man zu zweit genießen soll.“
Ungläubig riss Cassie die Augen auf. Was Jamil gerade gesagt hatte, widersprach allem, was sie in England über das Verhältnis von Männern und Frauen gelernt hatte. Tante Sophia zum Beispiel hatte ihr sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass die sogenannten ehelichen Pflichten recht unangenehm sein konnten. Celia allerdings schien in ihrer Ehe andere Erfahrungen gemacht zu haben.
Bisher hatte Cassie sich nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, was ihr Vergnügen bereitete. Sie las gern, am liebsten Gedichte. Es gefiel ihr, lange Spaziergänge mit ihren Schwestern zu machen. Und es bereitete ihr Vergnügen zu tanzen. Aber niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass das, was im Ehebett geschah, der Frau gefallen könne. Das schönste Gefühl, hatte sie immer gedacht, sei die Liebe. Aber hatte die überhaupt etwas mit dem Vergnügen zu tun, von dem Jamil sprach? Ihre Erfahrungen vom vergangenen Abend schienen das Gegenteil zu beweisen.
Das war ein sehr verwirrender Gedanke.
Sie runzelte die Stirn. Nach dem demütigenden Ende ihrer Verlobung mit Augustus hatte sie sich geschworen, nie wieder zu lieben. Aber Jamil sprach nicht von Liebe. Er schien sie davon überzeugen zu wollen, dass man jenes erregende Vergnügen durchaus ohne zu lieben genießen könne.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und fragte: „Kann man … Ich meine, kann eine Frau … Also, gibt es verschiedene Möglichkeiten dieses Vergnügen zu erleben?“ Sie errötete vor Scham über ihre eigenen Worte. Aber sie wusste, dass sie eine Antwort brauchte, wenn sie nicht dauernd darüber nachgrübeln wollte. Und wen, wenn nicht Jamil, hätte sie fragen können?
„Es gibt sehr viele Wege, dieses Vergnügen zu erleben – oder es zu schenken.“
„Oh!“ Sie dachte an die vergangene Nacht und daran, dass Jamil im Begriff gewesen war, ihr mindestens einen dieser Wege zu zeigen. Ja, gemeinsam hatten sie bereits die ersten Schritte auf diesem Weg gemacht. Es war aufregend gewesen. Und ein wenig beängstigend, weil alles so neu war. In
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