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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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hätte fallen lassen, hätte nur die Schwerkraft seine Haltung verändert.
    Der Schmerz hatte Wulfgar zu weit getrieben und aus seinem gegenwärtigen Gefängnis befreit. Unglücklicherweise hatte ihn diese Flucht nur in einen anderen Kerker entführt, an einen weit dunkleren Ort, der mit einer Pein erfüllt war, die alles übertraf, was diese sterblichen Folterknechte ihm jemals antun konnten. Lockende, nackte und verführerisch schöne Succubi umflatterten ihn. Die großen Glabrezu mit ihren Scherenarmen schnappten immer wieder nach ihm und zwickten kleine Stücke aus seinem Körper. Die ganze Zeit über hörte er das dämonische Lachen von Errtu, dem Eroberer, Errtu, der große Baelor, der Drizzt Do'Urden mehr hasste als jeden anderen Sterblichen und der diesen Zorn wieder und wieder an Wulfgar ausließ.
    »Wulfgar?« Der Ruf kam von weit weg; es war keine kehlige, dämonische Stimme wie die von Errtu. Sie war vielmehr sanft und weich.
    Wulfgar kannte diese Falle, die falschen Hoffnungen, die vorgespielte Freundschaft. Errtu hatte dieses Spielchen bei zahllosen Gelegenheiten gespielt. Er hatte den Mann in seinen Momenten höchster Verzweiflung wieder aufgerichtet, ihn aus seinen emotionalen Tiefs geholt, um ihn anschließend nur umso tiefer in den Abgrund schwärzester Hoffnungslosigkeit zurückzustoßen.
    »Ich habe mit Morik gesprochen«, fuhr die Stimme fort, aber Wulfgar hörte nicht mehr zu.
    »Er beteuert seine Unschuld«, sprach Kapitän Deudermont hartnäckig weiter, obwohl Robillard an seiner Seite skeptisch schnaubte. »Und doch hat der Hund Raffer euch beide bezichtigt.« Wulfgar, der versuchte, die Worte zu ignorieren, stieß ein Knurren aus und war sicher, dass es erneut Errtu war, der ihn quälen wollte. »Wulfgar?«, fragte Deudermont. »Es ist sinnlos«, sagte Robillard tonlos.
    »Gib mir irgendein Zeichen, mein Freund«, fuhr Deudermont fort und stützte sich schwer auf einen Stock, da seine einstige Kraft noch längst nicht zurückgekehrt war. »Sag nur ein Wort, dass du unschuldig bist, damit ich Magistrat Jharkheld dazu bringen kann, dich freizulassen.«
    Er erhielt keine Antwort – außer dem fortgesetzten Knurren.
    »Erzähl mir einfach nur die Wahrheit«, bohrte Deudermont weiter. »Ich glaube nicht, dass du etwas damit zu tun hattest, aber ich muss es von dir hören, wenn ich ein ordnungsgemäßes Verfahren fordern soll.«
    »Er kann dir nicht antworten, Kapitän«, sagte Robillard, »weil er dir keine Wahrheit sagen kann, die ihn freisprechen würde.« »Du hast Morik gehört«, erwiderte Deudermont, denn die beiden waren gerade aus der Zelle des Ganoven gekommen, der eindringlich seine und Wulfgars Unschuld beteuert hatte. Er behauptete, dass Grauser Raffer ein kleines Vermögen für Deudermonts Kopf geboten hätte, er und Wulfgar aber rundweg abgelehnt hätten.
    »Ich hörte einen verzweifelten Mann eine verzweifelte Geschichte erfinden«, entgegnete Robillard.
    »Wir könnten einen Priester holen, um ihn zu verhören«, sagte Deudermont. »Viele von ihnen beherrschen Zauber, um solche Lügen aufzudecken.«
    »In Luskan vom Gesetz verboten«, erwiderte Robillard. »Zu viele Priester haben ihre eigenen Interessen bei solchen Verhören. Der Magistrat führt seine Befragungen auf seine eigene, ziemlich erfolgreiche Weise durch.«
    »Er foltert sie, bis die Angeklagten sich schuldig bekennen, ob dieses Geständnis wahr ist oder nicht«, ergänzte Deudermont. Robillard zuckte mit den Achseln. »Er bekommt Ergebnisse.« »Er füllt seinen Karneval.«
    »Wie viele in diesem Karneval hältst du für unschuldig, Kapitän?«, fragte Robillard unverblümt. »Selbst jene, die nicht das spezielle Verbrechen begangen haben, für das sie bestraft werden, haben zweifellos zahlreiche andere Missetaten verübt.«
    »Das ist eine ziemlich zynische Auffassung von Gerechtigkeit, mein Freund«, sagte Deudermont. »Das ist die Wirklichkeit«, entgegnete Robillard.
    Deudermont seufzte und schaute wieder zu Wulfgar hinüber, der knurrend an der Wand hing, ohne seine Unschuld zu beteuern oder sonst etwas zu behaupten. Deudermont sprach den Mann erneut an und ging sogar zu ihm, um ihn anzustupsen. »Du musst mir einen Grund geben, Morik zu glauben«, sagte er.
    Wulfgar spürte die sanfte Berührung eines Succubus, der ihn in eine Gefühlshölle locken wollte. Mit einem Brüllen schwang er seine Hüften vor und trat aus. Er streifte den überraschten Kapitän nur, doch er traf ihn hart genug, um ihn zurückstolpern

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