Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Schritte wurden von dem Klirren von Charons Klaue auf dem Steinboden übertönt, und er drückte sich an die Wand neben der Türöffnung, wobei er zu Recht davon ausging, dass das Breitschwert und die Asche Olwen verwirren würden, wenn auch nur kurz. In der Tat streckte der Waldläufer den linken Arm weit aus, um das zurückschwingende Breitschwert abzufangen, und dann versuchte er verblüfft stehen zu bleiben, als sich die Aschewand vor ihm herabsenkte.
Aber er schaffte es nicht vollkommen, seinen eigenen Schwung abzufangen, und wollte auch eine Kollision mit dem großen Breitschwert vermeiden, also stieß er ein Brüllen aus, stürzte vorwärts, brach durch den Ascheschleier und rannte in den Gang hinaus.
Und erstarrte dort, denn sein Feind war nirgendwo zu sehen.
Ein feiner, scharfer Dolch ruhte plötzlich an Olwens Kehle. Eine freie Hand riss an seinem dichten schwarzen Haar und entblößte seinen Hals vollständig, um ihn leicht töten zu können.
»An Eurer Stelle würde ich meine Arme weit ausstrecken und meine Waffen auf den Boden werfen«, flüsterte Entreri in Olwens Ohr.
Als der Waldläufer zögerte, zerrte Entreri abermals an seinem Haar und drückte ein wenig fester mit seinem Edelsteindolch zu, was eine blutende Linie hervorrief, und als Olwen immer noch zögerte, zeigte Entreri ihm die vollkommene Vernichtung, die ihm bevorstand, indem er die vampirischen Kräfte des Dolches heraufbeschwor, um ein Stück von Olwens Seele zu stehlen.
Die Kampfaxt fiel klirrend auf den Boden, gefolgt von der Handaxt.
»Damit vervielfacht Ihr Eure Verbrechen«, erklang eine ruhige Stimme hinter ihm.
Entreri riss Olwen herum und schob ihn durch die Asche und am Breitschwert vorbei in den Raum, um sich Kane zu stellen, der an dem anderen Ausgang stand. Der Mönch wirkte vollkommen entspannt, im Frieden mit sich, die Arme an den Seiten und mit leeren Händen.
»Das einzige Verbrechen, das ich begangen habe, bestand darin, mich aus Gareths Gosse zu erheben«, erwiderte der Meuchelmörder.
»Wenn das wahr ist, warum befinden wir uns dann im Kampf?«
»Ich verteidige mich.«
»Und Euer Königreich?«
Entreri kniff die Augen zusammen und antwortete nicht.
»Ihr habt Eure Klinge an der Kehle eines guten Mannes, der in den gesamten Blutsteinlanden als Held gefeiert wird«, stellte Kane fest.
»Eines Mannes, der versucht hat mich umzubringen und mich gerne in Stücke geschnitten hätte, wenn ich es zugelassen hätte.«
Kane zuckte die Achseln, als zählte das nicht. »Ein Missverständnis. Seid jetzt vernünftig. Lasst zu, dass Eure Taten klar und deutlich für Euch sprechen, wenn Ihr Euch der Gerechtigkeit von König Gareth stellt, was Ihr zweifellos tun müsst.«
»Oder ich könnte gehen ...«, begann Entreri, hielt aber inne, als neben Kane eine zweite Gestalt auftauchte. Emelyn der Graue keuchte und schnaubte vor Empörung über den Anblick, der sich ihm bot.
»Oder gehen, zusammen mit diesem Mann hier«, wiederholte Entreri. »Ohne dass sich mir jemand in den Weg stellt. Ich lasse ihn frei, wenn ich selbst frei bin von den Fehleinschätzungen Gareth Drachenbanns und seiner reizbaren Gefolgsleute.«
Der Zauberer begann erneut zu schnauben und machte einen Schritt vorwärts, wurde aber von Kane mit einem ausgestreckten Arm aufgehalten. Das schreckte Emelyn jedoch nur wenig ab, denn er begann, mit den Armen zu fuchteln.
»Ich werde Euch in Asche verwandeln!«, erklärte der Zauberer.
Entreri grinste schief und brachte seinen Dolch dazu, zu trinken, nur ein klein wenig.
»Hört auf!«, brüllte Olwen, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, und das ließ Emelyn innehalten. Olwen hatte dem Tod schon oft gegenübergestanden, hatte sich zusammen mit dem Zauberer einem Dämonenlord gestellt, aber nie hatten Kane und Emelyn ihren Freund so erschüttert gesehen.
»Das werdet Ihr nicht überleben«, versprach Emelyn Entreri.
Neben ihm senkte Kane die Arme und schloss die Augen. Ein blauer Edelstein an einem Ring, den er trug, flackerte kurz auf.
»Das reicht jetzt«, warnte Entreri, und er wich ein wenig zur Seite aus und zog Olwen mit sich, als eine geisterhafte Hand neben ihm in der Luft erschien. »Mein erster Schmerz ist sein letzter Atemzug«, versprach er.
Kane öffnete die Augen und hob die Hände in einer scheinbar nachgiebigen Geste.
Die Geisterhand bewegte sich abwärts und streifte Entreri dabei leicht, aber sie fühlte sich nicht stofflicher an als eine leichte Brise und löste sich dann
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