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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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auf.
    Entreri atmete schwer. Er war ein wenig verwirrt. Er wollte Olwen selbstverständlich nicht töten, weil er dann nichts mehr zum Feilschen hatte. Er riss fest am Haar des Mannes, was diesen schmerzerfüllt aufstöhnen ließ.
    »Dreht Euch um und führt mich nach draußen«, befahl er.
    Emelyn begann tatsächlich, sich zu drehen, aber er hielt in der Bewegung inne, und sein Blick – und danach auch der von Entreri – wanderte zu dem Mönch, denn Kane stand vollkommen reglos da, die Augen geschlossen, die Lippen leicht in Bewegung wie bei einer Beschwörung.
    Entreri wollte ihn gerade warnen, aber dann öffnete der Mönch die Augen wieder und sah ihn direkt an. »Es ist vorbei«, erklärte er.
    Der Blick des Meuchelmörders zeigte deutlich, dass er das bezweifelte.
    Aber einen Moment später sah man ihm seine Verwirrung an, denn er fühlte sich sehr seltsam. An seinen Armen und Beinen begannen die Muskeln zu zucken. Er blinzelte mehrmals und schnaubte, obwohl er nicht schnauben wollte.
    »Ah, gut gemacht!«, sagte Emelyn, der immer noch Kane ansah.
    »W-w-was?«, brachte Entreri mühsam heraus.
    »Ihr tragt in Euch den Willen von Kane«, erklärte der Mönch. »Ich habe unsere Energien aufeinander abgestimmt.«
    Die Muskeln von Entreris Unterarm spannten sich an, verkrampften und verrenkten sich schmerzhaft. Er dachte daran, seinen Gefangenen zu töten, aber es war, als könnte sein Geist nicht mehr mit seiner Hand kommunizieren.
    »Stellt Euch Eure Lebensenergie als eine Schnur vor«, erläuterte Emelyn, »fest gespannt vom Kopf bis zur Lende. Meister Kane hat diese Schnur jetzt vor sich, und er kann mit ihr spielen, wie es ihm passt.«
    Ungläubig starrte Entreri seinen Unterarm an, und er verzog angewidert das Gesicht, als er begann, die subtilen Vibrationen zu erkennen, die sich in seinem Körper ausbreiteten. Hilflos musste er erleben, wie Olwen seinen Dolcharm wegzog, dann den eigenen Arm hob und sich vollkommen aus seinem Griff befreite.
    Kane ging zu dem am Boden liegenden roten Schwert. Entreri empfand so etwas wie Zufriedenheit, als der Mönch sich bückte und das Schwert aufhob, denn er hoffte, dass die mächtige, böswillige Waffe, die über ein eigenes Bewusstsein verfügte, Kanes Seele schmelzen würde, wie sie es mit so vielen getan hatte, die dumm genug gewesen waren, sie in die Hand zu nehmen.
    Der Mönch griff nach dem Schwert und riss einen Moment erschrocken die Augen auf. Dann zuckte er die Achseln, betrachtete die Waffe kurz und steckte sie schließlich in die Schärpe, mit der er sein schmuddeliges Gewand zusammengebunden hatte.
    Verwirrung mischte sich in den umherwirbelnden Gedanken von Artemis Entreri mit Zorn. Er schloss die Augen und knurrte, dann zwang er sich, gegen das Eindringen anzukämpfen. Für einen Augenblick, einen Sekundenbruchteil, gelang es ihm, sich zu befreien, und er stürzte ungeschickt vor, als wollte er angreifen.
    »Seid vorsichtig, König Artemis«, sagte Emelyn, und tatsächlich lag eine Spur von Spott in seiner Stimme, obwohl Entreri viel zu verwirrt war, um solche Subtilitäten zu bemerken. »Meister Kane kann diese Schnur auch durchschneiden. Es ist ein schrecklicher Tod.«
    Wie aufs Stichwort und lange, bevor Entreri das Paar erreichte, sprach Kane ein einziges Wort, und Schmerzen, wie der Meuchelmörder sie nie für möglich gehalten hätte, überfielen ihn. Er war gelähmt, als zucke sein gesamter Körper in einem einzigen vollständigen Muskelkrampf.
    Er hörte, wie sein Dolch klirrend auf dem Boden landete.
    Als er selbst folgte, war er sich des Aufpralls kaum mehr bewusst.

15
    König von Vaasa
    Gestützt von Kanes starkem Arm, gelang es Entreri wieder aufzustehen, aber er hatte kaum mehr Kraft und kein Gleichgewichtsgefühl. Er wehrte sich nicht, als Olwen seine Arme hinter ihn zog und sie mit einer feinen Elfenschnur fest zusammenband.
    »Wo ist Jarlaxle?«, fragte Emelyn, und obwohl der Zauberer sehr nahe an ihn herantrat, als er das sagte, erschien es Entreri, als käme seine Stimme aus großer Entfernung. Und die Worte waren ihm vollkommen unverständlich.
    »Wo ist Jarlaxle?«, fragte der Zauberer nachdrücklicher und beugte sich so dicht heran, dass seine Hakennase die von Entreri streifte.
    »Weg«, hörte der Meuchelmörder sich flüstern und war überrascht, dass er geantwortet hatte. Er fühlte sich, als hätte sich sein Geist von seinem Körper gelöst und triebe im Raum umher wie ein paar flauschige Wölkchen, jede mit ein paar Teilgedanken

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