Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
darin, die vielleicht einmal miteinander in Verbindung gestanden hatten, inzwischen aber vollkommen getrennt von den Gedanken waren, die durch die anderen Wolken schwirrten.
Er sah, wie Emelyn sich Kane zuwandte, der nur die Achseln zuckte.
»Ich werde nachsehen«, hörte er Olwens entfernte Stimme.
»Sei diesmal vorsichtiger«, sagte Emelyn.
Der Waldläufer schnaubte und ging direkt vor Entreri vorbei, und er blieb lange genug stehen, um dem geschlagenen Meuchelmörder einen wütenden Blick zuzuwerfen.
Kane nahm Entreri am Arm und führte ihn davon, und Emelyn folgte ihnen. Als sie den Flur betraten, der sie nach oben führen würde, war die geistige und körperliche Koordination des Meuchelmörders immer noch nicht zurückgekehrt, und mehrmals war es nur Kanes Hilfe, die verhinderte, dass er zu Boden fiel.
Oben im Audienzsaal stießen sie auf König Gareth, Bruder Dugald und mehrere Soldaten. Gareth stand an einer Wand, die Hände in den Hüften, und betrachtete neugierig einen der Wandbehänge, der zu seiner vollen Länge aufgefaltet worden war.
»Also wirklich«, murmelte Emelyn und ging an Entreri vorbei. Er strich sich über den Bart.
»Ah, ihr habt ihn«, sagte Dugald und drehte sich zu den dreien um. »Gut.«
»Was ist mit ihm?«, fragte Gareth seine Freunde.
»Kane hat ihn auf ganz besondere Weise berührt«, sagte Emelyn trocken.
Gareth nickte bedächtig. »Wo ist Olwen?«, fragte er plötzlich eindringlich.
»Sieht nach, ob der Drow wirklich verschwunden ist.«
»Das ist er«, erklang die Stimme des Waldläufers aus dem Eingang des Flurs. »Ich nehme an, durch ein magisches Tor. Und wenn die Spuren tatsächlich ein Hinweis sind, und wir wissen alle, dass dies immer der Fall ist, war Jarlaxle nicht der einzige Dunkelelf, der sich hier aufgehalten hat. Unser Freund, der König von Vaasa, ist uns wohl ein paar Antworten schuldig.«
»Dann sollte er damit anfangen«, sagte Emelyn, und sowohl er als auch Gareth bewegten sich zur Seite, so dass Entreri und die beiden anderen den Wandteppich nun vollständig sehen konnten. Olwen, hinter dem Meuchelmörder, begann vor sich hin zu murmeln. Kane, der neben Entreri stand, sagte nichts und ließ sich auch sonst nicht anmerken, was er empfand.
Als Entreri imstande war, sich auf den Wandbehang zu konzentrieren, wuchs seine Verwirrung noch. Das Bild schien sich verdoppelt zu haben, als wäre der Wandbehang zum Leben erwacht, als träten die Personen, die dort abgebildet waren, von dem Stoff in den Raum hinein.
Aber dann erkannte er – zunächst in einer Nische seines betäubten Geistes und schließlich nach und nach mit dem Rest seines Gehirns –, dass die Leute, die auf dem Wandbehang abgebildet waren, die gleichen waren, die neben ihm im Audienzsaal standen. Der Wandbehang zeigte König Gareths Sieg über den Hexenkönig Zhengyi in deutlichen und akkuraten Einzelheiten.
»Nun, König Artemis?«, fragte Gareth. »Warum habt Ihr Euren Audienzsaal mit solchen Bildern dekoriert?«
Entreri starrte ihn nur verständnislos an.
Kane versetzte ihm einen Stoß in die Seite und schob ihn auf den Pilzthron.
»Er ist noch nicht bereit zu sprechen«, erklärte Kane Gareth. »Das Geheimnis wird ein wenig länger unergründet bleiben müssen.«
»Ebenso wie dieses Rätsel«, erwiderte Gareth und reichte Kane eine aufgerollte Schriftrolle, die gleiche, die Kane auf dem Thron gesehen hatte, als er zum ersten Mal in diesen Raum gekommen war. Er entrollte sie, und wieder zeigte er nicht, was er empfand, obwohl die rätselhaften Worte überraschend genug waren.
Willkommen, Gareth, K ö nig von Damara. Wil l kommen, Gareth, K ö nig von Vaasa.
K ö nig von Vaasa, gern geschehen.
»Was ist das für ein Trick?«, fragte Emelyn, der über Kanes Schulter mitgelesen hatte.
Draußen vor dem Audienzsaal hörte man Jubel für König Gareth, angeführt von den begeisterten Soldaten aus Palishchuk.
Alle blickten Gareth an.
»Die Gefahr für ihre Stadt hat ein Ende gefunden«, sagte er.
Bruder Dugald lachte laut, und mehrere andere schlossen sich ihm an.
»Und der Drow ist nirgendwo zu finden«, sagte Emelyn zu Entreri. »Hat er Euch geopfert?«
»Eine gewaltige Verschwendung von Talent«, sagte Olwen. »Er ist ein guter Kämpfer.«
»Aber nicht schnell genug«, warf Dugald ein. »Wenn wir hier fertig sind, dann sollten wir bald nach Dorf Blutstein zurückkehren. Es ist hier oben ein bisschen kalt.«
»Pah, du bist doch von genügend Schichten Dugald umgeben, um den
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