Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
grobschlächtigen Halb-Ork zu retten!
Eine Hand hielt immer noch die Flöte, aber die andere hatte er nun gehoben, um sich das Gesicht zu reiben. Einen Augenblick lang dachte er daran, Jarlaxle diese Zauberflöte in den Rachen zu stoßen und ihn zu ersticken, bevor die Magie des Drow zu seinem eigenen Tod führte.
Aber die Flöte hatte ihn auch zu Calihye gebracht. Das konnte er nicht abstreiten. Die Magie der Flöte hatte es ihm erlaubt, die Halb-Elfe zu lieben, und ihn an einen Ort geführt, von dem er niemals geglaubt hatte, dass er sich dort gerne aufhalten würde. Und er genoss diesen Ort. Das konnte er nicht abstreiten.
Aber das alles wird dafür sorgen, dass ich umgebracht werde, dachte er und wäre beinahe aufgesprungen, als er sah, dass ein Mann an seinem Tisch saß, ihm gegenüber, und darauf wartete, dass er aufblickte.
Es hätte keine bessere Demonstration geben können, wie die Flöte dazu führte, dass er in seiner Wachsamkeit nachließ.
»Ich habe Euch gestattet, Euch hier niederzulassen, ohne Euch herauszufordern«, bluffte Entreri und schaute wieder auf die Flöte hinab. »Also sagt, was Ihr zu sagen habt, und dann geht.«
»Oder Ihr bringt mich um?«, fragte der Mann, und Entreri hob langsam den Blick, um dem Unbekannten ins Gesicht zu schauen.
Er beließ es bei diesem Blick als Antwort, einem Blick, der für so viele in Calimhafen das Letzte gewesen war, was sie je gesehen hatten.
Der Mann wurde ein wenig nervös, und Entreri bemerkte, dass er unsicher war, ob man ihm tatsächlich »gestattet« hatte, an den Tisch zu kommen und sich hinzusetzen, oder ob er Entreri nicht doch überrascht hatte.
»Darüber wäre Knellict sicher nicht froh«, flüsterte der Mann.
Es brauchte alle Selbstbeherrschung, über die Artemis Entreri verfügte, um nicht über den Tisch zu greifen und den Mann auf der Stelle umzubringen, nur weil er diesen verfluchten Namen erwähnt hatte.
»Steckt Eure Drohungen lieber wieder weg und lasst sie, wo sie sind«, fuhr der Mann fort, der offenbar durch seine Erwähnung des mächtigen Erzmagiers Mut gefasst hatte. Er verlagerte sogar das Gewicht, als wollte er den Zeigefinger auf Entreri richten, aber der Blick des Meuchelmörders hielt diese Bewegung auf, bevor sie wirklich stattgefunden hatte. »Ich bin in seinem Auftrag hier«, sagte der Mann. »In Knellicts Auftrag. Glaubt Ihr, Ihr seid in der Verfassung, Euch mit ihm anzulegen?«
Entreri starrte ihn nur an.
»Nun? Darauf fällt Euch keine Antwort mehr ein, wie?«
Entreri gelang ein amüsiertes Grinsen darüber, wie schlecht der Mann seine Reaktionen deutete.
Der Fremde straffte die Schultern und beugte sich mit wachsendem Selbstbewusstsein vor. »Natürlich habt Ihr darauf keine Antwort«, sagte er. »Keiner will sich mit Knellict anlegen.« Entreri nickte, und seine Heiterkeit wuchs mit der Lautstärke dieses Idioten. »Nicht einmal König Gareth selbst!«, schloss der Mann, hob die Hand und schnippte mit den Fingern vor Entreris Gesicht – oder er versuchte es zumindest, denn der Meuchelmörder war erheblich schneller, packte ihn am Handgelenk und riss seine Hand fest auf den Tisch herunter, die Handfläche nach oben.
Bevor der Idiot auch nur beginnen konnte, sich zu winden, hob Entreri den edelsteinbesetzten Dolch. Er stieß fest mit der Waffe nach unten und trieb die Klinge zwischen den Fingern des zitternden Narren ins Holz des Tisches.
»Hebt Eure Stimme noch ein einziges Mal, und ich schneide Euch die Zunge heraus«, versicherte er dem Mann. »Euer Auftraggeber wird das zweifellos zu schätzen wissen. Er wird mir vielleicht sogar eine Belohnung anbieten, weil ich einen geschwätzigen Idioten zum Schweigen gebracht habe.«
Der Mann atmete so schwer und angestrengt, dass Entreri halb erwartete, er werde ohnmächtig zu Boden sinken. Selbst als der Meuchelmörder den Dolch wieder wegsteckte, hechelte der Kerl weiter.
»Ich denke, Ihr habt mir etwas auszurichten«, sagte Entreri nach einer Weile.
»Ein ... ein Auftrag«, stotterte der Mann. »Für Euch und nur für Euch, Ritteranwärter. Es gibt da einen Kaufmann namens Beneghast, der Knellict Ärger gemacht hat.«
Entreris Gedanken begannen sich zu überschlagen. Hatte der Erzzauberer gewollt, dass er sich im Königreich eine Vertrauensposition erwarb, nur damit er dann in seinem Auftrag einen schlichten Kaufmann umbringen konnte? Aber seine Überraschung schwand, als der Idiot weitersprach und den Plan näher erläuterte.
»Auf Beneghast wartet ein
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