Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Drow abgewiesen hatte«, fuhr Kimmuriel fort. »Für Oberinmutter Baenre wart Ihr bis zu ihrem letzten Atemzug unberührbar, der, dessen Haut ihr Dolch nicht durchdringen konnte. Das gesegnete Kind, das schon als Neugeborener seinen älteren Bruder vernichtet hatte.«
»Seid Ihr etwa der Ansicht, ich hätte es der Hexe sagen sollen?«
»Wohl kaum. Ich erinnere Euch nur daran, in Zusammenhang mit Eurer derzeitigen Position«, sagte Kimmuriel, und dann verbeugte er sich tief und respektvoll vor seinem ehemaligen Herrn.
»Baenre hielt mich und Bregan D’aerthe für einen mächtigen und notwendigen Verbündeten.«
»Und so bleibt Bregan D’aerthe ein Verbündeter von Haus Baenre und von Oberinmutter Triel, unter der Führung von Kimmuriel«, sagte der Psioniker.
Jarlaxle nickte. »Kimmuriel ist kein Narr, und deshalb habe ich ihm Bregan D’aerthe auch während meiner ... meiner Reise überlassen.«
»Eure Beziehung zu den Oberinmüttern war nicht von der Art wie die, die Ihr versucht, in den Blutsteinlanden zu schaffen«, stellte Kimmuriel fest. »König Gareth wird einen solchen Verrat nicht dulden.«
»Denkt Ihr denn, ich werde ihm eine Wahl lassen?«
»Ihr nehmt an, dass Ihr die Oberhand gewinnen werdet. Ein anderer, der sich auf ein solches Abenteuer einließ, ein Hexenkönig von gewaltiger Macht, musste bald erfahren, dass er sich geirrt hat.«
»Und vielleicht habe ich ja aus Zhengyis Fehlern gelernt.«
»Und aus Euren eigenen?«, wagte Kimmuriel zu sagen, und nur einen winzigen Moment blitzten Jarlaxles rote Augen zornig. »Ihr hättet Bregan D’aerthe beinahe ruiniert«, fuhr Kimmuriel unbeirrt fort.
»Ich stand unter dem Einfluss eines mächtigen Artefakts. Mein Weitblick war getrübt.«
»Getrübt nur, weil der Kristall Euch etwas bot, was Ihr unbedingt haben wolltet. Bietet Euch das Amulett, das Ihr nun in der Tasche tragt, weniger als das?«
Jarlaxle trat einen Schritt zurück, überrascht von Kimmuriels Offenheit. Doch schnell beruhigte er sich wieder – immerhin war genau diese Offenheit der Grund, wieso er Kimmuriel Bregan D’aerthe übergeben hatte. Jarlaxle hatte den Weg des Abenteuers und des persönlichen Wachstums gewählt, einen Weg, der für Bregan D’aerthe höchst gefährlich hätte werden können, wenn er die Organisation mitgezerrt hätte. Würde er sie mit den Möglichkeiten, die er in Vaasa und Damara gefunden hatte, vielleicht erneut auf den Weg zum Untergang bringen?
Nein, erkannte er, als er seinen Stellvertreter betrachtete, diesen intelligenten und unabhängigen Psioniker, der es wagte, so offen mit ihm zu sprechen.
Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. »Es gibt hier einfach Möglichkeiten, die ich nicht ignorieren kann«, sagte er.
»Zugegeben, es ist faszinierend,«
»Aber nicht genug, um Bregan D’aerthe an meine Seite zu bringen, falls ich Hilfe brauchen sollte?«, fragte Jarlaxle.
»Nicht genug, um Bregan D’aerthe aufs Spiel zu setzen. Das war doch unsere Übereinkunft, oder? Habt Ihr mich nicht genau deshalb zum Anführer gemacht, um eine Mauer zu errichten zwischen dem, was Ihr geschaffen habt, und dem, was Ihr aufs Spiel setzen wolltet?«
Jarlaxle lachte laut über die Wahrheit in diesen Worten.
»Ich bin weiser, als mir selbst klar war«, sagte er, und Kimmuriel hätte mit ihm gelacht, wenn Kimmuriel dazu geneigt hätte zu lachen.
»Aber Ihr werdet die Dinge selbstverständlich weiter im Auge behalten«, sagte Jarlaxle, und der Psioniker nickte. »Dann habe ich eine weitere Pflicht für Euch.«
»Mein Netzwerk ist überdehnt.«
Jarlaxle schüttelte den Kopf. »Nicht für Eure Spione, sondern für Euch selbst. Da ist diese Frau, Calihye. Sie ist nicht mit uns nach Süden gekommen, obwohl sie Entreris Geliebte ist.«
»Dieser Mensch verfügt über keine der Schwächen, die zu solch unvernünftigen Emotionen führen«, stellte Kimmuriel fest. »Sie ist seine Partnerin zum Zwecke der körperlichen Befriedigung, aber bei Artemis Entreri könnte es niemals mehr sein als das. Das ist das Einzige an diesem Narren, das ich lobenswert finde.«
»Vielleicht ist das der Grund, wieso ich mich in seiner Nähe wohlfühle. Sein Verhalten erinnert mich an zu Hause.«
Kimmuriel reagierte nicht darauf, und Jarlaxle nahm an, dass der Psioniker, so intelligent er war, wenn er über die größeren Themen des Lebens nachdachte, recht ignorant sein konnte, was die kleinen Wahrheiten der Existenz anging. »Ich kann keine Unvereinbarkeit zwischen dem, was
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