Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
nach Entreri Ausschau halten würde. Aber wenn Beneghast nahe genug war, würde der Bandit sich auf den Kaufmann konzentrieren müssen.
Dieser eine Augenblick, nachdem der Bandit aufgehört hatte, nach Entreri Ausschau zu halten, und sich erneut auf das Ziel konzentrierte, aber noch bevor er Beneghast tatsächlich wieder entdeckte und sich aufmachte, um ihn abzufangen, war der richtige Zeitpunkt für Entreri.
Er stand auf und hielt sich hinter der Mittelsäule des Brunnens. Er gestattete sich keinen Moment, über den näher kommenden Beneghast nachzudenken, sondern sprang einfach auf den Rand der untersten Schale, ein senkrechter Sprung von drei Fuß. Als er sicher auf dem glatten, abgerundeten Rand stand, streckte er die linke Hand nach der zweiten Schale aus, um sich abzustützen, und die rechte Hand stach mit dem gezogenen Dolch fest zu.
Er spürte, wie die Klinge durch die Rippen des Banditen drang, und sobald er den Druck des ersten Kontakts bemerkte, warf er sich selbst nach vorn, ließ die zweite Schale los und drückte stattdessen mit der Hand den Kopf des Banditen unter Wasser, so dass sein Schrei nichts weiter als ein Schwall von Blasen war.
Entreri spürte, wie das warme Blut des Mannes über seinen Unterarm floss, aber der Winkel des Stichs war nicht dazu angetan, sein Opfer rasch zu töten. Das machte Entreri jedoch nichts aus – er beschwor die vampirischen Kräfte des Dolches herauf, sog die Lebenskraft des Banditen in die magische Klinge und konnte ihn innerhalb weniger Herzschläge schlaff und leblos in der Brunnenschale zurücklassen.
Wie passend, dass der Mann eine Maske trug, dachte er, zog das Tuch ab und schob es rasch über sein eigenes Gesicht.
Ein kurzes Atemholen, und Entreri bewegte sich abermals, schnell und anmutig, und verursachte kaum ein Geräusch, als er zum Rand glitt, hinuntersprang und leichtfüßig auf der Straße landete. Beneghast bemerkte das selbstverständlich, aber der Meuchelmörder bewegte sich so schnell, dass der arme Kaufmann kaum Zeit hatte, erschrocken nach Luft zu schnappen.
Entreri war mit furchterregender Geschwindigkeit auf Beneghast zugestürzt, dann stand er direkt vor ihm, und die Spitze seines Dolches befand sich unterhalb des Adamsapfels des Kaufmanns.
Er starrte Beneghast in die Augen, ließ ihn seinen Blick sehen, und das Versprechen des Todes, das darin lag. Der Kaufmann stöhnte und schwankte, als würden seine Beine gleich nachgeben, aber der Dolch blieb fest an seiner Kehle und hielt ihn aufrecht. Ein dünnes Grinsen erschien auf Entreris Zügen, und er zog den Dolch ein winziges bisschen zurück.
»Oh, man bringt mich um!«, quiekte der Kaufmann, und Entreri grinste breiter und versuchte nicht einmal, ihn zum Schweigen zu bringen. »Oh, welcher Schrecken, dass mir das Leben genommen wird von ... von ...«
»Mhm-mhm«, warnte Entreri, hob den Zeigefinger der freien Hand vor Beneghast und bewegte ihn hin und her.
Der Kaufmann schwieg, und nur sein keuchender Atem war zu hören.
»Lasst den Sack hinter Euch fallen«, befahl Entreri.
Der Sack fiel auf den Boden.
Der Meuchelmörder hielt inne und dachte über die beiden nach, die von der Veranda aus zusahen. Sie waren angespannt, das wusste er, bereit zuzuschlagen, und fragten sich, wo Entreri wohl steckte.
Der Meuchelmörder ging langsam um Beneghast herum und griff dabei geschickt nach dem Sack. Er behielt den Kaufmann im Auge, schaute aber auch an ihm vorbei und bemerkte Bewegungen hinter den Fenstern und offenen Türen mehrerer Läden. Pfiffe in der Ferne sagten ihm, dass die Stadtwache alarmiert war. Zweifellos näherten sich Knellicts bezahlte Handlanger schnell, um den mörderischen Banditen zu verhaften.
Und zweifellos rangen die beiden Idioten unter der Veranda inzwischen die Hände und fluchten leise, weil Artemis Entreri immer noch nicht erschienen war.
»Wenn Ihr weiterleben wollt, tut genau, was ich Euch sage – und selbst dann kann ich nicht garantieren, dass Ihr mit dem Leben davonkommen werdet«, sagte Entreri zu Beneghast. Der Mann stieß einen erschrockenen Schrei aus – oder setzte dazu an, bevor Entreri ihn unterbrach. »Ihr habt eine einzige Chance. Habt Ihr das verstanden?«
»J-ja«, stotterte der Kaufmann und nickte dümmlich.
»Ein wenig Umsicht könnte Euch helfen, meinen Dolch von Eurem Herzen fernzuhalten.«
»J-ja-ja-«, stotterte Beneghast, aber dann hielt er inne und drückte sich die Hand auf den Mund.
»Wenn ich Euch sage, Ihr sollt laufen, rennt Ihr
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