Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
direkt geradeaus«, erklärte Entreri. »Biegt in die Gasse an der Seite des Warenhauses ein – aber seid vorsichtig, dass Ihr nicht zu dicht an der Veranda vorbeikommt.«
Nun erklang Geschrei, und zwar aus der geraden Straße, die direkt zu dem Platz führte.
»Lauft«, sagte Entreri.
Beneghast machte sich unter lautem Geschrei auf den Weg, stolperte wie ein Narr und wäre beinahe hingefallen. Er rannte auf die Ecke der Straße zu, und einen Augenblick sah es so aus, als wollte er in seiner Panik direkt an der Veranda vorbeilaufen – was zweifellos sein Ende gewesen wäre –, aber im letzten Moment stolperte er noch einmal, und als er sich wieder fing, rannte er direkt in die Gasse.
Pfiffe und Rufe waren nun schon sehr nah, aber Entreri schaute nicht einmal in die Richtung, aus der der Lärm kam. Er sah, wie die beiden Gestalten unter der Veranda hervortraten, zwei Männer, einer groß, der andere klein – oder vielleicht war der kleinere auch eine Frau. Sie schauten beide in Entreris Richtung, worauf dieser nur mit einem Achselzucken reagierte, dann rannte der Große hinter Beneghast in die Gasse, und der Kleinere begann zu gestikulieren, als wolle er Magie wirken.
Diese Person war so auf den fliehenden Beneghast konzentriert, dass sie – und es handelte sich tatsächlich um eine Frau – nicht bemerkte, wie schnell Entreri näher kam. Gerade, als sie ihren Zauber loslassen wollte, blitzte eine Klinge vor ihr auf und zog eine Wand aus magischer Asche in die Luft, so dass sie ihr Ziel nicht mehr sehen konnte.
»Was ...«, keuchte sie und trat einen Schritt zurück. Sie drehte sich um und sah Entreri gerade, als dieser sich die Maske vom Gesicht zog.
»Ich wollte einfach, dass Dir die Wahrheit erkennt«, sagte er.
Die Frau riss Augen und Mund weit auf.
Entreri stieß mit dem Dolch zu – oder er versuchte es zumindest, denn sie war durch einen Zauber geschützt. Es war, als wäre die Klinge gegen festen Stein geprallt.
Die Frau schrie auf und drehte sich um, um zu fliehen, aber Entreri schlug mit dem Schwert nach ihr, wieder vergeblich, und trat mit dem Fuß gegen den Knöchel ihres führenden Fußes. Sie stolperte, fiel hin und rollte sich sofort auf den Rücken, um die Hände verteidigend vor sich zu erheben.
»Tötet mich nicht!«, flehte sie. »Bitte, ich habe Geld.«
Er schlug abermals zu, wieder und wieder. »Wie viele Schläge wird Euer Schild aufhalten?«, fragte er, während sie unter ihm hilflos um sich schlug.
Beneghasts Schrei erklang aus der Gasse.
Entreri trat die Magierin noch einmal, dann richtete er Charons Klaue auf sie, so dass die rote Klinge nur einen Zoll von ihren Augen entfernt war.
»Sagt Eurem Herrn, dass ich nicht sein Lakai bin«, sagte er.
Die Frau nickte hektisch, und Entreri warf ihr noch einen kurzen Blick zu und eilte davon. Er sah zwei Wachen, die ihm um den Brunnen herum nachsetzten, aber er war schneller und verschwand in der dunklen Gasse. Dabei warf er im Laufen den Sack auf ein Dach. Hinter einem Haufen Kisten und einem zerbrochenen Wagen erspähte er schließlich Beneghast, der an einer Mauer lehnte und blutete, eine Hand jämmerlich vor dem Gesicht erhoben. Über ihm ragte der größere Attentäter von der Veranda auf, einen Kriegshammer erhoben.
Entreris Dolch flog und bohrte sich direkt in die Brust des Mörders. Der Mann taumelte einen Schritt, fiel aber nicht. Er drehte sich und ging in Verteidigungsstellung, obwohl er unwillkürlich wegen der Schmerzen von der Wunde ein wenig zur Seite sackte.
Charons Klaue in beiden Händen, stürzte sich Entreri mit überwältigender Wut auf ihn. Er riss das Schwert von rechts nach links, und der Mörder, dem Kämpfe nicht neu zu sein schienen, fing den Schlag ab und löste sich schnell genug, um den Hammer weiter vor sich zu behalten.
»Ihr seid verrückt«, keuchte er und wehrte einen Schlag von oben ab.
Entreri bemerkte, wie schwungvoll der Hammer hochgezogen wurde, und war kein bisschen überrascht, als der Mann sich unterhalb des Winkels von Charons Klaue nach vorn beugte. Er versuchte auch nicht, diese Bewegung aufzuhalten, und drehte sich nicht zur Seite. Er löste einfach seinen Griff um Charons Klaue und bewegte sich ebenfalls nach vorn, direkt auf den großen Mann zu, der versuchte, ihn zu Boden zu stoßen.
Nur, dass Entreri erheblich stärker war, als er aussah, und außerdem die Hand am Griff des edelsteinbesetzten Dolches hatte. Eine leichte Drehung hielt den Schwung des großen Mannes so mühelos
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