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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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leicht die Wirkung ihrer Atemwaffe neutralisieren konnte, die in einem Kampf der größte Vorteil der Drachen war. Tazmikella fürchtete Zauberer nicht, nicht einmal einen Erzmagier wie Knellict. Sie fürchtete auch den Paladin-König nicht, und keinen seiner heroischen Freunde, nicht den Waldläufer, nicht den Priester, nicht den Dieb und nicht den Barden – nur diesen einen. Diese seltsamen Asketen, die ihr Leben der perfekten Kontrolle ihres Körpers widmeten, waren die einzigen Menschen – die einzigen Geschöpfe der geringeren Rassen, die Drow eingeschlossen –, die den Drachen so nervös machten.
    Und Kane war nicht einmal ein gewöhnlicher Mönch. Was die Kampfkünste anging, war er der größte Praktizierende in den Blutsteinlanden und weit darüber hinaus. Es hieß, er beherrsche seinen Körper so vollkommen, dass er einen Zustand der Anderweltlichkeit erreichen konnte, in dem seine körperliche Gestalt sich über ihre Grenzen hinwegsetzte und sich den Fesseln der materiellen Ebene entzog.
    All diese Gerüchte hallten nun in Tazmikellas Kopf wider, als sie beobachtete, wie sich dieser scheinbar so schlichte Mann entschlossen näherte.
    »Vergiss nicht, wer du bist«, flüsterte sich der Drache schließlich zu. Sie schüttelte kurz den Kopf, und ihre besorgte Miene wurde zu einer Grimasse.
    »Meister Kane«, sagte sie, als der Mann auf ihre Veranda zukam. »Es ist viel zu lange her ...« Sie wollte eine Einladung anfügen, ins Haus zu kommen, aber Kane wartete nicht darauf, sondern ging mit einem knappen Nicken einfach an ihr vorbei.
    Tazmikella blieb in der Tür stehen und schaute nicht ins Haus, bis sie die Kraft gefunden hatte, sich das gekünstelte Grinsen vom Gesicht zu wischen. Sie erinnerte sich mehrmals daran, dass Kane zweifellos auf eine Bitte von König Gareth hier war.
    »Womit habe ich die Ehre Eurer Anwesenheit verdient?«, fragte sie ein wenig zu liebenswürdig, als sie sich umdrehte und zu ihrem Platz am Tisch ging, dem Mönch gegenüber. Dabei fiel ihr seine Haltung auf, und auch das erinnerte sie daran, wie anders dieser Mann war. Kane hatte beim Sitzen die Füße nicht auf dem Boden wie die meisten Menschen. Er hatte die Beine fest unter sich gezogen, die Füße unter dem Gesäß, den Rücken gerade aufgerichtet. Er könnte sich blitzschnell bewegen, erkannte Tazmi-kella, könnte schneller zuschlagen als jeder andere Feind.
    »Eure Schwester wird sich uns bald anschließen«, erklärte Kane.
    »Ihr erwartet tatsächlich, dass Ilnezhara pünktlich kommt?«, versuchte sich Tazmikella an einem unbeschwerten und leicht sarkastischen Tonfall und verdrehte zusätzlich die Augen.
    Sie hätte sich ebenso gut vom Stuhl fallen lassen und über den Boden rollen können, so wenig reagierte er auf ihren Versuch, humorvoll zu sein. Er blieb sitzen, rührte sich nicht und blinzelte nicht einmal. Er bewegte sich tatsächlich kein bisschen, wenn man von dem geringfügigen Heben und Senken seiner Brust absah. Der Drache wartete einen Augenblick, verlagerte sogar mehrmals das Gewicht, beugte sich erwartungsvoll vor und versuchte den Mönch dazu zu bringen, etwas zu sagen.
    Aber das tat er nicht.
    Er saß einfach nur da.
    Längere Zeit verging, ohne dass sich daran etwas geändert hätte.
    Tazmikella stand mehrmals auf und ging zur Tür, um nach ihrer Schwester Ausschau zu halten. Dann setzte sie sich wieder hin, lächelte oder verzog verärgert das Gesicht. Sie stellte ein paar Fragen, über das Wetter, über Vaasa, über König Gareth und Lady Christine, wollte wissen, wie es ihnen ging.
    Kane saß einfach nur da.
    Endlich, nach einem Zeitraum, der sich für Tazmikella anfühlte wie der gesamte Morgen, in Wahrheit aber weniger als eine Stunde betrug, erschien Ilnezhara an der Tür. Sie kam herein und begrüßte ihre Schwester und den Mönch, der mit einem kaum merklichen Nicken reagierte.
    »Sei vorsichtig, Schwester«, wagte Tazmikella zu sagen, denn das Eintreffen eines zweiten Drachen gab ihr mehr Selbstvertrauen. »Es sieht so aus, als wäre mein Gast nicht besonders guter Laune.«
    »Ihr wart nicht bei der Zeremonie, mit der die Personen geehrt wurden, die aus Vaasa zurückkehrten«, sagte er zu beiden.
    »Ich habe davon gehört«, erwiderte Ilnezhara. »Das sind die Leute, die das letzte Konstrukt Zhengyis untersucht haben, oder?«
    Kane starrte sie streng an.
    »Selbstverständlich dauert es eine Weile, bis Informationen aus Dorf Blutstein Heliogabalus erreichen, und wir wollten nicht

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