Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
aber sie waren dennoch nicht zu weit entfernt vom Geschehen in Damara, denn Knellict und seine Mitmagier hatten auch eine Reihe magischer Portale geschaffen, die zu strategisch wichtigen Punkten in Gareths Königreich führten.
Durch eins dieser Portale war Jailiana, die Magierin, die Entreris Verrat in Mauereck überlebt hatte, zitternd vor Empörung wieder in der Zitadelle eingetroffen. Sie hatte schnell ihren Bericht abgegeben und um Unterstützung gebeten, weil sie gleich wieder nach Heliogabalus zurückkehren und den Verräter töten wollte. So zornig sie auch war, Jailiana wusste, dass sie lieber nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis von Knellict handeln sollte, und als er ihr befahl, sich zurückzuhalten, zog sie sich schmollend in ihr Zimmer zurück.
Knellict ging hinaus ins Sonnenlicht eines natürlichen Balkons der Höhle und starrte zu den Ausläufern des felsigen Gebirges. Er hielt immer noch Mourtrue im Arm, denn er mochte die Katze und dachte sogar daran, eine magische Verbindung mit dem Tier einzugehen.
Es entzückte ihn, daran zu denken, dass einer von denen, die versucht hatten, ihn zu betrügen, sich gerade auf dem Weg durch Mourtrues Gedärme befand.
»Jailiana bebt vor Zorn«, erklang hinter ihm die Stimme eines seiner wichtigeren Helfer, eines verlässlichen, wenn auch unauffälligen Mannes namens Coureese.
»Ich wüsste einen Bann, der das heilen könnte«, erwiderte Knellict zerstreut. »Selbstverständlich würde sie dann zu Eis erstarren.«
»Sie weiß, dass sie versagt hat«, erklärte Coureese.
»Versagt?« Knellict drehte sich um, und Coureese sah ihn und die weiße Katze mit offensichtlicher Überraschung an. »Sie hat nicht versagt.«
»Sie sollte dafür sorgen, dass Beneghast stirbt.«
»Sie sollte Zeugin der Loyalität – oder des Mangels an Loyalität – von Artemis Entreri sein«, verbesserte Knellict. »Sie hat nicht versagt.«
»Aber er ist entkommen, und zwei Männer wurden getötet.«
»Wohin kann er schon fliehen? Und wir verlieren jeden Tag Rekruten. Es gibt immer andere, die ihre Stelle einnehmen werden, und wenn wir nicht so viele verlören, woher würden wir dann wissen, welche von ihnen all unsere Anstrengungen bei ihrer Ausbildung wert sind?«
Coureese bewegte die Lippen, sagte aber nichts, und Knellict lächelte darüber, wie verwirrt er war.
»Vielleicht sollte ich Jailiana sagen, wie Ihr über die Sache denkt«, bot Coureese schließlich an.
»Vielleicht sollte ich dich von der Klippe fallen lassen.«
Der Mann wurde blass und trat einen Schritt zurück.
»Lass ihr ruhig ihren Zorn«, erklärte Knellict. »Zorn motiviert. Und lass uns einen Tötungsbefehl gegen den lieben Artemis Entreri ausgeben. Vielleicht möchte unsere Freundin sich ja das Kopfgeld verdienen.«
»Sie würde es auch umsonst tun«, erwiderte Coureese. »Sie würde uns wahrscheinlich sogar für die Gelegenheit bezahlen.«
»Das ist ihre Entscheidung. Sie hat gesehen, was der Mann kann. Ich würde annehmen, dass eine Frau, die weise genug ist, sich mit unseren geheimnisvollen Künsten abzugeben, auch den Unterschied zwischen einer günstigen Gelegenheit und Selbstmord erkennen kann.«
Coureese schüttelte einen Augenblick den Kopf und musste erst einmal verdauen, was er gehört hatte. Schließlich fragte er: »Das Kopfgeld?«
Knellict dachte einen Moment nach. Dieses Kopfgeld würde eine gute Gelegenheit sein, die jüngeren Mitglieder weiter auszubilden und außerdem festzustellen, wie kühn Artemis Entreri wirklich war. »Fünfzig Platinmünzen«, antwortete er.
Coureese befeuchtete sich die Lippen und nickte.
»Was denkst du?«, fragte Knellict, der das Unbehagen des Mannes bemerkte und auch nichts anderes erwartet hatte. Immerhin würde ein Mann von Entreris Ruf normalerweise ein zehnmal so hohes Kopfgeld einbringen.
»Nichts, Lord Knellict. Ich werde den Befehl veröffentlichen.« Er verbeugte sich rasch und setzte dazu an zu gehen. Aber bevor er die Höhle erreichte, glitt die magische Steintür aus der Nische an der Seite und versiegelte den Eingang auf eine Weise, dass man nicht gewusst hätte, dass er überhaupt existierte. Coureese fuhr rasch zu Knellict herum, denn er wusste, dass es der Erzmagier gewesen war, der das Tor durch einen kleinen Zauber geschlossen hatte.
»Wenn ich dich frage, was du denkst, solltest du es mir lieber sagen«, erklärte Knellict. »Und zwar alles.«
»Ich bitte um Verzeihung, Meister«, flehte Coureese und verbeugte sich mehrmals
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