Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
nige wie mein Freund Bruenor tragen auf eine Weise zu ihrer Gesellschaft bei, die das Leben ihrer Nachkommen definiert, und daher wird er in Namen und Tat so lange weiterleben, wie der Clan Heldenhammer ü berlebt – wah r scheinlich und hoffentlich f ü r Jahrtausende.
Also denke ich oft dar ü ber nach, was einen K ö nig au s macht, wie Herrscher denken, ü ber ihren Stolz und ihren Gro ß mut, ü ber Eigensucht und Aufopferung.
Es gibt eins, das einen Clanf ü hrer wie Bruenor von e i nem Mann trennt, der ü ber ein gesamtes K ö nigreich herrscht. Bruenor ist umgeben von Zwergen, die Ve r wandte sind, Angeh ö rige seines Clans. Bruenor versp ü rt ein b e gr ü ndetes Interesse, ja Freundschaft ß r jeden Zwerg, jeden Menschen, jeden Drow, jeden Elf, jeden Halbling und jeden Gnom, der in Mithril-Halle lebt. Ihre Wunden sind seine Wunden, ihre Freuden seine Freuden. Es gibt nicht einen, den er nicht beim Namen kennt, und nicht einen, den er nicht als Ve r wandten liebt.
Das kann bei dem K ö nig, der eine gr öß ere Nation b e herrscht, nicht so sein. Wie gut sein Wille und wie ehrlich sein Herz auch sein m ö gen, f ü r einen K ö nig, der ü ber Ta u sende, ü ber Zehntausende herrscht, schafft Notwendigkeit eine emotionale Distanz, und je gr öß er die Anzahl seiner Untertanen, desto gr öß er ist diese Distanz, und desto mehr werden diese Untertanen zu etwas reduziert, das geringer ist als Personen – zu reinen Z a hlen.
Zehntausend leben in dieser Stadt – das wird ein K ö nig wissen. F ü nftausend leben in jener, und nur f ü nfzig in einem bestimmten Dorf.
Sie sind keine Verwandten, keine Freunde, keine Gesic h ter, die er wiedererkennen w ü rde. Er kann ihre Hoffnungen und Tr ä ume nicht kennen, und wenn er sich dennoch daf ü r interessiert, muss er hoffen und davon ausgehen, dass es sich tats ä chlich um weit ve r breitete Tr ä ume, Bed ü rfnisse und Hoffnungen handelt. Ein guter K ö nig wird diese G e meinsamkeit verstehen und daran arbeiten, alle zu erbauen, mit denen er zu tun hat. Ein solcher Herrscher nimmt die Verantwo r tung seiner Position an und folgt dem noblen Ziel, ein Diener seines Volkes zu sein. Vielleicht ist es E i gensucht, was ihn antreibt, das Bed ü rfnis, geliebt und re s pektiert zu werden, aber das z ä hlt nicht. Ein K ö nig, der in liebevoller Erinnerung bleiben will, indem er den besten Interessen seiner Untertanen dient, herrscht weise.
Entsprechend ist ein Anf ü hrer, der durch Angst herrscht, sei es die Angst vor ihm selbst oder vor einem Feind, dessen Macht er als Werkzeug seiner Herrschaft ü bertreibt, kein Mann oder keine Frau von gutem He r zen. Das traf auf Menzoberranzan zu, wo die Oberi n m ü tter ihre Untertanen in einem ununterbrochenen Zustand der Angst und des Entsetzens hielten, Angst sowohl vor ihnen als auch vor ihrer Spinne n g ö ttin und au ß erdem vor einer Unzahl von Feinden, einige davon echt, andere bewusst konstruiert oder falsch darg e stellt aus dem einzigen Grund, den Zugriff der Oberinmu t ter auf die Ä ngstlichen zu verst ä rken. Ich frage mich, wer sich wohl je liebevoll an eine Oberinmutter eri n nert, wenn man von denen einmal absieht, die durch das Zutun eines solch verabscheuungsw ü rdigen Gesch ö pfs mehr Macht erhielten?
In allem, was mit Krieg zu tun hat, wird ein K ö nig seine gr öß te Aufgabe finden – und ist das nicht ein bedauerlicher Umstand, der die denkenden Wesen seit Anbeginn der Zeit qu ä lt? Auch darin, vielleicht beso n ders darin, l ä sst sich der Wert eines K ö nigs deutlich ermessen. Kein K ö nig kann den Schmerz einer bestimmten Wunde eines bestimmten Sold a ten sp ü ren, aber ein guter K ö nig wird diese Wunde f ü rc h ten, denn sie wird ihm ebenso wehtun wie dem Mann, dem sie zugef ü gt wurde.
Wenn er an die » Zahlen « denkt, die seine Untert a nen sind, wird ein guter K ö nig niemals die wichtigste Nummer vergessen: eins. Wenn ein General seinen Sieg verk ü ndet und erkl ä rt, dass nur zehn M ä nner gesto r ben sind, wird die Siegesfeier des K ö nigs vom Ande n ken an jeden einzelnen getr ü bt sein, jeder einzelne wird die B ü rde seines Herzens vergr öß ern.
Erst wenn ein K ö nig zu einer solchen Haltung i m stande ist, wird er das Ausma ß seiner Entscheidungen korrekt ermessen k ö nnen. Erst dann wird er das volle Gewicht di e ser Entscheidungen verstehen, nicht nur f ü r das K ö nigreich, sondern f ü r den einen, oder die zehn, oder die f ü nfhundert,
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