Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
die in seinem Namen und f ü r sein Land und ihr gemeins a mes Interesse sterben werden. Ein K ö nig, der den Schmerz der Wunden jedes einze l nen sp ü rt, den Hunger im Bauch eines jeden Kindes oder den Kummer in der Seele der ve r zweifelten Eltern, ist einer, der sein Land ü ber die Krone stellt und die Gemeinschaft ü ber sich selbst. Ohne dieses Mitgef ü hl wird sich jeder K ö nig, selbst ein Mann von zuvor hervorragender Gem ü tsart, als nichts weiter als ein T y rann erweisen.
Oh, wenn doch die V ö lker ihre K ö nige selbst w ä hlen k ö nnten! Wenn sie sich doch ein genaues Bild der He r zen jener machen k ö nnten, die sie anf ü hren wollen!
Denn wenn dies eine ehrliche Wahl w ä re, wenn die Selbstdarstellung des M ö chtegernk ö nigs ein klares und wahres Bild seiner Hoffnungen und Tr ä ume f ü r die Herde und nicht ein heuchlerischer Appell an die schlimmsten Instinkte der W ä hlenden w ä re, dann w ü rde das gesamte Volk mit dem K ö nigtum wachsen oder Schmerz und Verlu s te miteinander teilen. Wie Verwandte oder wahre Freunde oder ein Zwergenclan, w ü rde das Volk seine gemeinsamen Hoffnungen und Tr ä ume in allem feiern, was es tut.
Aber in keinem mir bekannten K ö nigreich in Faerûn wird der K ö nig gew ä hlt. Die Dynastien entstehen durch Blut oder Tat, und so hoffen wir, jeder in seiner eigenen Nation, dass ein Mann oder eine Frau den Thron besteigt, die des Mitgef ü hls f ä hig sind, dass wer immer uns beherrschen wird, dies mit Verst ä ndnis f ü r den Schmerz der Wunde eines einzelnen Soldaten tun wird.
In der N ä he von Mithril-Halle gibt es nun ein bl ü hendes K ö nigreich von ungew ö hnlicher Art. Denn di e ses Land, das K ö nigreich Todespfeil, wird von einem einzelnen Ork b e herrscht, der den Namen Obould tr ä gt, und er hat sich jeder Schublade der Erwartungen, in die ich oder Bruenor oder andere ihn stecken wol l ten, entzogen. Und er tat das nicht, indem er herau s kroch, er zersplitterte die Beengtheit dieser Schublade zu Z ü ndsp ä nen und marschierte vorw ä rts als etwas, das weit ü ber die ü blichen Einschr ä nkungen seines Volkes hinausgeht.
Aber ist dies Spekulation meinerseits, oder Be o bachtung?
Ich muss zugeben, es ist nichts als Hoffnung, denn wi s sen kann ich es noch nicht.
Und daher wird meine Interpretation der Taten O boulds von meinem Gesichtspunkt eingeschr ä nkt, ve r zerrt von den Gefahren unbegr ü ndeten Optimismus. Aber Obould hat nicht angegriffen, wie wir doch alle von ihm erwartet h ä t ten, als ein Angriff den graus a men Tod Tausender seiner Untertanen bedeutet h ä tte.
Vielleicht war das reiner Pragmatismus – der Ork-K ö nig war klug genug zu erkennen, dass er sich keinen Vorteil erk ä mpfen konnte, also zog er sich in eine d e fensive Stellung zur ü ck, um das zu festigen, was er bereits besa ß . Vielleicht wird er, wenn er das getan hat und ihm keine Invasion von den K ö nigreichen der U m gebung mehr droht, seine Armee neu formieren und erneut angreifen. Ich bete darum, dass das nicht g e schieht; ich bete darum, dass der Ork-K ö nig ü ber mehr Mitgef ü hl verf ü gt – oder auch nur ü ber mehr Eigensucht in seinem Bed ü rfnis, nicht nur gef ü rchtet, so n dern auch verehrt zu werden –, als es typisch f ü r sein kri e gerisches Volk w ä re. Ich kann nur hoffen, dass Oboulds Ehrgeiz ged ä mpft wurde von der Erkenntnis, welchen Preis die einfachen Leute f ü r die Dummheit oder den falschen Stolz ihres Herrschers zahlen.
Wissen kann ich das nicht. Und wenn ich dar ü ber nac h denke, dass solches Mitgef ü hl diesen Ork ü ber viele Anf ü h rer guter V ö lker erheben w ü rde, erkenne ich, wie tollk ü hn es ist, mich auch nur solchen Spek u lationen hinzugeben. Ich f ü rchte, Obould hat nur inn e gehalten, weil er wusste, dass er nicht weitermachen konnte, ohne alles zu verlieren, was er gewonnen ha t te. Pragmatismus – nicht Mitgef ü hl – hat Oboulds Kriegsmaschinerie zum Stehen gebracht – so sieht es zumindest aus.
Und wenn das der Fall ist, dann l ä sst sich daran nichts ä ndern. Selbst in dieser schlichten praktischen Ma ß nahme steht dieser Ork weit ü ber anderen seiner Herkunft. Wenn Pragmatismus allein eine Invasion zum Stehen bringt und die Festigung eines K ö nigreichs erzwingt, dann ist solcher Pragmatismus vielleicht der erste Schritt der Orks in Ric h tung Zivilisation.
Ist also alles ein Prozess, eine Bewegung auf ein immer besseres Leben zu, das schlie ß
Weitere Kostenlose Bücher