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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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frühen Morgen seltsame Geräusche gehört hat. Obwohl dieses Haus ja wirklich am nächsten dran ist.« Er sah mich an. » Ist das Ihr Schlafzimmer da oben, zur Straße hin? Tja, wenn nicht mal Sie was gehört haben, frage ich mich, wer sonst. Gibt es denn keine jungen Mütter in der Straße?«
    Unwillkürlich musste ich lächeln und schüttelte den Kopf, was ihn sichtlich enttäuschte. » Junge Mütter sind die allerbesten Zeugen, die man finden kann. Sie sind zu den unmöglichsten Zeiten auf den Beinen und haben nichts anderes zu tun, als ihr Baby zu füttern und aus dem Fenster zu gucken. Stillende Mütter und Rentner sind mir die allerliebsten.«
    Ein undeutlicher Gedanke machte sich plötzlich bemerkbar. Ich schaute auf die Pappkartons und Plastiksäcke auf der Straße und runzelte die Stirn.
    » Was ist los?«, fragte Blake, der seine Augen überall hatte.
    » Nichts weiter– es ist nur so, dass heute Morgen ein Wohltätigkeitsverein hier eine Straßensammlung machen wollte. Und mir war so, als hätte ich das Geklapper schon gehört. Ich denke, ich war noch im Halbschlaf– ich kann mich wirklich nicht erinnern, um welche Zeit das war. Aber selbst jetzt wäre es doch noch viel zu früh für sie, finden Sie nicht auch?« Ich sah geistesabwesend auf mein Handgelenk und stellte fest, dass ich meine Armbanduhr nicht umhatte. Als ich aufschaute, sah ich, wie Blake und Vickers vielsagende Blicke austauschten. » Glauben Sie… Ich meine, ich habe doch nicht das gehört, oder?«
    Keiner der beiden antwortete. Sie ließen mich meine eigenen Schlüsse ziehen. » Oh mein Gott.«
    Blake räusperte sich. » Wenn Sie nichts dagegen haben, Chef, rede ich mal mit den Kollegen. Wir müssen uns um den Abtransport des Fahrzeugs kümmern.«
    » Richtig, das kann hier nicht stehen bleiben«, bestätigte Vickers nickend. » Aber machen Sie erst noch ausreichend Fotos– die Spurensicherung sollte den Fall ernst nehmen. Es handelt sich immerhin um versuchten Mord.«
    Ich schaute von ihm zu Andrew Blake und versuchte in den Gesichtern zu lesen, was keiner der beiden wirklich aussprach. Ihre Absicht war es also, die Sache wie eine Morduntersuchung zu behandeln– was die Möglichkeit, dass Geoff sterben könnte, sehr wohl einschloss.
    Blake ging über die Straße, wo noch immer eines der Einsatzfahrzeuge wartete. Die beiden Insassen stiegen aus, um mit ihm zu sprechen. Ich beobachtete, wie sie redeten und scherzten, während Vickers neben mir weitersprach, obwohl ich seine Worte gar nicht so recht wahrnahm und er wohl auch eher mit sich selbst redete.
    » Er sitzt also hier, mitten in der Nacht. Vielleicht ist er ein paar Schritte gegangen, damit er besser über die kleine Szene mit ihnen hinwegkommt. Hat er sich dabei blamiert? Höchstwahrscheinlich. Hat sich vor einem Mädel, das er gern hat, ganz schön zum Trottel gemacht. Das muss er jetzt verkraften. Er fährt einen Golf. Hübsches kleines Auto. Aber jemanden, der einen Golf fährt, überfällt man nicht, um ihm das Auto abzuknöpfen. Vielleicht einen Benz oder einen Jaguar oder einen BMW, aber doch nicht so einen kleinen VW. Und außerdem verdrischt man niemanden in dem Auto, auf das man scharf ist. Man will ja schließlich nicht das ganze Blut und so in dem Wagen haben. Wer würde denn mit so einer Sauerei im Auto herumfahren wollen? Man zerrt den Fahrer raus auf die Straße, prügelt ein paarmal auf ihn ein, damit er nicht so schnell wieder aufsteht und Ärger macht, und fährt dann in aller Ruhe los.«
    Vickers seufzte und ließ seinen Blick auf dem Fahrzeugheck ruhen. Ich wusste, dass er nicht das demolierte Gefährt vor sich sah, sondern das Auto, das es noch vor wenigen Stunden gewesen war, tipptopp in Schuss und picobello gepflegt. » Ich komme also hier vorbei und will randalieren«, fuhr er mit weicher Stimme fort. » Ich lege mich mit dem Fahrer an, nicht wahr? Ich hindere ihn am Losfahren, dann reiße ich die Tür auf und schlage auf ihn ein. Er wehrt sich, aber vielleicht kommt er auch nicht dazu und rutscht weg auf den Beifahrersitz, und ich komme nicht mehr richtig an ihn ran. Ich denke, der Fahrer hat genug, aber ich bin immer noch auf hundertachtzig. Ich bin immer noch nicht zufrieden. Und das Auto ist ja auch noch da. An dem kann ich meinen Frust ablassen. Ich schlage also auf der Seite, auf der ich gerade bin, die Scheiben ein und wende mich dann der Heckscheibe zu. Hübsch große Angriffsfläche. Dann hole ich mein Messer raus und zerlege die Reifen. Aber

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