Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
den Syndiks und einer fremden Rasse einmischen, über deren Motive wir so wenig wissen wie über deren Fähigkeiten. Wir müssen keine idiotische Entscheidung treffen, mit der wir vielleicht den nächsten Krieg auslösen.« Die Anspielung auf die Dummheit der Syndiks war nicht zu überhören gewesen.
»Wenn wir jetzt entscheiden, nicht dieses Sternensystem aufzusuchen«, argumentierte Rione, »dann berauben wir uns zugleich aller anderen Optionen, uns mit diesen Aliens zu befassen. Wir werden nicht mal in der Lage sein, mit ihnen in direkten Kontakt zu treten, wenn die Syndiks damit nicht einverstanden sind. Wenn wir aber dieses System aufsuchen, dann bewahren wir uns die Fähigkeit, selbst zu entscheiden, was wir tun wollen. Lassen wir es bleiben, dann haben wir keinerlei Einfluss mehr darauf, was die Aliens und die Syndiks machen werden. Ich persönlich traue keiner von beiden Seiten genügend über den Weg, um sie gewähren zu lassen. Die Allianz muss mit am Verhandlungstisch sitzen, und das bedeutet, den Sprung nach Midway zu unternehmen.«
»Allein unsere Anwesenheit könnte genügen, um der Bedrohung ein Ende zu bereiten«, warf Sakai ein. »Wenn sie diesen Zug machen, weil sie bei den Syndiks Schwäche erkannt haben, dann reicht unter Umständen eine Machtdemonstration, um sie zur Umkehr zu bewegen.«
»Dann schlagen Sie doch mal in den Geschichtsbüchern nach!«, hielt Costa dagegen. »Unzählige Kriege sind allein aus dem Grund ausgebrochen, weil irgendwer glaubte, er müsse seine Macht demonstrieren!«
»Ich habe ja nicht behauptet, dass die Gefahr damit auf jeden Fall gebannt wird. Mein Gedanke war lediglich, dass es ein Weg sein könnte, das Problem aus der Welt zu schaffen. Wenn nicht, gibt es bestimmt noch Alternativen zum Einsatz von Waffen.«
»Meinen Sie, eine Allianz-Flotte wird im Angesicht einer feindlichen Streitmacht klein beigeben?«
»Das hängt davon ab«, meinte Rione, »wer diese Flotte anführt. Admiral Geary hat bislang seine Meinung noch nicht geäußert, aber er kennt jetzt unsere Einstellung. Ich schlage vor, wir lassen ihm Zeit, um über unsere Optionen nachzudenken und um sich mit den Leuten aus seinem Stab zusammenzusetzen, denen er vertraut.« Sie nickte Geary zu, Sakai schloss sich sofort an, nur Costa zögerte und folgte dann mit unübersehbarem Widerwillen dem Beispiel der anderen.
Geary erwiderte das Nicken und versuchte, seine Gefühle vor den dreien zu verbergen. Er war längst zu der Ansicht gelangt, dass es notwendig war, die Flotte nach Midway zu schicken. Vor seiner Entscheidung wollte er jedoch mit anderen Flottenoffizieren reden und deren Meinung hören. Aber er wusste auch, dass er noch etwas anderes zur Sprache bringen musste. »Haben die Syndiks irgendeinen Hinweis darauf geben können, wer den Befehl gesendet hat, der das Hypernet-Portal zusammenbrechen ließ?«
Sakai schüttelte den Kopf. »Sie behaupten, es nicht zu wissen, und sie sagen, dass es keine Aufzeichnung in irgendeinem ihrer Systeme gibt, die belegt, dass ein entsprechendes Signal gesendet wurde. Auch nicht von der Flotte, bevor sie zerstört wurde.«
»Wer soll denn sonst versucht haben, unsere Flotte zu vernichten?«, wollte Costa wissen.
»Ich glaube, wir haben gerade eben ausführlich über diejenigen gesprochen, die dafür infrage kommen, Senatorin«, erwiderte Geary. »Ein Hypernet-Portal kollabiert ohne einen Hinweis darauf, wer das Signal gesendet hat. Das haben wir schon einmal erlebt. Das Gleiche könnte hier auch passiert sein, wobei wir alle froh sein können, dass es dazu erst gekommen ist, nachdem die zerstörerische Programmierung gelöscht wurde. Ich habe die Bestätigung, dass sich in den Systemen der Syndik-Schiffe die Würmer der Aliens finden. Darüber könnten die Aliens erfahren haben, dass wir uns hier im Heimatsystem aufhalten, allerdings glücklicherweise nicht mehr rechtzeitig genug, um das Portal zu einer Zeit zusammenbrechen zu lassen, als es noch das gesamte System ausgelöscht hätte.«
»Dann«, begann Sakai leise, während Costa Geary ansah, »befinden wir uns bereits mit ihnen im Krieg, obwohl der größte Teil der Menschheit noch gar nicht weiß, dass sie überhaupt existieren.«
»Kriege lassen sich beenden, Senator«, gab Geary zurück, dann verließ er den Raum.
Eine Viertelstunde später saß er im Flottenkonferenzraum. Die reale Captain Tanya Desjani sowie die Captains Duellos und Tulev in Form virtueller Darstellungen waren die einzigen Anwesenden.
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