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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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stand ein großer, runder Holzzuber, der
bequem für zwei oder drei Personen ausreichte. Hinter einem Vorhang spritzte es laut, und eine Frau kicherte. In einem anderen Abteil brummte ein Betrunkener ein Lied vor sich hin. Zara trat hinter einem Vorhang hervor und nickte Tavi zu. Sie kam mit einem Sack zu ihm und rümpfte die Nase.
    Tavi betrat sein Abteil und schloss den Vorhang hinter sich. Er zog die schmutzige Kleidung aus und reichte sie durch eine Lücke im Stoff dem wartenden Mädchen. Sie nahm ihm die Wäsche ab, stopfte sie in den Sack und hielt ihn weit von sich, während sie losging, um die Sachen zu waschen, schnell zu trocknen und wieder zu ihm zurückzubringen.
    Neben dem Zuber stand ein Eimer mit lauwarmem Wasser und einem Waschlappen. Tavi wischte sich zunächst den schlimmsten Schmutz vom Körper, ehe er ausprobierte, wie heiß das dampfende Wasser war. Aus einem großen Behälter fügte er mit Hilfe eines Schwenkrohrs weiteres Wasser hinzu, dann ließ er sich mit einem Seufzer in die Wanne sinken. Die Wärme umschloss ihn, und eine Weile genoss er es, einfach nur dazuliegen. Die Arbeit, die ihm Gracchus ausgesucht hatte, war nicht nur widerwärtig, sondern auch anstrengend, und deshalb freute er sich jeden Abend auf die Entspannung, die seine müden Glieder im heißen Wasser fanden.
    Er dachte kurz an seine Familie und bedauerte, nicht an dem Treffen in Ceres teilgenommen zu haben. Allerdings musste er sich eingestehen, dass er schon ein komisches Gefühl hatte, wenn er sich vorstellte, seiner Tante zu begegnen, seit diese sich Fürst und Fürstin Aquitania angeschlossen hatte. Solange das Gespräch nicht das Thema Politik berührte, mochte es keine Probleme geben - doch da Tavi zum Kursor ausgebildet worden war, hatte er auf die eine oder andere Weise immer mit Politik zu tun.
    Auch seinen Onkel vermisste er. Bernard war Tavi gegenüber stets aufmerksam und respektvoll gewesen, was, wie er inzwischen festgestellt hatte, durchaus nicht selbstverständlich war. Er war stolz auf ihn, denn der Onkel hatte sich bei seinen Taten für
das Reich als Held erwiesen, und er war gespannt, was Bernard nun zu ihm sagen würde, nachdem er seine langen Lehrjahre hinter sich hatte. Bernard hatte sich viel Mühe gegeben, damit Tavi einen ehrenhaften Start ins Leben nehmen konnte. Und Tavi wollte seinem Onkel nun allzu gern zeigen, was aus dem Neffen geworden war.
    Und Kitai …
    Tavi runzelte die Stirn. Und Kitai. Sie war bestimmt dabei gewesen. Wenn Tavi das bohrende Gefühl im Bauch, das ihn plagte, inzwischen nicht mehr verspürte, dann nicht deswegen, weil er sich nicht nach ihr sehnte. Er dachte oft an sie, vor allem an ihr Lachen und ihren scharfen Verstand, und wenn er die Augen schloss, sah er ihr Gesicht vor sich - exotisch und auf arrogante Weise liebreizend mit den Mandelaugen der Marat, dem seidigen weißen Haar, den langen kräftigen Beinen und Armen mit den festen Muskeln und der Haut, die weicher war als …
    In einem anderen Abteil gipfelte das Kichern einer Frau in einem vollkommen andersartigen Kreischen, und Tavis Körper reagierte entsprechend auf die Gedanken an Kitai und die Laute der Hure mit einer beinahe quälenden Intensität. Er biss die Zähne zusammen und fühlte sich schwer in Versuchung, Max’ Ratschlag zu beherzigen. Aber nein. Er musste seine ganze Aufmerksamkeit auf seine Pflicht richten und so viel wie nur möglich herausfinden, um es dem Ersten Fürsten zu melden. Auf keinen Fall wollte er seine Zeit damit vergeuden, sich mit törichten - wenn auch unleugbar verlockenden - Zerstreuungen von der Arbeit abzulenken.
    Außerdem verlangte es ihn nicht nach einem von Cymneas Mädchen. Er wollte bei Kitai sein.
    Sein Körper machte ihm die Zustimmung zu diesen Gefühlen unbehaglich klar.
    Tavi stöhnte und ließ sich unter Wasser sinken, so lange er den Atem anhalten konnte. Als er auftauchte, nahm er sich Seife und einen sauberen Waschlappen und schrubbte sich die Haut ab, bis
sie gerötet war. Dabei bemühte er sich, an etwas zu denken, das ihn von den Grübeleien ablenkte. Sicherlich, er vermisste Kitai. Sicherlich, er wollte bei ihr sein, so wie immer. Aber wieso war dann eigentlich dieses unangenehme Grummeln im Bauch einfach verschwunden?
    Er hatte es immer gespürt, wenn er sie sich vorstellte, nahm er an. Ihre Stimme, ihre Berührungen, ihre Gesichtszüge, das alles war in seiner Welt ganz gewöhnlich, so wie Sonnenschein und Luft. Wenn er sie berührt hatte, sie einfach nur in

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