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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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dass zu viele Leute pleite sind.
    Bernanke scheint das nicht zu verstehen. Während der großen Depression war Liquidität tatsächlich das Problem. Durch eine verfehlte Politik der Regierung trocknete der Handel aus, den Banken stand keine Liquidität zur Verfügung und das gesamte System brach zusammen. Bernanke sieht die aktuelle Krise als eine Wiederholung der 1930er-Jahre, weil er Liquidität nicht von Zahlungsfähigkeit unterscheiden kann. Auf diesen Moment hat er sein Leben lang gewartet. Seine ganze wissenschaftliche Karriere hat er dem Drucken von Geld gewidmet. Geben Sie dem Mann eine Druckerpresse und er wird sie so schnell laufen lassen, wie er kann, so wie ein Mann mit einem Hammer in der Hand alles als Nagel sieht. Aber das Problem zu hoher Schulden löst man nicht, indem man noch mehr Schulden macht. Würde Gelddrucken zu Wohlstand führen, dann wäre Simbabwe das reichste Land der Welt.
    Solange Bernanke an der Spitze der Fed steht, wird niemand scheitern. Jeder erhält im nächsten Jahr einen dicken Bonus. Jeder kann seinen Lamborghini behalten, während die arme Zahnarzthelferin in Colorado Springs ihren Job und ihr Haus verliert, weil enorme Mengen an Steuergeldern ins Finanzsystem gepumpt werden, um die Not leidenden Assets der Banken zu stützen. Die Regierung kauft Anleihen auf, die sich bereits als Verlustbringer erwiesen haben, die von mittelmäßigen Leuten konzipiert wurden, und belohnt damit Scheitern, Inkompetenz und in manchen Fällen auch Verstöße gegen geltendes Recht. Sie wirft schlechtem Geld gutes Geld hinterher und verhindert damit Wachstum. Die kompetenten Leute sehen alle diese schlechten Assets, warten auf die guten und werden zwangsläufig abgeschreckt – zusammen mit ihrem Geld. Sie hinterlassen eine stagnierende Wirtschaft, in der keine neuen und dynamischen Kräfte wirken.
    In den frühen 1990er-Jahren stand Schweden angesichts einer ähnlichen Immobilienblase ebenfalls vor dem Zusammenbruch. Aber die Regierung half nicht jedem aus der Patsche. Viele Leute gingen bankrott. Es folgten zwei, drei schreckliche Jahre. Aber seither kam es zu einem Boom und heute gehört Schweden zu den wirtschaftlich gesündesten Ländern der Welt. Seine Währung ist heute stärker als die meisten anderen, teilweise, weil das Land diese schwierige Phase durchgemacht hat. Dasselbe passierte in Mexiko 1994, in Russland und Asien in den späten 1990er-Jahren. Alle diese Nationen wurden in die Mangel genommen. Menschen wurden zahlungsunfähig. Und alle diese Länder gingen erstarkt aus der Krise hervor, nachdem sie diese schrecklichen Schmerzen erlitten hatten. Sie waren wieder gesund, solide und wuchsen.
    In den frühen 1990er-Jahren erlebte Japan eine große Spekulationsblase am Immobilien- und am Aktienmarkt. Als ich auf meiner ersten Reise um die Welt auf dem Motorrad durch das Land fuhr, lag der Preis für die Mitgliedschaft in einem Golfclub höher als der Preis für ein Haus. Es war unglaublich, was die Japaner zu zahlen bereit waren, um Golf spielen zu können. Die Blase stand kurz vor ihrem Höhepunkt. Dann platzte sie, und alles brach zusammen. Und die Regierung weigerte sich, irgendjemanden pleitegehen zu lassen. Das Ergebnis war das, was wir heute »Zombie«-Banken und »Zombie«-Unternehmen nennen – Institutionen, die am Leben gehalten werden, obwohl sie eigentlich schon tot sind. Als ich zehn Jahre später auf meiner zweiten Weltreise erneut Japan besuchte, war die dortige Selbstmordrate höher als in jedem anderen entwickelten Land. Die Menschen waren mutlos und suchten nach Sicherheit. Jobs im öffentlichen Dienst waren sehr begehrt. Die Japaner bezeichneten die 1990er-Jahre als das »verlorene Jahrzehnt«.
    Und jetzt sind aus dem einen Jahrzehnt schon zwei geworden. Heute, mehr als 20 Jahre nach dem Crash, notiert der japanische Aktienmarkt um 75 Prozent tiefer als 1990. Die Selbstmordrate ist immer noch hoch, die Geburtenrate ist eine der niedrigsten in der entwickelten Welt. Das Gefühl der Unsicherheit und der Mangel an Zuversicht hinsichtlich der Zukunft sind nach wie vor spürbar. Selbst in den schlimmsten Phasen der Weltwirtschaftskrise, als der amerikanische Aktienmarkt um 90 Prozent fiel, dauerte diese Bodenbildung nur ein paar Monate. In Japan sind es inzwischen mehr als 20 Jahre. Die Regierung versuchte, die Not leidenden Institutionen zu stützen, verlängerte damit aber nur die Krise. Und auch die USA haben sich für diese Vorgehensweise entschieden.
    Auch in der

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