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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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Sie trinkt manchmal ein Glas Wein zum Abendessen, aber in den nächsten ein, zwei Wochen verzichtete sie darauf – »Oh, seht mal, ich trinke Wasser« –, damit das kleine Mädchen ihre Mutter nicht für eine Trinkerin hielt und dieses Gerücht nicht auch noch in der ganzen Stadt verbreitete.
    DIE FREUDE UND DIE SPANNUNG , die Happy als unser erstes Kind in unser Leben brachte, war mehr, als ich je erlebt hatte: ihr beim Aufwachsen zuzusehen, ihr dabei zu helfen und ganz einfach Zeit mit ihr zu verbringen. Fünf Jahre später, 2008, kam Baby Bee zur Welt, und unser Vergnügen verdoppelte sich. Wahrscheinlich hätten wir unser zweites Kind früher bekommen, aber angesichts der Ereignisse im Herbst 2005 war das unvorstellbar für mich. Im Oktober dieses Jahres, ein paar Tage vor meinem Geburtstag, wurde ich zufällig in die kriminellen Machenschaften einer anderen Person hineingezogen. Es sah so aus, als sollte ich die nächsten sechs Jahre im hässlichen Niemandsland der amerikanischen Justiz verbringen müssen, um mich zu rehabilitieren.
    Nachdem ich 1998 den Rogers International Commodity Index ins Leben gerufen hatte, vergab ich für eine geringe Gebühr Lizenzen an Unternehmen wie UBS in der Schweiz oder Daiwa Securities in Japan. Ich managte den Index weiterhin, die Lizenznehmer entwickelten auf dessen Grundlage Investmentprodukte und boten sie ihren Kunden an. Davon getrennt hielt ich die Mehrheit an einer Firma, Beeland Management, die zwei Fonds auf der Basis dieses Index anbot, den Rogers Raw Materials Fund und den Rogers International Raw Materials Fund. Das tägliche Management dieser Fonds überließ ich anderen. Ich fuhr um die Welt und hoffte, dass sich meine Einschätzung der Rohstoffmärkte als richtig erweisen würde.
    Als ich von meinem Millennium-Abenteuer zurückkehrte, war schon klar, dass mein Index ein Gewinner war. Er schnitt deutlich besser ab als alle anderen Indizes. Alle Kunden von Beeland verzeichneten Gewinne. Allerdings machten nur die Investoren Gewinne, das Management von Beeland tat das nicht. Die Firma, geleitet von zwei Managern in Chicago, verlor Geld, teilweise, weil die Einlagen der Investoren so niedrig waren. In den vier Jahren seiner Existenz, während die Rohstoffmärkte boomten, hatte die Firma, die leider kaum jemand kannte, nur 20 Millionen Dollar angeworben. Es war Zeit für eine Veränderung, und wenige Monate nach meiner Rückkehr engagierten wir Walter Thomas Price von Uhlmann Price Securities mit Hauptquartier am Chicago Board of Trade als Chefmanager für Beeland.
    Zur selben Zeit erschien ich immer wieder im Fernsehen. Ich warb für Rohstoffe, erwähnte die Fonds und auch andere Fonds, die auf dem Index basierten. Die Fonds begannen recht schnell zu wachsen. Dank meiner Rückkehr und noch mehr dank Tom Prices Führung managte die Firma drei Jahre später mehrere Hundert Millionen Dollar. Toms Hauptverantwortung galt seiner eigenen Firma. Beeland Management war fast so etwas wie ein Nebenjob. Anfangs konnte er alles noch selbst erledigen, aber aufgrund von Beelands Wachstum unter seiner Führung brauchte er jemanden, der sich in Vollzeit um die Firma kümmerte.
    2005 wurde ich als Hauptredner zur jährlichen Versammlung der Futures Industry Association eingeladen. Bei einem Abendessen mit Joseph Murphy, dem Chairman der Organisation, und einigen seiner Kollegen empfahlen sie mir alle einen Kandidaten, den sie für ideal hielten, um Tom bei Beeland zur Seite zu stehen. Ein paar Tage später rief mich Murphy an und sagte, er habe seine Meinung geändert. Er kannte einen noch Besseren für diese Aufgabe, Robert Mercorella, der als Manager für das Finanzdienstleistungsunternehmen Refco arbeitete. Refco war der größte unabhängige Rohstoffhändler der Welt, der größte Broker an der Chicago Mercantile Exchange und zufällig auch noch Murphys Arbeitgeber. Murphy leitete bei Refco damals die Abteilung Global Futures. (Ich bin mir sicher, dass ich schon von Refco gehört hatte. Refco hatte 1978 Hillary Clintons Investment in Lebendvieh-Futures organisiert. Sie machte damals innerhalb von zehn Monaten aus 1000 Dollar 100 000 Dollar, was eine versteckte Zahlung an Clinton war.)
    Dem CEO von Refco, einem Engländer namens Phillip Bennet, begegnete ich mehrmals. Er hatte in Cambridge studiert, ich in Oxford, und damit hatten wir schon ein Gesprächsthema. Meines Wissens genoss er in der Branche hohes Ansehen, schließlich leitete er eine der größten Brokerfirmen mit

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