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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Münzen hin, so dass sie sich erst einmal an einen Bach setzte und diese mit Sand so weit säuberte, dass die Prägung zu erkennen war. Danach ließ sie dieses Dorf hinter sich und ging weiter. Unterwegs aß sie ein wenig Brot und löschte ihren Durst an einer Quelle.
    Gegen Mittag erreichte sie das nächste Dorf und ging dort von Hof zu Hof, um ihre Ware anzupreisen. Mal kaufte man ihr etwas ab, mal schickte man sie unverrichteter Dinge weiter. Allmählich gewöhnte sie sich daran und verließ den Weiler mit dem Gefühl, genug verdient zu haben.
    Nun war ihr Ziel ein kleines Jagdschlösschen, dessen Verwalter auf Krankheiten und Verletzungen sowohl der Pferde wie auch ihrer Reiter vorbereitet sein wollte. Doch er begrüßte Klara von oben herab und übergab sie der Obhut seiner Frau, weil er sich seinen eigenen Geschäften widmen wollte. Die Verwalterin erwies sich als äußerst redselig und ließ Klara nicht so rasch entkommen.
    »Du meinst, dein Bruder sei von Soldaten verschleppt worden?«, fragte sie.
    »Ich hoffe es sogar«, antwortete Klara, »denn das wäre mir immer noch lieber, als wenn er Räubern zum Opfer gefallen wäre.«
    »Räuber! Oh Gott! Das sind schlimme Burschen, sage ich dir.« Die Frau stieß einen tiefen Seufzer aus. »Mein Mann und ich sind im letzten Jahr bei Dörflis von einer Bande überfallen worden. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Angst ich ausgestanden habe. Zum Glück hatte ich keinen Schmuck bei mir, denn den hätten die wüsten Kerle mir mit Gewissheit abgenommen. So blieb es bei den gut hundert Talern in der Börse meines Mannes. Aber auch das war schlimm genug, denn für das Geld wollte er ein paar Fohlen kaufen. Das konnte er dann natürlich nicht mehr. Stattdessen …«
    Einmal in Fahrt gekommen, ließ die Frau sich nicht mehr bremsen. Als Klara versuchte, sich zu verabschieden und zu gehen, packte sie diese sogar an der Schulter und hielt sie fest. Es dauerte, bis Klara ihr endlich entkommen konnte. Der Kopf schwirrte ihr, und sie schritt, kaum, dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, so rasch aus, wie das schwere Reff auf dem Rücken es erlaubte.
    Erst als sie den Wald erreichte und das Jagdschloss hinter den Bäumen verborgen lag, atmete Klara auf. Gleichzeitig blickte sie besorgt zum Himmel, der zwischen den Baumkronen zu erkennen war. Bis zur Dämmerung war es nicht mehr lange hin, und sie hatte ihres Wissens nach noch fast eine Meile zurückzulegen. Obwohl sie so schnell ging, wie es ihr möglich war, zog sie im Kampf gegen die Dunkelheit den Kürzeren. Der Himmel wurde vom Osten her immer düsterer, und schon bald konnte sie nur noch wenige Schritte weit sehen.
    »Ich hätte mich nicht so lange aufhalten dürfen«, schalt sie sich selbst. Doch das war in ihrer Situation kein Trost. Wenn sie weiterging, würde sie irgendwann in der Dunkelheit im Wald stehen und den Weg nicht mehr erkennen können. Dann aber bestand die Gefahr, dass sie sich verirrte und am nächsten Morgen nicht mehr wusste, in welche Richtung sie gehen musste.
    Schweren Herzens beschloss Klara, im Wald zu übernachten, und betete, dass weder Räuber noch wilde Tiere sie finden würden. Sie wählte ein Gebüsch, das etliche Schritte vom Weg entfernt lag, als Versteck und wollte hineinkriechen, solange sie noch etwas sehen konnte. Das Reff hinderte sie daran, und so stellte sie es schweren Herzens neben einen kräftigen Busch. Um zu vermeiden, dass ein Tier es umstürzte, band sie das obere Ende fest. Als sie sich schließlich hinlegte, bildete ihr Mantel das Laken und ihr Überrock die Zudecke. Auf diese Weise hoffte sie, die Nacht halbwegs gut zu überstehen. Erst als es ganz dunkel geworden war, erinnerte sie sich daran, dass ihr Vater erzählt hatte, er würde im Wald immer ein Lagerfeuer entzünden, weil das wilde Tiere fernhielt.
    Erschrocken wollte sie aufstehen und nach trockenem Holz suchen, begriff aber, dass sie in der Dunkelheit nicht einmal mehr zu diesem Gebüsch zurückfinden würde. Daher blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Seele Gott zu empfehlen und zu hoffen, dass seine Engel über sie wachten. Mit diesem Gedanken legte sie sich wieder hin und sprach aus tiefstem Herzen ihr Nachtgebet.

9.
    A ls Klara am nächsten Morgen erwachte, war sie weder von einem Bären noch von einem Wolf gefressen worden, und Räuber hatten sich auch keine sehen lassen. Dafür aber hatte sie so großen Hunger, dass sie sich rasch ein Stück Rauchfleisch abschnitt, es in den Mund steckte und

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