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Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
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höchster Berg, der Mount Kosciusko, gerade mal 2228 Meter misst, schneidet im Vergleich der Kontinente noch schlechter ab als das alte Europa. Allerdings nur, wenn man die indonesische Carstensz-Pyramide nicht mitrechnet, die mit 4884 Me tern höchster Berg des gesamten australischen Kontinents ist. Dass es übrigens unter Extrembergsteigern als besondere Leistung gilt, sämtliche der höchsten Gipfel aller Kontinente, alle »Seven Summits«, bestiegen zu haben, sei nur am Rande erwähnt. Für Wanderer bleibt diese Leistung sowieso unerreichbar.

16 An Weihnachten regnet es
    Das Wetter!
    Museen, Burgen und Schlösser, überhaupt Kultur. Wenn man Touristikfachleuten glauben darf, gibt sich der wandernde Urlauber bei schlechtem Wetter damit zufrieden, etwas für seine Bildung tun zu können, mehr noch: Gelegentliches Schlechtwetter sei sogar willkommen, schließlich könne man nicht jeden Tag wandern. Aber Hand aufs Herz: Nichts ist schlimmer als ein verregneter Urlaub, bei dem man nicht wandern kann. Dabei gibt es einige einfache Grundregeln, mit denen sich Regenphasen immerhin mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vermeiden lassen.
    Dass an Heiligabend gerne der Schnee taut und es spätestens am ersten Weihnachtsfeiertag bis in die höchs ten Mittelgebirgslagen schüttet, hat mit den sogenannten Wettersingularitäten zu tun. Das sind Großwetterlagen, die für bestimmte Jahreszeiten typisch sind und statistisch gehäuft auftreten. Die Hundstage, die Schafskälte, die Eisheiligen. Wer seinen Kurzurlaub Mitte Mai bucht, hat rein statistisch gute Chancen, dass er in den Alpen im Neuschnee herumstakst. Seit vielen Jahren verlegen wir deshalb vor allem unsere kürzeren Urlaube in jene Zeiten, für die die Statistik gehäuft Hochdruckwetter verspricht. Der beste Wandermonat – das ist allgemein bekannt – ist der September, wobei sowohl am Anfang als auch am Ende des Monats die Wahrscheinlichkeit für »gutes Wetter« am größten ist. Die Wetterfrösche haben in den letzten Jahren übrigens beobachtet, dass sich mit dem Klimawandel auch die Wettersingularitäten verändern, vor allem aber, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter Regelmäßigkeiten abnimmt. Man kann also – wie etwa im Sommer 2010 – nicht damit rechnen, dass die »erweiterte Siebenschläferregel« noch so zuverlässig ist wie früher. Ist es um den 4. bis 10. Juli »schön und trocken«, verheißt das noch lange keinen knalligen Hochsommer bis mindestens Ende August. Der August 2010 war der nasseste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, trotz Schönwetter rund um den Siebenschläfer.
    Rein wetterstatistisch und jahreszeitlich bedingt fällt die erste gute frühsommerliche Wanderphase in die Zeit zwischen dem 20. und 27. Mai mit einer Hochdruckwahrscheinlichkeit von 80 Prozent. In den Alpen liegt dann allerdings noch reichlich Schnee, weshalb diese Zeit für ausgedehnte Mittelgebirgswanderungen günstig ist, dort wo es im Hochsommer zu heiß ist. Der berühmte Westweg über den kompletten Schwarzwald von Pforzheim nach Basel – knapp 300 Kilometer in zehn Tagesetappen – ist im Hochsommer eine Tortur. Nicht nur wegen der Hitze, sondern auch wegen der Motorradfahrer auf der Schwarzwaldhochstraße oder im Gebiet des Feldbergs. Dass während dieser Zeit die Mittelgebirgswiesen am schönsten blühen und die Singvögel am aktivsten sind, sei nur am Rande erwähnt.
    Wetterstatistisch ungünstig ist der gesamte Juni. Rund um den kalendarischen Sommeranfang registrieren die Wetterstatistiker selten stabile Hochdruckgebiete. Günstig dagegen sind die Hundstage, sowie die letzten Tage im August. Mitte Oktober, vom 10. bis zum 19., verspricht die Statistik zu 69 Prozent Hochdruckwetter, und während der ersten Novembertage haben wir schon wun derbare Wanderungen unternommen, der Wintereinbruch steht dann in den Alpen meist unmittelbar bevor. Das Licht Anfang November ist mit keiner anderen Jahreszeit vergleichbar, die Berge werfen riesige Schatten. Von Touristen ist weit und breit keine Spur zu sehen, jedoch sind auch alle Seilbahnen und Hütten dicht. Selbst in Garmisch-Partenkirchen oder Zermatt kann man dann mitten auf der Hauptstraße flanieren, und nur ab und an hupen ein paar verschnarchte Autos mit einheimischen Kennzeichen.
    Reingefallen sind wir eigentlich nur im September 2008, als wir an sieben von zehn Tagen im Bregenzer Wald im Nebel wanderten und wegen Vereisung nicht über die 2400 Meter hohe Hochkünzelspitze hinauskamen. Dass

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