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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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bereits ungeduldig, als sie endlich zu ihnen kam und sie vor den Schlitten spannte. »Ich weiß«, sagte sie zu ihnen, »ich hab euch lange warten lassen, aber ihr habt ja gesehen, was los war. Jetzt weiß ich wenigstens, wie sich eine Lehrerin fühlt, wenn sie vor ihren Schülern steht.« Sie tätschelte Chuck den Rücken. »Was soll’s? Es ist noch früh am Abend und Zeit genug für die große Runde. Zum Rock Creek hoch und nach den Wölfen sehen, falls sie sich aus ihrer Deckung wagen, und weiter zum Campground am Savage River, um mal bei Harry vorbeizuschauen. Kann es losgehen?«
    Sie stieg auf den Schlitten und feuerte ihre Huskys an. Noch rasanter, als die anderen Hunde mit Randy gestartet waren, zogen sie den Schlitten an dem Schuppen vorbei und erklommen die Steigung zur Park Road. Eisiger Fahrtwind schlug Julie entgegen. Sie lenkte ihr Gespann nach Osten und bog wenig später auf den Rock Creek Trail ab, fuhr den Ausläufern des Mount Healy entgegen. Der schneebedeckte Gipfel schimmerte im abendlichen Zwielicht.
    Wie meistens, wenn sie mit ihren Huskys unterwegs war, fühlte sie schon nach wenigen Meilen, dass alle Sorgen von ihr abfielen. Die Einsamkeit tat ihr gut, besonders nach einem Nachmittag mit einer ständig plappernden Gruppe von Tierschützern. Der klare Himmel mit dem hellen Mond und den blitzenden Sternen lag wie eine mit Diamanten bestickte Decke über ihr. Obwohl sie schon fast zehn Jahre in Alaska lebte, begeisterte sie der Zauber dieses weiten Landes immer wieder. Auch deshalb war sie zur Musherin geworden, wegen dieser kostbaren Stunden, die sie mit ihren Hunden in der Wildnis verbringen durfte, weit genug von der Zivilisation entfernt, um sich als einziger Mensch im weiten Umkreis zu fühlen. Es war als wäre sie nur wenige Stunden nach der Schöpfung hierhergekommen, um der Natur so nahe wie möglich zu sein.
    Rangerin war ihr Traumberuf. Niemals hätte sie in einem Büro, einer Bank oder einem Supermarkt wie ihre Freundin Brandy arbeiten können. Sie brauchte die Nähe zu den Tieren und den Pflanzen, wollte aktiv dabei mithelfen, die Schönheit der Natur für ihre Nachfahren zu erhalten. Die Menschen hatten in ihrer Geldgier schon zu viel zerstört, hatten gigantische Städte wie New York und Chicago entstehen lassen und dabei den Naturschutz und den Tierschutz zu sehr vernachlässigt. Damit musste jetzt endlich Schluss sein.
    Diesmal bog sie zum westlichen Ufer des Rock Creek ab und fuhr gerade auf einem Hügelkamm entlang, als Chuck plötzlich zum Waldrand drängte und ungefragt im Schatten der Bäume blieb. Seine Ohren waren aufgestellt, ein Zeichen äußerster Wachsamkeit. Sie brauchte nicht lange nach dem Grund für seine Nervosität zu suchen. In dem lang gestreckten Tal unterhalb der Hügelkette waren die Wölfe, das Rock-Creek-Rudel. Sie hielt die Huskys an und verankerte den Schlitten, hob ihren Feldstecher und blickte hindurch.
    Sie durfte sich glücklich schätzen, die Wölfe innerhalb weniger Tage so oft zu sehen. Ohne den Aufenthaltsort des Rudels über das Monitoring Program abzurufen, kam das selten vor. Wölfe waren äußerst scheu und nach der Jagd mit dem Hubschrauber und den Schüssen der Wolfskiller hätte sie eigentlich geglaubt, die Tiere würden sich erst einmal zurückziehen.
    Sie blickte genauer hin und erkannte den wahren Grund dafür. Banu, der Anführer des Rudels, hinkte leicht. Anscheinend hatte ihn eine Kugel der Wolfskiller gestreift. Keine schwere Verletzung, aber wohl schlimm genug, um seine Fähigkeit zu jagen und seine Stellung innerhalb des Rudels zu gefährden. Ein zweiter Rüde gab durch sein Imponiergehabe zu erkennen, dass er nicht abgeneigt wäre, die Rolle des Rudelführers zu übernehmen. Wie sich die Wölfin entscheiden würde, war nicht zu erkennen. Nur noch aus sechs Wölfen bestand das Rock-Creek-Rudel, das durch den Tod ihres jungen Mitglieds schwer getroffen war und anscheinend die Orientierung verloren hatte. Die Wölfe mussten sich erst einmal sammeln, bevor sie ihr normales Leben wieder aufnehmen und auf die Jagd gehen konnten. Falls Banu sich nicht von seiner Verletzung erholte, würde man ihn zurücklassen, und er würde sterben.
    »Ich drücke dir die Daumen, Banu!«, flüsterte sie. »Ganz fest. Und sobald wir Rick Baldwin und seinen Sohn auf frischer Tat erwischen, sperren wir sie ein. Verbrecher wie diese beiden dürfen auf keinen Fall frei herumlaufen.«
    Julie blieb noch eine ganze Weile bei den Wölfen, auch um sicherzugehen,

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