Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
Vom Netzwerk:
schließlich stürzte er schwer zu Boden. Aber er hatte keine Zeit, sich zu überzeugen, ob er sich verletzt hatte. Nur fort, fort! Das war die Losung. Wie ein zischender Blitz schlug das Feuer in die Tanne, der Erdboden darunter war glühend heiß und begann zu rauchen. Auf der einen Seite von dem Jungen lief ein Luchs, auf der andern ringelte sich eine lange Kreuzotter, und ganz dicht neben der Kreuzotter kluckte eine Auerhenne, die mit ihren kleinen flaumigen Jungen davoneilte.
    Als die Flüchtlinge den Abhang hinuntergekommen waren und das Tal erreicht hatten, trafen sie mit Menschen zusammen, die ausgezogen waren, das Feuer zu löschen. Sie waren gewiß schon lange hier am Werke gewesen; aber der Junge hatte so fortgesetzt nach der Seite gestarrt, woher das Feuer kam, daß er sie nicht früher wahrgenommen hatte. Auch durch dieses Tal floß ein dicht mit Laubhölzern umsäumter Bach, und hinter diesen Bäumen arbeiteten die Leute. Sie fällten die den Erlen zunächststehenden Nadelhölzer, holten Wasser aus dem Bach, schütteten es aufs Erdreich und rissen Heidekraut und Maiblumenstöcke heraus, damit sich das Feuer keinen Weg durch das Gestrüpp bahnen könnte.
    Auch diese Leute dachten an nichts andres als an den Waldbrand, der sich ihnen entgegenwälzte. Die fliehenden Tiere liefen ihnen zwischen den Beinen durch; aber sie kümmerten sich gar nicht darum. Sie schlugen nicht nach der Kreuzotter, machten keinen Versuch, die Auerhenne zu fangen, während sie mit ihren kleinen piependen Jungen am Bachufer hin und her lief; ja sie beachteten nicht einmal den Däumling. Sie standen da und hielten große Tannenzweige in den Händen, die sie vorher in den Bach getaucht hatten und offenbar als Waffen gegen das Feuer benützen wollten. Es waren nicht besonders viele Leute, und es war ein merkwürdiger Anblick, wie sie so ganz ruhig zum Kämpfen bereit dastanden, während alles andre, was Leben hatte, entfloh.
    Als sich das Feuer mit lautem Dröhnen und Krachen, mit unerträglicher Hitze und erstickendem Rauch den Hügel herabwälzte und ohne einen Augenblick anzuhalten, Miene machte, über den Bach mit seiner Mauer aus grünen Bäumen nach dem andern Ufer hinüberzuspringen, wichen die Menschen zuerst unwillkürlich zurück, als wenn sie es nicht mehr hier aushalten könnten. Aber sie flohen nicht weit, sondern kehrten wieder um.
    Jetzt lief der Waldbrand mit wilder Gewalt Sturm. Die Funken sprühten und ergossen sich wie ein Feuerregen über die Laubholzbäume. Lange, feurige Zungen schlugen zischend aus dem Rauch heraus, als wenn der Wald auf der andern Seite sie anzöge.
    Aber die Laubholzbäume hielten das Feuer auf, und unter ihnen arbeiteten die Menschen. Wo die Erde zu rauchen anfing, trugen sie in Eimern Wasser herbei und kühlten sie ab. Wenn ein Baum in Rauch eingehüllt wurde, hieben sie mit gewaltigen Axtschlägen drauf los, stürzten ihn um und löschten dieFlammen. Wo das Feuer im Heidekraut glimmte, schlugen sie mit den nassen Tannenzweigen darauf und erstickten es.
    Der Rauch war jetzt so dicht, daß er alles einhüllte. Man konnte nicht sehen, wie der Kampf sich entwickelte; aber es war wohl zu merken, welch ein harter Kampf es war, und mehrere Male war es gewiß nahe daran, daß das Feuer den Sieg davongetragen hätte.
    Aber gottlob, nach einer guten Weile nahm das laute Krachen und Dröhnen des verheerenden Feuers ab, und der Rauch verteilte sich! Da hatten die Laubholzbäume alle ihre Blätter verloren, das Erdreich darunter war vollständig versengt, die Menschen waren vom Rauch geschwärzt und in Schweiß gebadet, aber der Waldbrand war überwältigt, er flammte nicht mehr. Weiß und weich glitt jetzt der Rauch am Boden hin, und eine Menge schwarze Stämme tauchte aus ihm auf. Das war alles, was von dem prächtigen Wald noch übrig war.
    Der Junge war auf einen Steinblock hinaufgeklettert und hatte von da dem Kampfe der Menschen mit dem Feuer zugesehen. Aber jetzt, wo der Wald gerettet war, begann für ihn die Gefahr; der Uhu und der Habicht richteten plötzlich ihre Augen auf ihn.
    Doch in diesem Augenblick hörte der Junge eine ihm wohlbekannte Stimme seinen Namen rufen. Der Königsadler Gorgo kam durch den Wald heruntergesaust. Und bald wiegte sich der Junge von aller Gefahr erlöst hoch in den Lüften.

----

43
Västerbotten und Lappland
Die fünf Kundschafter
    Während Nils Holgersson auf Skansen war, saß er einmal unter der Treppe des Bollnäshauses und hörte da, wie Klement Larsson und

Weitere Kostenlose Bücher