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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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gegenseitig vorzustellen …
    Die drei Männer und eine Frau der anderen Gruppe berichteten, von der Metro-Station EUR Fermi zu kommen.
    Der Feldwebel blieb skeptisch. Soweit er wusste, befand sich die Fermi-Station an der Oberfläche und war somit kaum ein sicheres Refugium.
    »Noch heute wissen wir nicht, ob sie wirklich von dort kommen oder von ganz woanders«, sagt Korporal Diop. »Wir treffen sie auf halbem Weg.«
    »Seit damals ist es also zu weiteren Kontakten gekommen?«
    Diop antwortet nicht. Vielleicht glaubt er, schon zu viel gesagt zu haben.
    Der Mann, der sich uns nähert, ist erstaunlich gekleidet. Er trägt keinen der improvisierten Schutzanzüge, wie wir sie benutzen, sondern einen orangefarbenen Overall. Sein Gesicht verbirgt sich nicht hinter einer Gasmaske, sondern hinter dem goldenen, reflektierenden Visier eines Helms. Er sieht nicht so sehr wie ein Überlebender aus, mehr wie ein Astronaut. Nur die Gasflaschen auf dem Rücken stören diesen Eindruck ein wenig, denn sie zeigen an mehreren Stellen Rost und Isolierband.
    In der rechten Hand hält der Fremde eine doppelläufige Schrotflinte und in der linken einen verschrammten Aktenkoffer, der ihm etwas Absurdes gibt. Der Anblick hätte mir vielleicht ein Lächeln entlockt, wenn ich von meiner ersten Reise außerhalb des Neuen Vatikans nicht so entsetzt wäre.
    Durand geht der Gestalt entgegen.
    Er hebt den Arm zum Gruß.
    Der »Astronaut« reagiert, indem er Durand den Aktenkoffer reicht.
    Der Hauptmann klemmt sich ihn unter den Arm und schüttelt dem Mann die Hand.
    Dann drehen sich beide um.
    Durand kehrt zu uns zurück, und der Mann verschwindet in der Nacht.
    »Hier, nimm«, sagt Durand und gibt den Koffer Wenzel. »Machen wir uns wieder auf den Weg. Wir haben schon genug Zeit verloren. Der Morgen ist nicht mehr fern.«
    Wir fahren, als wäre der Teufel hinter uns her.
    Als erstes Licht durch Wolken und Nebel dringt und die Gefahren des Tages ankündigt, halten wir an. Eine anstrengende Fahrt liegt hinter uns. Mit so hoher Geschwindigkeit durch die Nacht zu rasen ist alles andere als leicht: Hindernisse, denen man ausweichen muss, Ungeheuer, die aus dem Dunkeln heranzuspringen scheinen, nur um sich dann als toter Baum oder ein umgestürzter Kran zu erweisen. Oft ist es mir nur im letzten Augenblick gelungen, einem Hindernis auszuweichen, mit einem abrupten Schlenker nach rechts oder links, was Jegor mit Flüchen quittierte. Das Schneegestöber stach mir wie mit Nadeln und kleinen Messern ins Gesicht, und die Kälte drang unter die Atemmaske, selbst durch den dicken Parka und die Kleidung darunter, schien bis in die Knochen zu kriechen. Die ganze Zeit über hatte ich das Heulen des Winds in den Ohren, wie das Kreischen gequälter Seelen.
    Jegor streckt den Arm aus und zeigt auf einen Sonnenstrahl im Osten, wie eine Klinge aus Licht. Dann deutet er mehrmals auf einen Umriss auf elf Uhr, der zunächst nur undeutlich zu erkennen ist, sich dann aber als langes, niedriges Gebäude herausstellt – ich richte die Nase meines Yamaha-Motorschlittens darauf. Die Motoren scheinen umso leiser zu werden, je weiter die Dunkelheit der Nacht zurückweicht, als fühlten auch sie die Gefahren des Tages.
    Wir nähern uns dem Gebäude, und ich erkenne weitere Konturen, von Dingen, die sich auf dem Gebäude befinden und wie große Federn oder Spiralen aussehen. Mir fallen einige absurde Science-Fiction-Filme ein, in denen riesige Insekten eine Stadt angreifen. Was in diesem Fall von einer anderen Welt zu kommen scheint, ist ein schlaffer Sack, mindestens dreißig Meter lang und vier Meter hoch: eine gewaltige Schnecke, ihr Körper vom Wind geknetet.
    Ich folge den anderen Schlitten, die direkt auf das Gebäude zuhalten, als wollten sie seine Mauer durchbrechen. Es ist ein ernst, fast militärisch wirkendes Bauwerk, und dieser Eindruck wird noch verstärkt von den Metallstangen, die aus den zugemauerten Fenstern ragen – nur schmale Schlitze, wie Schießscharten, sind offen geblieben –, und den Barrieren aus Stacheldraht.
    Durands Motorschlitten rutscht und hält inmitten einer aufgewirbelten Schneewolke an. Der Hauptmann steigt sofort ab, wendet sich dem Gebäude zu und winkt. Für einen Moment stelle ich mir vor, wie Maschinengewehre zu feuern beginnen und wie ihre Kugeln Durands Körper zerfetzen. Doch nichts dergleichen geschieht. Auf der einen Seite des Gebäudes öffnet sich eine Metalltür, und heraus kommt ein kleiner, untersetzter Mann. Oder vielleicht

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