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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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wissen?
    Woher sollte ich wissen, dass der Mann uns zurief, Frau und Tochter seien in der Nähe versteckt?
    Woher sollte ich wissen, dass er aus Freude darüber schrie, uns zu sehen?
    Wenn man dort draußen einem anderen Menschen begegnet, weiß man nie, was einen erwartet …
    Früher einmal müssen viele Autos und Busse auf dem großen Platz gestanden haben, denn Urbino war in dieser Region ein beliebtes Ziel für Touristen. Jetzt ist er leer, und kalter Wind fegt über ihn hinweg. Vor einem der unterirdischen Zugänge halten zwei Männer mit Schnellfeuergewehren Wache. Sie sind halb eingeschlafen oder von der Kälte halb betäubt, aber als sie uns sehen, kommt plötzlich Leben in sie. Einer eilt die Treppe hinunter und stolpert dabei fast über die eigenen Füße. Der andere entsichert seine Waffe, obwohl sich sein Kopf genau im Fadenkreuz von zwei Scharfschützengewehren befindet, eines im ersten Hummer und das zweite im anderen Geländewagen.
    Es scheint ein sehr mutiger Mann zu sein. Oder ein sehr dummer.
    Als uns noch zehn Meter vom Eingang trennen, kommen fünf Personen die Treppe hoch und treten uns entgegen. Jeder von ihnen trägt ein Jagdgewehr. Sie bilden ein V, in der Mitte – ganz vorn – geht offenbar der Anführer. Es ist ein mittelgroßer Mann mit breiten, muskulösen Schultern. Auf dem kahlen Kopf trägt er eine schwarze Mütze. Er beobachtet uns, während er sich nähert, er seziert uns regelrecht mit seinem Blick. Er strahlt Kraft aus, eine Energie, die sich kaum im Zaum halten lässt.
    »Wer seid ihr?«, ruft er.
    »Ich bin Hauptmann Marc Durand von der Schweizergarde des Vatikans. Und diese Leute hier …«
    Das Lachen des Mannes unterbricht ihn.
    »Die Schweizergarde? Und wieso seid ihr dann nicht bunt wie Clowns gekleidet?«
    Durands Gesicht bleibt ausdruckslos.
    Der Mann bleibt in Bewegung und kommt weiter näher, begleitet von seinen vier Leibwächtern. Sie halten die Läufe ihrer Gewehre gesenkt, aber nicht sehr. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie bereit sind, die Waffen sofort zu heben und zu schießen, sollte es notwendig sein.
    »Was macht ihr hier? Rom ist ziemlich weit weg. Und diese beiden Prachtstücke von rollenden Untersätzen … Wo habt ihr die Wagen gefunden? Es hat immer wieder Hungerleider hierher verschlagen, die behaupteten, aus Rom zu kommen, aber niemand ist mit solchen Wägelchen bei uns aufgekreuzt.«
    »Wenn ihr uns eintreten lasst, können wir über viele Dinge reden, auch darüber.«
    »Oh, natürlich. Wie viele seid ihr? Nur diese beiden großen Schlitten hier? Oder habt ihr da oben noch mehr, vielleicht auch noch einen Panzer?«
    Eine falsche Antwort könnte fatal sein. Ich bin froh, das Reden Durand überlassen zu können.
    »Es gibt niemanden außer uns«, sagt Durand.
    Der Mann überlegt, und ich stelle mir vor, dass die beiden Scharfschützengewehre jetzt auf seinen Kopf gerichtet sind.
    »Wer sagt mir, dass Sie mir keine Lügen auftischen?«
    »Sie haben mein Ehrenwort als Soldat.«
    Der Mann dreht den Kopf und richtet einige Worte an seine Begleiter. Er spricht so leise, dass ich ihn nicht verstehe, aber kurz darauf lachen die anderen Männer.
    Dann wendet sich der Anführer wieder uns zu.
    »Also gut, kommt herein«, sagt er und deutet zur Rampe der Tiefgarage.
    Es bleiben Durand nur wenige Sekunden für eine Entscheidung. Ich beneide ihn nicht.
    Welche Wahl er auch trifft, er könnte uns damit alle zum Tode verurteilen.
    »Was zögerst du, Schweizergardist? Wir schließen gleich. Der Tag bricht an. Wollt ihr hier draußen braten?«
    Durand winkt die beiden Hummer nach vorn, und wir steigen ein.
    Die Spanischen Reiter vor der Einfahrt der Tiefgarage werden beiseite gezogen. Ein Mann tritt vor unseren Wagen und zeigt uns den Weg – er erinnert mich an einen der Männer, die auf Flugzeugträgern Jets einweisen. In einem langsamen Slalom, der nicht durch Hindernisse zu erklären ist, fahren wir über den Parkplatz.
    »Wahrscheinlich Minen«, murmelt Wenzel.
    Der Mann vor uns bringt uns zu dem großen Tor, das wie ein riesiges offenes Maul wirkt. Dann tritt er zur Seite und gibt den Weg frei.
    Wir hören ein Quietschen, als sich das Tor hinter uns schließt. Nicht gerade beruhigend, dieses Geräusch.
    Im Licht der Scheinwerfer fahren wir langsam tiefer, vorbei an Wänden voller Schimmel. Mit der Zeit bekommt dieser Ort immer größere Ähnlichkeit mit einer Höhle.
    Nicht ein Auto steht in der Tiefgarage. Gelegentlich rollen die Reifen der Hummer durch

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