Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Bären zum Stehen gebracht hatte, wobei er weder Zügel noch Gerte gebrauchte. Offenbar bediente er sich dazu seiner mentalen Fähigkeiten. »Was für Nachrichten?«, wollte Cethegar wissen. Die Freude über das gute Abschneiden seiner Schülerin war schlagartig aus seinen Zügen verschwunden, so als ahnte er, dass Unheil dräute.
»Eine Ratsversammlung wurde einberufen, die Euer sofortiges Erscheinen erforderlich macht, verehrte Meister. Ein unerwartetes Ereignis ist eingetreten ...«
6 elfisch für Erdbeben
6. ANTURAITH DARAN
Und wieder hieß es warten - mit dem Unterschied, dass es diesmal nicht um Leben und Tod ging.
Dennoch fühlte Granock wachsende Unruhe, während er in der kleinen Kammer, die sich unmittelbar hinter dem Ratssaal befand, auf und ab ging. Zwar hatte Alannah mehrmals an der Tür zu lauschen versucht, doch diese war - vermutlich unter Zuhilfenahme magischer Mittel - dergestalt verschlossen, dass nicht einmal das empfindliche Gehör der Elfin etwas von dem zu erlauschen vermochte, was jenseits der Tür vor sich ging. So blieb ihnen also nichts Weiteres, als auf das Ende der Ratssitzung zu warten und Mutmaßungen anzustellen.
»Das alles gefällt mir nicht«, meinte Aldur, der auf einem der steinernen Hocker Platz genommen und grübelnd das Kinn auf die Faust gestützt hatte, den Ellenbogen aufs Knie gestemmt. »Wenn der Hohe Rat so unvermittelt zusammentritt, kann das kaum etwas Gutes bedeuten.«
»Das stimmt«, pflichtete Alannah bei. »Etwas muss vorgefallen sein.« »Der Kobold sprach von einem >Ereignis<«, überlegte Aldur. »Was er damit wohl gemeint haben mag?«
»Müßig, darüber nachzudenken«, sagte Granock zu seinem neuen Freund; zwar konnte er noch immer kaum glauben, dass Aldur jedes feindliche Gefühl ihm gegenüber aufgegeben hatte, andererseits war er aus den Elfen nie wirklich schlau geworden, darum nahm er sich vor, sich darüber nicht auch noch den Kopf zu zerbrechen. »Der Rat wird entscheiden, was zu tun ist.« »Zweifellos wird er das«, räumte Aldur ein, »aber wird er auch die richtige Entscheidung treffen? Der Rat ist seit einiger Zeit gespalten, Granock, und nicht mehr das, was er mal war. Da stimmt die eine Partei gegen die andere, einfach nur, um den vermeintlichen Widersachern eins auszuwischen.« »Aber in Krisenzeiten werden die Ratsmitglieder sicherlich wieder als Einheit handeln«, gab sich Alannah überzeugt.
»Wir wollen hoffen, dass du recht hast«, meinte Aldur, »sonst wäre es um die Zukunft des Ordens schlecht bestellt.«
»Meinst du damit was Konkretes?«, fragte Granock.
»In mancher Hinsicht mag ich mich in dir getäuscht haben, mein Freund. Aber über uns Elfen weißt du wirklich nicht sehr viel.« Aldur lächelte nachsichtig. »Das letzte Mal, als der Orden in zwei gegnerische Parteien gespalten war, hat dies jemand für seine Zwecke genutzt, ein junger Zauberer, der sich zum Herrscher über ganz Erdwelt aufschwingen wollte. Ein blutiger Krieg war damals die Folge, und es gibt manche, die der Überzeugung sind, dass das Reich erneut am Rande eines solchen Krieges stünde.« »Unsinn«, widersprach Alannah. »Nur äußerst übel wollende Zeitgenossen behaupten so etwas.«
»Realisten behaupten so etwas«, verbesserte Aldur. »Wenn es zu einer Spaltung des Rates kommt, wird sich jeder von uns fragen müssen, auf wessen Seite er sich stellen will - auf die Palgyrs und der Traditionalisten oder auf jene von Farawyn und seiner verrückten Ideen.«
»Das sind keine verrückten Ideen, sondern Visionen!«, behauptete Alannah. »Selbst du hast doch wohl inzwischen erkannt, dass das Miteinander von Menschen und Elfen auch Vorteile birgt.«
Ein Lächeln glitt über Aldurs Züge, und er nickte dankbar in Granocks Richtung. »In der Tat. Ohne die Hilfe unseres menschlichen Freundes würde ich nicht mehr unter den Lebenden weilen. Ich gebe gern zu, dass ich mich in Granock geirrt habe. Und auch, dass er ein sehr viel besserer Zauberer ist, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.«
»Mann!« Granock plusterte die Backen auf. »Und das aus deinem Munde ...« »Aber«, schränkte Aldur ein, »sollten wir einer einzigen rühmlichen Ausnahme wegen jahrtausendealte Regeln und Gesetze brechen und alles infrage stellen, wofür unsere Ahnen unter Einsatz ihres Lebens gekämpft haben? Hätten unsere Vorfahren nicht an den Traditionen festgehalten, hätte der Orden schon vor langer Zeit zu existieren aufgehört, und Margok hätte triumphiert. Wir
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