Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
weiß ich gar nicht.«
    »Oh …« Cat lächelte traurig. »Deshalb also … Aber das ist dann ja endlich mal etwas, das pakeha und Maori gemeinsam haben. Getratscht wird überall.«
    Christopher betrachtete sie wohlgefällig. Cat wirkte an diesem Tag wesentlich entspannter als am Tag zuvor. Ihre ersten pakeha -Kontakte waren also offenbar positiv verlaufen, und Chris hoffte nun auf weitere gute Erfahrungen mit den Beits. Er hatte auch einen persönlichen Grund, den Agenten aufzusuchen. Im Magistrat war ihm eine Nachricht übergeben worden, in der »Lord Fenroy« höflich gebeten wurde, doch bald einmal im Hause Beit vorzusprechen, wenn seine Zeit es erlaubte. Da musste es um das Mädchen gehen …
    Christopher schwankte zwischen Spannung und Vorfreude, aber auch vagem Bedauern. Wenn er sich verlobte, würde er nicht mehr mit Cat zusammenarbeiten können – zumindest nicht, ohne den Argwohn seines künftigen Schwiegervaters und seiner Braut zu erregen. Dabei hatte er sich schon so an sie gewöhnt – und er brannte darauf, noch mehr über ihr Leben bei den Maori, deren Bräuche und Denkweisen zu erfahren. Mal ganz abgesehen davon, dass sie auch an diesem Tag wieder einen hübschen Anblick bot. Sie hatte ihr Haar gewaschen, und es glänzte golden, der Knoten war ihr schon recht gut gelungen – auch wenn er mehr einem Maori-Kriegerknoten als der braven Haartracht einer pakeha -Frau ähnelte –, und ihre Züge wirkten jetzt, da die Spannung zu einem großen Teil daraus gewichen war, weicher und mädchenhafter. Christopher fragte sich, wie alt sie war – und wäre bei der Überlegung, ob sie wohl noch Jungfrau war, fast errötet. Wenn sie sich den Bräuchen der Maori angepasst hatte, war das beinahe unmöglich. Die meisten Mädchen machten schon mit vierzehn oder fünfzehn erste, meist spielerische und eigentlich immer lustvolle Erfahrungen mit Männern. Und mit den achtzehn oder neunzehn Jahren, auf die er Cat schätzte, waren sie in der Regel schon verheiratet. Genau wie pakeha -Frauen …
    »Hattest du eigentlich … also bei den Maori, meine ich, hattest du da einen Mann?«
    Christopher musste sich überwinden, die Frage auszusprechen. Einer Engländerin gegenüber hätte er das nie getan. Cat lächelte jedoch nur.
    »Nein, ich habe keinem gefallen«, bemerkte sie. Und sah ihn dann mit einem Seitenblick an, der fast ein bisschen mutwillig wirkte. »Und mir hat auch keiner gefallen«, ergänzte sie. »Und du? Hast du eine Frau? Bei den pakeha , meine ich? Ein paar Maori-Mädchen wirst du gehabt haben …«
    Aus ihren letzten Worten sprach keine Geringschätzung, die Bräuche waren einfach so. In ganz Polynesien zeigten sich eingeborene Frauen stets sehr offen gegenüber weißen Gästen. Allerdings meinte Chris einen Anflug von Eifersucht zu spüren.
    »Von denen hat mir aber keines besonders gefallen«, antwortete er mit einem Lächeln – und hoffte, dass sie nicht noch mal nach einem pakeha -Mädchen fragte. Doch jetzt standen sie auch schon vor Beits Haus, und Christopher klopfte.
    Peter Hansen öffnete den beiden die Tür in voller Butleruniform – einem schwarzen Anzug, weißem Hemd, grauer Weste und schwarzer Krawatte sowie schneeweißen Handschuhen. Cat schaute verwirrt und fast ungläubig auf die Aufmachung des kleinen blonden Mannes, der sich formvollendet vor ihnen verbeugte.
    »Darf ich Ihnen die Jacke abnehmen, Sir?«, erkundigte er sich in langsamem, klarem Englisch bei Chris. »Und Ihnen den Schal, Madam?«
    Mrs. Partridge hatte Cat ein helles Schultertuch zu ihrem braunen Kleid empfohlen, und die junge Frau hatte es eben schon brauchen können. Cat bewunderte die weiche Wolle, aus der es gefertigt war. Es hielt sehr viel besser warm als die Webarbeiten der Maori.
    Befangen gab sie es jetzt diesem seltsamen Mann, bemerkte aber erleichtert, dass es Chris kaum anders ging. Auch er schien seine speckige alte Wachsjacke in den behandschuhten Händen des Dieners deplatziert zu finden.
    »Wen darf ich Mr. Beit melden?«, erkundigte der Mann sich jetzt.
    »Fenroy«, stellte Chris sich vor. »Ich denke, Mr. Tuckett hat mich angekündigt. Und das hier ist Miss Cat. Sie … Hast du eigentlich keinen Nachnamen, Cat? Wir sollten uns da wirklich etwas einfallen lassen.«
    Cat errötete, als Christopher sich ihr zuwandte. Und natürlich unter dem prüfenden Blick dieses Mannes, der so unglaublich … sauber wirkte. Er schien für John Nicholas Beit zu arbeiten, aber Cat konnte sich keine Tätigkeit

Weitere Kostenlose Bücher