Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
vorstellen, bei der ein Hemd oder gar Handschuhe so weiß bleiben konnten.
»Nur Cat«, sagte sie dann trotzig.
Der Mann nickte, verbeugte sich noch einmal und wandte sich zum Gehen. »Bitte warten Sie hier. Ich bin sicher, Mr. Beit wird Sie gleich empfangen.«
»Und wenn es doch etwas länger dauert, dürfen wir Ihnen sicher einen unserer Leibeigenen schicken, der Ihnen gern ein paar Erfrischungen serviert …«, ergänzte Chris mit ungläubigem Grinsen, als er gegangen war. »Lieber Himmel, ein Butler! Ich weiß, so etwas gibt es in London, aber hier … im guten alten Aotearoa?«
»Was ist ein Butler?«, fragte Cat verwirrt. »Und … Mr. Beit hält doch nicht wirklich … Sklaven?«
Christopher lachte. »Nein, das war nur ein Scherz. Die Sklaverei ist glücklicherweise längst abgeschafft. So ein Butler herrscht in großen Häusern über ein ganzes Heer von sonstigen Dienstboten. Er ist eine Art Haushaltungsvorstand, ihm untersteht die gesamte Dienerschaft – von der Köchin bis zum Zimmermädchen. Mitunter macht er wohl auch den Leibdiener für den Herrn, jedenfalls in kleineren Haushalten …«
»Und wofür braucht man einen Leibdiener?«, erkundigte sich Cat.
Chris zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, ich hatte noch keinen. Aber still jetzt, er kommt zurück. Das ging ja mal schnell. Dieser Beit muss wirklich begierig darauf sein, mich kennenzulernen.«
Cat warf ihm einen verwunderten Blick zu, doch nun war der Butler wieder da und erklärte förmlich, Mr. Beit sei bereit, Mr. Fenroy zu empfangen. Cat erwähnte er nicht, verwehrte ihr aber auch nicht den Eintritt, als sie Chris schüchtern folgte. Das Haus machte ihr fast etwas Angst. Es war sehr viel prunkvoller eingerichtet als das der Hemplemans oder Mrs. Robins’ Pension. Überall schwere, glänzend polierte Möbel mit seltsamen Klauenfüßen, vergoldete Lampen, Spiegel und Bilderrahmen … Cat konnte sich an dieser gesammelten Exotik nicht sattsehen, war allerdings weit davon entfernt, das alles schön zu finden.
Beit erwartete sie in einem schlichten, sehr gediegen eingerichteten Raum, beherrscht von dunklen Möbeln, Ledersesseln und einem dezenten Geruch nach Zigarrenrauch. Der große, bärtige Mann trat Chris mit breitem Lächeln entgegen und streckte die Hand aus.
»Mylord Fenroy!«, grüßte er wichtig. »Ich bin überaus erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Chris erwiderte den Händedruck. »Ganz meinerseits, Mr. Beit«, sagte er höflich. »Aber ich bin kein Lord. Diesen Titel trägt stets nur ein Mitglied einer Familie.«
Beit griff sich an die Stirn. »Natürlich, richtig, wo habe ich meine Manieren? Die korrekte Anrede ist selbstverständlich Viscount.«
Christopher biss sich auf die Lippen und überlegte, ob es klug war, erneut zu widersprechen. Auch einen Viscount Fenroy gab es schließlich nur einmal, den designierten Erben des Lords. Christopher war von diesem Rang in der »Thronfolge« weit entfernt, doch Beit hatte offenbar keine Ahnung vom britischen Adel. Er konnte ihn ebenso gut später oder gar nicht aufklären.
»Nur Fenroy bitte!«, meinte er schließlich. »Oder gleich Christopher … wir sind doch nicht in England, Mr. Beit.«
»Ich verstehe, britisches Understatement, Viscount. Natürlich!« Beit zwinkerte ihm zu. »Wir werden uns gut verstehen. Aber … wen haben Sie mir denn da mitgebracht?« Sein Gesicht wurde streng. »Ich … gehe doch richtig in der Annahme, dass Mr. Tuckett Sie über den … äh … möglichen Anlass unseres Kennenlernens unterrichtet hat?« Er fixierte sowohl Chris als auch Cat mit kühlem Blick. »Und da halten Sie es für angebracht, eine … hm … junge Frau mitzubringen?«
Christopher lächelte entschuldigend. »Mr. Tuckett war sehr diskret – ich bitte natürlich, das nicht misszuverstehen. Ich freue mich sehr, dass Sie mich in … in der von ihm erwähnten Angelegenheit in Erwägung ziehen, und wollte Sie oder Ihre Tochter keineswegs brüskieren. Aber wir müssen möglichst bald eine Stellung für Miss Cat finden, und …«
»Ach so …« Beit nickte beiläufig. »Eine entfernte Verwandte von Ihnen? Oder eine der Dienstboten Ihrer Familie? Sie soll sich beim Butler vorstellen, sicher findet sich etwas für sie. Und nun …«
Christopher unterbrach seine Rede unerschrocken. »Mr. Beit, entschuldigen Sie, Sie verstehen nicht richtig … Bitte lassen Sie mich zunächst erklären, und sicher möchten Sie auch erst über die neueren Entwicklungen in der Sache
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