Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
erschien ihm dem Mädchen gegenüber unfair. Aber nun hätte er etwas Alkoholisches brauchen können. Und auf jeden Fall musste er jetzt etwas sagen – diese junge Frau schien klare Worte zu bevorzugen.
»Ich hoffe doch sehr, dass ich ein Gentleman bin«, sagte er. »Und Sie sind zweifellos dazu erzogen, eine Lady zu sein. Wir sind uns also beide darüber im Klaren, wie Ehen zwischen Lords und Ladys zustande kommen, und wir werden sicher das Beste daraus machen. Beim nächsten Mal bringe ich Blumen mit.«
Jane machte eine abwehrende Handbewegung. »Ach, sparen Sie sich die Mühe. Sagen Sie mir lieber, was ich zu erwarten habe. Was bieten Sie mir, wenn ich Sie heirate? Mr. Country Gentleman Christopher Fenroy?«
Chris räusperte sich. Was sollte diese Frage? Wollte sie ihn kennenlernen? Aber irgendwie klang es nicht danach, als erwartete sie, dass er von sich erzählte …
»Nun, ich … ich bin jung, nicht ganz dumm, arbeitsam … ehrlich …«
»Ehrlich, Viscount?«, fragte Jane. Zum ersten Mal blitzten ihre Augen auf, sie schien langsam Spaß an der Unterhaltung zu finden. »Bitte sparen Sie sich doch die Allgemeinplätze, ich bin davon überzeugt, mein Vater würde weder einen Dummkopf noch einen Faulpelz für mich aussuchen. Aber wie wird mein Leben aussehen, Mr. Fenroy? Auf Ihrer … unserer … Farm?«
Christopher befeuchtete sich die Lippen. Das war wohl schon wieder ein Fauxpas gewesen. Jetzt gab sie ihm immerhin die Möglichkeit, von seinem Traum zu sprechen. Die Anspannung fiel ein wenig von ihm ab, als er zu reden begann.
»Ich stelle mir unseren Farmbetrieb auf jeden Fall groß vor«, erklärte er. »Nicht nur, weil es so viel Land ist, sondern auch … nun, diese Insel hat ungeheures Potenzial! Es hat gerade erst angefangen mit der Besiedelung, in den nächsten Jahren werden mehr und mehr Menschen herkommen. Die werden nicht alle in der Landwirtschaft arbeiten. Es wird Städte geben – und die Geologen und Landvermesser, mit denen ich in den letzten Jahren unterwegs war, sind sich sicher, es gibt Bodenschätze. Schon heute müssen Walfangstationen und neue Siedlungen wie Nelson mit Gütern versorgt werden. Also sollte es Absatzmärkte geben. Für Getreide, Kartoffeln, Mais … eigentlich alles, was wir anpflanzen können …«
»Wir?«, fragte Jane unbeeindruckt. »Sie erwarten nicht, dass ich in der Erde wühle …«
»Natürlich nicht …«, beeilte sich Chris, ihr zu versichern. »Obwohl … Sie werden sicher einen Garten anlegen wollen … einen Nutzgarten vielleicht erst mal … und später …« Er bemühte sich, gewinnend zu lächeln. »Einen Rosengarten?«
»Nein«, sagte Jane. »Will ich nicht. Ich mache mir weder etwas aus Gemüse noch aus Rosen, und ich habe diesbezüglich auch keinerlei Kenntnisse. Wie steht es da mit Ihnen, Mr. Fenroy?«
Christopher geriet aus dem Konzept. »Ob ich … mich auf … Rosen verstehe?«, fragte er verwirrt. »Nein, eher nicht … aber in der Landwirtschaft habe ich gearbeitet, ich …«
Er brach ab. Die Wahrheit war, dass sich auch seine landwirtschaftlichen Erfahrungen in Grenzen hielten. Sein Vater hatte zwar immer auch mal auf Farmen geholfen – die Fenroys waren unter seiner glücklosen Ägide weit herumgekommen –, doch das einzige Gemüse, mit dem Christopher bislang zu tun gehabt hatte, war die kumara gewesen, die vor allem von den Maori geschätzte Süßkartoffel. Die hatte er mit seinen Freunden bei den Stämmen immer wieder ausgegraben und zum selbst gefangenen und gleich am Bach gebratenen Fisch in der Asche gegart. Wenn sie länger als ein paar Wochen an einem Ort blieben, hatte seine Mutter die kumara auch mal angepflanzt. Sie war einfach zu setzen und wuchs praktisch überall – allerdings gehörte sie nicht gerade zu den Grundnahrungsmitteln weißer Siedler.
»Erfahrungen in Sachen Ackerbau und Viehzucht sind ja wohl die Mindesterwartungen an jemanden, der eine Farm aufbauen will«, bemerkte Jane tadelnd. »Aber was ist mit Buchführung, Geschäftsleitung, Einstellung und Führung von Arbeitskräften … wenn es doch so ein großer Betrieb werden soll?«
Christopher biss sich auf die Lippen. Über diesbezügliche Einzelheiten hatte er bislang ebenso wenig nachgedacht wie über die auf seinem Land konkret anzubauenden Gemüse- und Getreidesorten.
»Das werde ich schon schaffen«, erwiderte er. Es klang jedoch nicht sehr überzeugt.
Jane stieß eine Art Schnauben aus. »Nun, auf diese Dinge verstehe ich mich
Weitere Kostenlose Bücher