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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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bemerkte Lange mit schmalen Lippen. »Also nochmals, was hast du hier zu schaffen?«
    »Das sagte ich doch schon …« Karl schaute ihn ungläubig an, es konnte nicht sein, dass der Mann nicht verstanden hatte! Dann straffte er sich. »Im Übrigen stamme ich aus Raben Steinfeld, ebenso wie Sie. Ich bin wie Sie mit der Sankt Pauli eingereist, und meine Familie war immer Mitglied der Gemeinde.«
    »Ein landloser Tagedieb!«, brummte Lange.
    »Tagelöhner«, berichtigte Karl, bemüht, ruhig zu bleiben. »Das ist ein Unterschied. Und es ist lange her. Ich arbeite seit fast zwei Monaten für Mr. Frederick Tuckett, den obersten Landvermesser Neuseelands, beauftragt und bezahlt vom Gouverneur in Auckland, nicht von der New Zealand Company. Mr. Tuckett hat kein Interesse daran, Ihnen unbrauchbares Land zu verkaufen – im Gegensatz zu Colonel Wakefield und Mr. Beit. Also hören Sie besser auf mich.«
    »Der junge Mann kriegt also gar kein Land?«, fragte einer der Männer, die nicht aus Raben Steinfeld stammten.
    Karl seufzte und wandte sich jetzt gezielt an die Männer aus den anderen Gemeinden. »Nein, ich kam als freier Immigrant. Mit der Sankt Pauli , wie gesagt, vielleicht erinnern Sie sich ja an mich. Ich habe mit Herrn Brandmanns Sohn Ottfried eine Kabine geteilt. Ottfried! Vielleicht sagst du einfach mal etwas dazu. Du wirst deiner Frau bestimmt ein sicheres Heim bieten wollen.«
    Karl hatte Ottfried inzwischen in der Menge entdeckt und tauschte einen Blick mit Ida. Die junge Frau wirkte alarmiert. Sie verstand, worum es ging. Ottfried dagegen blieb gelassen.
    »Ich schließ mich da der Meinung der Gemeinde an«, meinte er. »Was die Ältesten beschließen, das wird schon richtig sein. Und du … dir muss ich nichts glauben. Aus dir spricht doch nur der Neid.«
    Karl rieb sich die Stirn. Ottfried hatte in gewisser Weise Recht, er beneidete ihn glühend. Aber nicht um ein Stück Land am Moutere River! Karl hätte seine jetzige Stellung nicht einmal sofort gegen eine Parzelle gutes Farmland eingetauscht. Er war auf dem Weg, ein ernst zu nehmender, voll einsetzbarer und gut bezahlter Landvermesser zu werden. Er lernte die Sprache, er kam in ganz Neuseeland herum. Sesshaft gemacht hätte er sich höchstens wegen Ida.
    »Ich habe ein Recht, hier zu sprechen!«, versuchte Karl es noch einmal. »Als Mitglied der Kirchengemeinde. Das könnt ihr mir nicht verwehren, meine Familie war arm, jedoch geachtet. Also nochmals: Nehmen Sie Wakefields Angebot nicht an! Warten Sie darauf, dass brauchbares Siedlungsland ausgeschrieben wird. Das ist schließlich nur eine Frage der Zeit.«
    »Aber die Missionare!«, wandte der Mann von eben ein. »Die leben da doch seit Jahren!«
    Karl zuckte die Schultern. »Mit wechselnder Besetzung, hörte ich. Fragen Sie doch mal die heutigen Bewohner, wie oft ihre Missionsstation weggespült wurde. Oder warum sie am Hang liegt. Denn da liegt sie doch, oder? Ich war noch nie da.«
    Die letzte Bemerkung war ein Fehler. Die empörten Stimmen der Siedler stürzten auf ihn ein. Wie konnte er Ratschläge geben, wenn er das Land doch nie gesehen hatte!
    Brandmann und Lange tauschten allerdings einen kurzen Blick.
    »Liegt sie am Hang?«, fragte Ida Ottfried.
    »Sie bietet einen sehr schönen Ausblick über das Tal«, antwortete er.
    Ida biss sich auf die Lippen. Für sie sagte das alles. Aber die Siedler machten eindeutig Stimmung gegen Karl.
    »Wir kommen dann also zur Abstimmung«, meinte Brandmann. »Wenn die Männer, die für die Gründung von Sankt Paulidorf in der Moutere-Ebene sind, bitte die Hand heben würden …«
    Und wer fragte die Frauen? Ida hätte beinahe die Stimme erhoben, das hätte die Sache allerdings nicht besser gemacht. Natürlich fragte niemand die Frauen. Die sollten ihren Männern vertrauen und ihnen dann klaglos helfen, die Folgen zu tragen.
    Karl verließ die Scheune, während die wenigen Gegenstimmen noch ausgezählt wurden. Ida sah ihre Chance, als Brandmann Ottfried nach vorn rief, damit er Papiere zur Unterschrift an die Siedler verteilte. Elsbeth sah sie hinausschlüpfen, und Ida fürchtete kurz, die Schwester könnte etwas ahnen und würde sie womöglich verpetzen, doch dann wechselten sie einen kurzen Blick, der die junge Frau beruhigte. »Elsbeth« wäre mit der Nachricht sofort zu ihrem Vater gerannt – aber »Betty« hielt dicht.
    Draußen regnete es nach wie vor. Ida sah, wie Karl sich den Hut wieder aufsetzte und allen Ernstes Anstalten machte, ein Pferd zu

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