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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ersteigen! Woher er das wohl hatte?
    »Karl?«
    Der junge Mann wandte sich sofort um, als er ihre Stimme hörte. Trotz des prasselnden Regens. Ob er mit ihr gerechnet hatte?
    »Ida!« Karl strahlte sie an und führte sie rasch unter ein Vordach, das an die Scheune anschloss. Sein Pferd hatte hier wohl gewartet, es knabberte an dem dort lagernden alten Heu. »Ida, wie schön, dich zu sehen! Ich wollte mich damals verabschieden, aber es ging alles so schnell. Tuckett, der Job … ein richtig guter Job, Ida! Sie bilden mich zum Landvermesser aus. Das ist nicht einfach, gewöhnlich braucht man ein Universitätsstudium. Hier gibt es allerdings so wenige, und Tuckett meint, ich hätte Talent. An sich muss man auch einfach nur rechnen können. Arbeit gibt es jedenfalls für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Und es wird gut bezahlt, es macht Freude. Schau, ich habe sogar ein Pferd!« Er lächelte und streichelte den rotbraunen Wallach. »Es heißt Brandy. Weil es eine Farbe hat wie alter Cognac, meint Tuckett. Ich weiß das nicht, ich habe nie welchen gesehen. Aber Whiskey hätte mir nicht so gefallen … Egal. Ida, erzähl von dir! Du bist noch nicht verheiratet?«
    Die Frage klang neugierig, allerdings so, als würde Karl die Antwort kennen. Natürlich, er wusste, dass sie immer noch bei den Partridges lebten. Einen Herzschlag lang argwöhnte Ida, ob seine Warnung vor dem Moutere Valley nicht doch damit zu tun haben konnte, dass er ihre Verbindung mit Ottfried sabotieren oder zumindest hinauszögern wollte. Dann schalt sie sich dieser unwürdigen Überlegungen. Karl handelte sicher aus ehrenwerten Motiven.
    »Wenn wir jetzt siedeln, werde ich es bald sein«, antwortete sie.
    Karl rieb sich die Stirn. »Ida … ich meine es ernst … Wenn du nur ein bisschen Einfluss auf Ottfried hast, versuch ihn davon abzubringen, das Land am Moutere zu nehmen. Es ist so viel Geld, Ida, das die Siedler bezahlt haben. Dreihundert Pfund – das geben sie euch doch niemals wieder, wenn sich das Land später als ein Schlammloch entpuppt! Und dann habt ihr nichts mehr.«
    »Er wird nicht auf mich hören«, meinte Ida bitter.
    Karl seufzte. »Dann versuch wenigstens, auf deinen Vater und die anderen einzuwirken, dass sie nicht als Erstes eine Kirche bauen, sondern Entwässerungsgräben anlegen. Es müsste möglich sein, den Fluss umzuleiten, wenn er über die Ufer tritt. Ich könnte Tuckett fragen.«
    Ida lachte freudlos. »Sie werden sich kaum von einer jungen Frau vorschreiben lassen, was sie als Erstes bauen sollen«, sagte sie. »Sie wollen ja nicht mal, dass wir Frauen Englisch lernen. Wir sollen ihnen nur helfen, Raben Steinfeld wieder exakt so aufzustellen, wie sie es in Mecklenburg verlassen haben. Und das Brauchtum pflegen … Ich kann nur hoffen, Karl, dass dein Mr. Tuckett Unrecht hat.«
    Es klang deprimiert, aber irgendetwas schwang in Idas Worten mit, das Karl Mut machte. Auch wenn sie noch nicht aufbegehrte, gab sie ihrer Bitterkeit und ihrem Zweifel an dem Vorhaben der Gemeinde Ausdruck. Karl wollte sich zwingen, diesmal geduldig zu sein und abzuwarten. Aber zum Teufel, sehr viel länger warten konnte er nicht! Sehr sanft, um sie nicht zu erschrecken, legte er die Arme um sie.
    »Es gibt noch eine Möglichkeit, Ida, und das weißt du. Mein Angebot, mit mir zu kommen und mich zu heiraten statt Ottfried, besteht nach wie vor. Und diesmal geht es nicht um eine abenteuerliche Flucht. Komm einfach mit nach Auckland – wir sind nur ein paar Tage hier, Tuckett und ich. Ein Freund von uns heiratet. Danach kehren wir zurück auf die Nordinsel. Wir reisen gemeinsam, tagsüber, unter aller Augen, du wärst also nicht kompromittiert. Zunächst könntest du bei Tucketts Familie unterkommen, bis wir heiraten. Und dann miete ich uns ein kleines Haus. Ein Cottage nennt man das, mit Garten. Garten, Ida, Blumen, ein bisschen Gemüse … kein Feld, auf dem du dich zu Tode schuftest. Auf die Dauer würde dein Vater einlenken, Ida! Du würdest den Kontakt zu deiner Familie nicht verlieren.«
    Ida schwankte. Es klang so gut, und es fühlte sich so richtig an, hier zu stehen, dem prasselnden Regen und den Kaugeräuschen des Pferdes zu lauschen – und Karl in die Augen zu sehen. Ruhige, freundliche Augen, in denen nicht diese Mischung aus Unsicherheit und Unrast stand, die sie in der letzten Zeit meinte, in Ottfrieds Blick zu erkennen.
    Sie wehrte sich nicht, als sein Gesicht sich dem ihren näherte und er Anstalten machte, sie zu küssen.
    Aber

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