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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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von Tatendrang erfüllt, als sie gegessen hatte. Sie schwankte kurz zwischen dem Auspacken der Truhen und einem Rundgang über die Farm. Am Abend zuvor hatte sie vor Müdigkeit und Aufregung – immerhin stand ihre Hochzeitsnacht bevor – kaum etwas gesehen. Als sie erneut aus dem Fenster blickte, entdeckte sie auch Christopher, und er winkte ihr zu. Jane trat hinaus, um ihren Mann und die Arbeiter zu begrüßen. Es war ein sonniger Tag – und selbst sie, die wenig Sinn für Naturschönheiten hatte, musste zugeben, dass die Rata-Büsche auf der Farm einen hübschen Kontrast zu der weiten grünen Ebene boten, die sich um Fenroy Station erstreckte. Von dem Hügel aus, auf dem das Haupthaus geplant war, würde man wahrscheinlich auch den Fluss sehen können. Ein schönes Stück Land … wenn es nur nicht so weit weg von jeglicher Zivilisation gelegen wäre.
    Jane setzte ein Lächeln auf, als sie auf Chris zuging, was ihn zu ermutigen schien. Er erwiderte es freudig und stellte seiner Frau gleich seine Helfer vor: Kutu und Hare vom Stamme der Ngai Tahu. Jane hatte gehört, dass die Maori seltsame Begrüßungssitten hatten, war aber erleichtert, als die Männer nur freundlich grüßten und sich dabei leicht verbeugten, wie weiße Arbeiter es taten. Kutu rang sich dabei sogar ein »Willkommen, Madam!« ab und strahlte über das ganze Gesicht. Anscheinend hatte Christopher den Gruß mit den Männern eingeübt. Hare entschied sich allerdings für eine Begrüßung in seiner eigenen Sprache: » Haere mai , Madam!«, sagte er mit ähnlich breitem Grinsen.
    »Das heißt auch willkommen«, übersetzte Chris eifrig. »Du wirst sicher ein bisschen Maori lernen wollen, Jane, da wir jetzt ja doch recht eng beieinander wohnen.«
    Jane wollte dies schon mit ein paar patzigen Worten erwidern – wie kam er darauf, dass sie sich dazu herablassen könnte, die Sprache der Wilden zu erlernen? Aber dann weckte eine Bewegung in den Rata-Büschen ihre Aufmerksamkeit.
    »Da ist was, Chris!«, bemerkte sie erschrocken und unterdrückte nur mühsam den Reflex, sich hinter ihrem Mann zu verstecken oder gleich Deckung im Haus zu suchen. Christopher und seine Männer sollten sie auf keinen Fall für furchtsam halten. »Da versteckt sich was!«
    Jane dachte zuerst an ein wildes Tier, dann erinnerte sie sich daran, dass es in Neuseeland keines gab, das größer war als ein Huhn.
    Christopher folgte ihrem Blick, entspannte sich aber sofort, als einer der Maori-Männer etwas sagte und dabei vergnügt lachte.
    »Sieht aus, als hättest du Besuch, Jane.« Chris lächelte unsicher. »Kutu meint, ein paar Frauen und Kinder seien heute Morgen mitgekommen, um die weiße Missus zu sehen. Sie warten im Gebüsch und trauen sich nicht so recht raus … Sie wissen nicht, ob sie willkommen sind.«
    Hinter dem Busch krabbelten zwei kichernde kleine Mädchen hervor – die beiden mussten sich wohl neugierig angeschlichen haben und erkannten jetzt, dass sie ertappt waren. Ein bisschen befangen schoben sie sich in Janes Richtung und hielten ihr jede eine dicke Süßkartoffel als Willkommensgeschenk entgegen.
    »Kia ora, haere mai!« , piepsten die beiden den Gruß im Chor, und selbst Jane musste darüber lächeln.
    Die Mädchen waren niedlich mit ihren langen dunklen Locken und runden Kindergesichtern – Jane überlegte, wo sie das Zuckerzeug verpackt hatte, das sie aus Nelson mitgebracht hatte. Eigentlich natürlich für sich selbst, aber so langsam schwante ihr, dass sie um näheren Kontakt mit den Einheimischen nicht herumkommen würde. Vielleicht ließen sich dadurch ja ihre Probleme lösen.
    Etwas widerstrebend gab sie ihre ungesellige Art auf und gab sich diplomatischer, als jetzt auch die Mütter, Schwestern und Tanten der Mädchen erschienen. Sie hatten sich alle im Gebüsch jenseits des Hauses versteckt gehalten, insgesamt zählte Jane schließlich zwölf Frauen und Mädchen und bestimmt zehn aufgeregte Kinder, die sich um sie scharten. Alle hatten kleine Willkommensgeschenke mitgebracht und eine ältere, sehr würdevolle Frau überreichte mit freundlichen Worten einen grünen Stein und eine Art Muschel.
    »Das ist Pounamu-Jade«, erklärte Christopher. Er wirkte besorgt, sicherlich fürchtete er, dass sie ungehalten auf das weibliche Begrüßungskomitee reagierte. »Sie ist sehr wertvoll für die Maori, gerade hier in dieser Gegend, wo man sie nicht überall findet. Der Stein soll dir Glück bringen. Gewöhnlich schnitzen sie daraus kleine

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