Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
kriegen«, erklärte sie ihren Besucherinnen. »Aber vorher müsst ihr mir zeigen, wie man so etwas zubereitet!« Jane zeigte auf die Süßkartoffeln, die sie ihr als Gastgeschenke gebracht hatten. »Ich habe das noch nie gegessen.« Das stimmte zwar nicht, als Christopher es für die Frauen übersetzte, wollten jedoch gleich drei von ihnen die Küche stürmen.
Jane nickte ihnen zufrieden zu, bevor sie sich wieder an ihren Mann wandte. »Ja, und Saatgut bestellen wir in Nelson oder Port Victoria, wenn das geht. Das brauche ich ja auch für den Garten. Also, sagst du den Mädchen jetzt, wann ich sie morgen zur Arbeit erwarte?«
Christopher machte sich widerstrebend an eine Übersetzung und erntete damit fröhliches Geplapper. Omaka äußerte sich allerdings ernster, sie sprach dabei auch direkt zu Jane.
»Sie sagt, darüber musst du mit dem Häuptling reden«, erklärte Christopher seiner verständnislos dreinblickenden Frau. »Wobei ich erklären muss, dass ich deine Frage nicht wörtlich übersetzt habe. Ich möchte auf keinen Fall jemanden beleidigen. Aber ich habe gesagt, dass du Saatgut für deinen Garten bestellen willst und es gern mit dem Stamm teilen würdest. Und wie sehr du dich über die Hilfe der Frauen im Haus und ihre Gesellschaft gefreut hättest. Daraufhin meinte Omaka, auch sie freue sich, dass die Frauen von dir lernen dürften, sie wollen dich ihrerseits gern an ihrem Wissen teilhaben lassen. Den Garten hättest du beinahe an einer ganz ungeeigneten Stelle angelegt – es gebe da keine Morgensonne und dann hat das auch noch mit der Wohnstatt irgendwelcher Geister zu tun. Das habe ich nicht genau verstanden. Die Geister sollen möglichst nicht beleidigt werden, weshalb man zum Beispiel diesen Busch da …«, er wies auf eine Pflanze, die Omaka eben Koromiko genannt hatte, »auf keinen Fall ausmerzen darf. Sein Dasein gewährleistet eine gute Süßkartoffelernte.«
Jane verdrehte die Augen, achtete aber darauf, dass die Maori es nicht sahen. »Das werde ich natürlich respektieren«, bemerkte sie und lächelte Omaka zu.
Wenn sie nur selbst nicht die Hacke würde schwingen müssen, war es Jane völlig egal, ob der unscheinbare Busch stehen blieb oder nicht. Sie wäre sogar bereit, persönlich die Geister anzurufen.
»Davon geht sie aus«, meinte Christopher ernst. »Die Zusammenarbeit möchte sie jedoch von den Dorfältesten abgesegnet wissen. Zumal wenn du Reka als Hausmädchen willst – ich habe das mal lieber im Sinne von Haustochter oder Pflegetochter übersetzt. Reka ist nämlich die Schwester eines ariki . Da siehst du, wie schnell wir in ein Fettnäpfchen treten können. Auf der Nordinsel wäre es völlig unmöglich, dass eine Verwandte des Häuptlings …«
Jane wandte die Augen schon wieder gelangweilt gen Himmel, als er zu längeren Erklärungen ansetzte. »Wenn das Mädchen hier regelmäßig erscheint, ist es mir gleich, wie ihr das nennt«, meinte sie. »Und von mir aus können wir auch gern noch beim Häuptling vorsprechen. Wann machen wir das? Gleich?«
Christopher rieb sich die Schläfe. »So einfach ist das nicht …«
Zwei Tage später begrüßte der Stamm der Ngai Tahu die Fenroys zu einem förmlichen powhiri – Jane stand die zweistündige Zeremonie mit Tänzen und Gebeten genauso gequält, aber geduldig durch wie die klassischen Konzerte und Opernaufführungen, in die ihre Mutter sie in Europa gezwungen hatte. Weder Kunst noch Religion sagten ihr viel, sie war von Grund auf praktisch eingestellt, wusste jedoch, wann sie sich anpassen musste. Trotzdem atmete sie auf, als endlich auch der letzte hongi mit den Würdenträgerinnen des Stammes getauscht war und die Ngai Tahu zum geselligen Teil der Veranstaltung übergingen.
»Damit ihr nun Teil von Stamm!«, erklärte Kutu, der schon recht gut Englisch sprach, feierlich. » Powhiri vereint manuhiri und tangate whenua – Gäste und Menschen von Stamm. Danach alle ein Stamm. Das jetzt Fest!« Er entkorkte eine der Whiskeyflaschen, die Christopher als Gastgeschenke mitgebracht hatte.
Unter fröhlichem Geplauder servierten die Frauen des Stammes dazu ein einfaches, aber sehr schmackhaftes Essen aus gegrilltem Fisch und den allgegenwärtigen Süßkartoffeln. Reka brachte Jane die Speisen, was Christopher als sehr gutes Zeichen einschätzte, und Jane, die während der Zeremonie Hunger bekommen hatte, sprach allen Gerichten freudig zu. Sie sah, dass der Häuptling, der während des powhiri etwas abseits von seinen Leuten
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