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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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irgendetwas in ihrer Haltung –, Cat meinte fast, dass auch ihre Augen ein wenig gerötet waren. Aber Mrs. Beit und Mary konnten kaum gemeinsam um etwas trauern.
    »Cat, ich will nicht lange darum herumreden«, sagte Mrs. Beit, und trotz der knappen Worte klang ihre Stimme nicht so fest und streng wie sonst. »Nun, da Miss Jane verheiratet ist, beabsichtigen wir, den Haushalt zu verkleinern. Du verstehst, wir haben zurzeit ja so viel Personal, dass ihr euch bald gegenseitig auf den Füßen steht.«
    Cat runzelte die Stirn. Bislang war ihr das nicht aufgefallen. Tatsächlich änderte eine zu bedienende Person mehr oder weniger kaum etwas an den Abläufen im Haushalt. Gut, Jane verlangte nicht mehr nach Pralinees und heißer Schokolade, und es war ein Bett weniger zu machen. Aber im Vergleich zu ihren Schwestern war die junge Frau eigentlich recht genügsam gewesen. Jedenfalls hatte sie sich nicht dreimal am Tag neu angekleidet und ihr Zimmer meist ziemlich aufgeräumt hinterlassen. Derart viel Arbeit, dass allein dafür ein Hausmädchen gebraucht wurde, hatte sie nicht gemacht. Die Hauptarbeit, die das Personal bei den Beits leistete, bezog sich sowieso auf das Putzen, das Heizen und die Instandhaltung der Einrichtung. Das Haus war einfach sehr groß und angefüllt mit Dingen, die nach Cats Einschätzung nur Schmutzfänger waren. Die Mädchen polierten stundenlang Silberschalen und Kerzenleuchter, sie wischten Staub, reinigten Teppiche und bügelten Zierdeckchen für Tische und Anrichten. Auch in der Küche war viel zu tun, alle Beits liebten mehrgängige Menüs, für die stets aufwendig gedeckt werden musste. Es kam nicht infrage, für eine Mahlzeit einfach nur Brot und Käse oder Fleisch auf den Tisch zu stellen. Zudem war seit Janes Auszug ein halbes Jahr vergangen. Warum fiel es Mrs. Beit also jetzt erst ein, dass ihr Personal dadurch unterbeschäftigt war?
    »Jedenfalls sind mein Gatte und ich zu der Ansicht gelangt, dass wir mit Mr. und Mrs. Hansen und der Köchin über genug Bedienstete verfügen«, sprach Mrs. Beit weiter. »Mary und du, ihr werdet nicht mehr gebraucht. Deshalb muss ich euch heute entlassen, so leid es mir tut.«
    Sie schniefte. Es schien ihr also wirklich nahezugehen. Cat konnte das kaum glauben.
    »Was euren restlichen Lohn angeht … Nun, heute ist der 12. März, ich denke, es ist recht und billig, wenn ich euch ein Drittel des Monatslohns auszahle.«
    »Dann wäre aber erst der 10. März«, rutschte es Cat heraus. Sie bemühte sich in der letzten Zeit, etwas Rechnen zu lernen.
    Mrs. Beit blitzte sie an. Ihre Rührung hatte nicht lange gehalten. »Also, wenn du mir frech kommst, Mädchen, kannst du auch ohne Lohn gehen! Ich bin keineswegs verpflichtet, gerade dich …«
    Cat erwiderte ihren Blick so gelassen, wie sie es eben schaffte. Sie war verwundert. Bisher waren die Gerüchte über sie im Umgang mit ihrer Herrschaft nie zur Sprache gekommen. Aber wenn Mrs. Beit jetzt damit anfangen wollte – sie würde sich zu rechtfertigen wissen. Und ihre Zeit bei den Maori berechtigte die Beits nun wirklich nicht dazu, ihr jetzt den Lohn vorzuenthalten.
    »Denk bloß nicht, ich wüsste nicht, dass du dir ständig Bücher aus der Bibliothek meines Mannes › ausleihst ‹ !«, sprach Mrs. Beit weiter, und Cat fiel ein Stein vom Herzen. Es ging also nicht um ihre Vorgeschichte. Nur … womöglich war das hier noch schlimmer. »So bezeichnet es zumindest Mr. Hansen«, führte Mrs. Beit aus, »der da erstaunlich viel Geduld mit dir bewiesen hat. Aber wer weiß, ob du die Bände wirklich alle zurückgebracht hast! Wer weiß, wie viele beim Pfandleiher gelandet sind!«
    In Nelson gab es gar keinen Pfandleiher. Bevor Cat das anmerken konnte, spitzte Mrs. Beit ihren Angriff jedoch noch zu. »Was meinst du, würde ich nicht ein oder zwei wertvolle Bücher in deiner Kammer finden, Mädchen, wenn ich jetzt nachsehen würde? Was würde der Police Officer wohl dazu sagen? Ganz sicher nicht, dass ich dir Geld schulde!«
    Cat senkte geschlagen den Kopf. Sie hatte tatsächlich noch ein Buch in ihrer Kammer – und ob Mr. Hansen ihr beistehen würde, wenn ihre Dienstherrin sie wirklich des Diebstahls bezichtigte, wagte sie zu bezweifeln.
    »Dann sind wir uns ja einig«, endete Mrs. Beit eisig. »Und du kannst jetzt gehen. Ich habe Mary erlaubt, bis morgen zu bleiben, in deinem Fall hingegen … ich will dich nicht mehr sehen, Cat. Bring das Buch zurück und verschwinde.«
    Von dem Drittel des Monatslohns war

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