Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
weiter beibringen. Überhaupt Elsbeth … Ida fühlte sich durch Cat an ihre Schwester erinnert. Es war nicht nur das blonde Haar – nein, eher der Stolz und der Eigensinn. Cat, das spürte sie, würde sowohl ihr selbst als auch Elsbeth Kraft geben.
Ottfried lachte. »Na, ob die errettet wird – es heißt doch, das sei vorausbestimmt von Gott und den Engeln … Wer weiß, ob sie überhaupt getauft ist. Aber von mir aus …« Er machte eine einladende Geste in Richtung des Wagens. »Wir könnten vielleicht eine Magd brauchen.«
Cat überlegte fieberhaft. Sie stand wie auf glühenden Kohlen. Bislang verdeckte Ottfrieds massige Gestalt sie, die Männer würden sie jedoch jeden Moment erkennen. Was würde Idas Mann dann tun? Sie ihnen überlassen? Er starrte sie zwar kaum weniger lüstern an als die Kerle, aber um sie kämpfen würde er wahrscheinlich nicht.
Ida lächelte. Es war ein sanftes, strahlendes Lächeln, bei dem einem Mann eigentlich das Herz aufgehen sollte. In Ottfrieds Augen war allerdings kein Aufleuchten zu erkennen. Sehr viel Liebe für seine Frau schien er nicht zu empfinden.
»Eine Magd wäre wundervoll!« Ida freute sich sichtlich. »Obwohl … Vater würde es vielleicht großspurig finden, wenn wir eine Hilfe anstellen. Unangemessen … Wir haben ja noch kein Vieh. Und nicht mal alle Felder bestellt.« Unsicher schaute sie von Ottfried zu Cat. »Bezahlen könnten wir auch nicht viel …«
Das stimmte eigentlich nicht. Ottfried verdiente als Zimmermann schon recht gut, ebenso sein Vater. Die paar Pfennige, die eine Stallmagd in Raben Steinfeld verdient hatte, konnte er sich leicht leisten. Allerdings hatte in Mecklenburg kein einziger Häusler eine Magd beschäftigt. Den einen Morgen Land, den der Vertrag mit dem Junker den Handwerkern zusprach, konnte die Familie allein bestellen. Höchstens bei der Ernte hatte man einen Tagelöhner gebraucht.
»Wir haben die Kuh …«, meinte Ottfried, »… und ich komm bei all der Arbeit auf dem Bau nicht dazu, das Land zu bestellen.«
Da hätte sich zwar eher die Anstellung eines Knechtes empfohlen, aber Ida wollte auf keinen Fall widersprechen. Sah es doch wirklich so aus, als wollte ihr Mann einmal – zum ersten Mal, seit sie geheiratet hatten – ihren Wünschen nachkommen.
»Und du wirst ja jetzt wohl bald auch in anderen Umständen sein …«, führte Ottfried aus.
Ida errötete. Im Dorf, das wusste sie, wurde darüber getuschelt, dass sie es bislang noch nicht war. Dabei machte Ottfried ja wirklich alle Anstrengungen. Und Ida hatte auch schon zweimal die Hoffnung gehegt, dann aber doch mit ein paar Tagen Verspätung heftig geblutet. Vielleicht war es ja die schwere Arbeit – und einmal, bei der letzten Überschwemmung, war sie auch gestürzt.
»Da is sie! Jungs, da is die Negerhure! Hab ich nich gesagt, wir sollten hier noch mal vorbeischauen? Ob das andere Weib den Wagen nich wiederbringt?«
Cat hörte den Triumphschrei des größten unter den drei Kerlen. Sie stießen einander an, lachten und setzten sich in Trab … Noch einmal würde Cat ihnen nicht entkommen. Verzweifelt hielt sie Ottfried Brandmann die Hand entgegen.
»Ich werde Ihnen eine gute Magd sein!«, erklärte sie.
Ottfried schlug ein – und wandte sich dann zu den Männern um, die den Wagen jetzt fast erreicht hatten. Er fixierte sie argwöhnisch, während Cat blitzschnell auf den Wagen floh und sich neben Ida drückte. Ida legte beschützend den Arm um sie.
»Was willste mit dem Mädchen?«, lallte Jamie provokant. »Die hatten wir vorhin schon. Die … die gehört uns!«
Ottfried runzelte die Stirn. Er verstand offenbar nichts von dem verwaschenen Englisch des Betrunkenen, aber er stellte sich energisch vor seinen Wagen, als die drei jetzt Anstalten machten, hinaufzuklettern.
»Packt euch!«, fuhr er sie an. »Ihr fasst mir mein Weib nicht an! Und auch nicht meine Magd!«
Ida schrie erschrocken auf, als er mit einem Griff unter den Bock des Wagens eine Muskete zutage förderte. Sie hatte nicht gewusst, dass er die Waffe besaß. Cat sog scharf die Luft ein. Der Anblick der Muskete erinnerte sie an Wairau. Wakefields Männer waren alle so oder ähnlich bewaffnet gewesen. Ida kam zum ersten Mal zu Bewusstsein, dass auch Ottfried den Maori mit einer Feuerwaffe in der Hand gegenübergestanden hatte. Und einer der Männer hatte die Tochter des Häuptlings erschossen …
Die drei Betrunkenen wichen sofort zurück, als Ottfried die Muskete auf sie richtete. Einer
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