Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Schlägerei wären sie sicher kaum aus dem Weg gegangen, mit einem Bewaffneten mochten sie sich jedoch nicht anlegen.
    »Schon gut, schon gut … behalt sie …« Jamie machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Aber pass auf! Sie ist eine Hexe! Wie sie uns vorhin entkommen ist … Mit rechten Dingen ging das nicht zu!«
    Cat hätte beinahe gelacht. Offenbar hatte sie mit ihrer erfolgreichen Flucht den Stolz der drei Kerle verletzt. Nun würde man ihr also auch noch Zauberkünste andichten. Zweifellos schwarze Magie … Es war gut, aus Nelson wegzukommen. Auch wenn ihr dieser Ottfried alles andere als geheuer war!

Die Wege des Herrn …
    Sankt Paulidorf, Nelson
    1844

KAPITEL 1
    »Die Wege des Herrn sind unergründlich«, sagte Pastor Wohlers und ließ einen Blick, den man nur mit äußerstem Wohlwollen als väterlich hätte deuten können, über Cats hübsches Gesicht und über ihren wohlgeformten Körper gleiten. »Also lasst uns ihm danken, dass er dieses verirrte Kind zu uns geleitet hat, nachdem es den Fängen der Heiden glücklich entronnen ist.«
    Cat schaute verschämt zu Boden. An sich war sie ja weniger den Fängen der Heiden als dem Mob von Nelson entkommen. Und hier inmitten der Gemeindemitglieder von Sankt Paulidorf stehen zu müssen, während andere über ihr Schicksal entschieden, weckte böse Erinnerungen. Zumal die Dörfler nicht sehr viel freundlicher blickten als die Stammesmitglieder der Ngati Toa nach Te Rongas Tod.
    Überhaupt, diese Versammlung! Cat hatte sich in relativer Sicherheit gewähnt, als Ida und Ottfried sie mitnahmen, aber wie es aussah, musste sie sich in Sankt Paulidorf noch einmal einer Art Prüfung unterziehen. Wobei sie die Gemeinde der Altlutheraner eher an ihren Maori-Stamm erinnerte denn an die Leute in Nelson – es war fast unheimlich. Auch sonst hatte Cat ein ungutes Gefühl im Moutere Valley, das diese Leute kurzerhand in Schachtstal umbenannt hatten.
    Sie hatten die Siedlung nach zweitägiger strapaziöser Fahrt erreicht – der Wagen war mehrmals im Schlamm stecken geblieben, dann wieder hatten umgestürzte Bäume den Weg versperrt, die mühsam beiseitegeräumt werden mussten. Einmal hatten sie dazu sogar ausspannen und die Pferde mit einer behelfsmäßigen Seilkonstruktion zum Wegzerren der Hindernisse einsetzen müssen. Aber dann näherten sie sich über einen das Tal begrenzenden Hügel der Siedlung und hatten gleich eine sehr schöne Sicht auf die liebliche Flusslandschaft, in der bereits etliche, fast trutzig wirkende Holzhäuser standen. Gärten und Felder waren angelegt, ein Kirchenbau schon als solcher erkennbar – die Menschen hier hatten in den letzten Monaten wirklich schwer gearbeitet. Dennoch, wie konnten sie einfach ignorieren, dass dieses Land Überschwemmungsgebiet war? Sie erinnerte sich daran, dass Te Ronga ihrem Vater Vorwürfe gemacht hatte, als er es den pakeha verkaufte. »Du hast kein Recht, es abzugeben … es gehört den Geistern des Flusses …«
    Te Rauparaha hatte gelacht. »Die Geister des Flusses werden sich ihr Recht schon nehmen.«
    Und daran war nun wirklich nicht zu zweifeln. Ida hatte von zwei Überschwemmungen in den letzten Wochen erzählt, und Ottfried hatte ihre Beschreibungen abgeschwächt. Jetzt, da Cat das Tal überblickte, konnte sie sich vorstellen, wie es hier nach dem Regen ausgesehen hatte. Sie hätte nie gedacht, dass die Deutschen so nah am Fluss siedeln würden! Wenn sie sich wenigstens an der Missionsstation orientiert und ihre Häuser am Berg gebaut hätten.
    Aber sie waren wohl starrsinnig und selbstgerecht – allein ihr Aussehen wirkte bedrohlich. Sämtliche Frauen waren so dunkel und hochgeschlossen gekleidet wie Ida, und die Männer sahen aus, wie Cat sich stets die Patriarchen der Bibel vorgestellt hatte: bärtig, ernst und überaus streng.
    »Nicht so schnell, Herr Pastor«, wandte jetzt auch gleich einer von ihnen ein. »Es ist noch längst nicht entschieden, ob die junge Frau bleiben kann!«
    Der Sprecher war ein hochgewachsener, schwerer Mann mit harten grauen Augen, der Cat entfernt an Ida erinnerte. Sicher ihr Vater. Die junge Frau hatte über seinen großen Einfluss in der Gemeinde gesprochen – mit ein wenig Stolz in der Stimme und sehr viel Furcht.
    »Ein so junges Ding, allein ohne Mann in der Gemeinde – das weckt Begehrlichkeiten. Zumal mein Schwiegersohn andeutete, dass die junge Frau in Nelson nicht den besten Ruf genoss. Was ja kein Wunder ist. Aufgewachsen bei den Wilden … Woher

Weitere Kostenlose Bücher