Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
dürfen nur nicht aufgeben!«
Ans Aufgeben dachten die Männer wirklich nicht. Im Gegenteil, sie hatten das von Butler eingenommene Geld nicht nur in ihre Reisen investiert, sondern auch zwei weitere Wagen voller Güter aus Nelson mitgebracht.
»Zumindest die Partridges verdienen gut an dem Geschäft«, meinte Cat trocken, nachdem sie die Einkäufe inspiziert hatte. »Was wollt ihr denn mit all dem Zeug? Und so viel Saatgut, das muss doch in die Erde, das kann man nicht endlos lagern.«
»Willst du jetzt doch selbst ackern, Ottfried?«, fragte Ida zwischen Sorge und Ergebung in das Unvermeidliche. Zwar wollte sie keine Farm, die Familie musste jedoch ernährt werden. Das Naheliegendste war da wohl, gleich hier, neben dem pa , ein paar Felder anzulegen.
Ottfried schüttelte heftig den Kopf. »Ganz sicher nicht, Süße!«, erklärte er großspurig. »Für Ottfried Brandmann hat’s sich ausgeackert, ich bleibe beim Landhandel. Und die Maori wollen ja wohl vor allem Saatgut. Oder haben wir sie da letztes Mal nicht richtig verstanden?«
Cat runzelte die Stirn. »Ihr wollt wieder zu den Stämmen? Weiteres Land einhandeln? Wozu? Ihr werdet doch das letzte noch nicht mal los!«
Gibson verdrehte die Augen ob so viel weiblichen Unverstands. »Eine Durststrecke«, wiederholte er dann. »Und der wird ein Ansturm von Siedlern folgen, glaub’s mir! Und da müssen wir natürlich gerüstet sein. Wann können wir denn wieder los, Cat? Kannst du schon wieder reisen? In einer Woche vielleicht?«
Cat schüttelte entschlossen den Kopf – und sah die Gesichter der Männer immer länger werden, als sie berichtete, dass sie beide Kinder stille.
»Du bist aber auch zu gar nichts nutze!«, fuhr Ottfried Ida an, die erschrocken zusammenfuhr und Carol dabei so fest an sich drückte, dass das Kind empört zu schreien begann. »Erst bringst du mir nur ein Mädchen, und dann kannst du’s nicht mal selbst ernähren!«
Ida schossen die Tränen in die Augen. Sie fühlte sich an diesem Tag ohnehin nicht gut und lief mit gesenktem Kopf herum wie damals in Sankt Paulidorf. In der Nacht zuvor hatte Ottfried zum ersten Mal nach Monaten wieder Hand an sie gelegt, und so kurz nach der Geburt waren ihr seine rauen »Zärtlichkeiten« noch schmerzhafter erschienen als zuvor. Dazu befürchtete sie eine weitere Schwangerschaft. Cat wusste von Te Ronga, dass eine solche unwahrscheinlicher war, wenn die Frau stillte, und Ida hatte nun den ganzen Tag versucht, ihren Brüsten mithilfe der geduldig nuckelnden Linda doch noch Milch zu entlocken. Aber natürlich war es dafür viel zu spät, und irgendwann schrie die Kleine nach ergiebigeren Milchquellen. Ida weinte, als sie Cat das Kind in die Arme legte.
»Ich kann doch nichts dafür«, flüsterte sie jetzt. »Gott … Also, ich hab gebetet, ich …«
»Gott hat sich da schon was bei gedacht«, unterbrach Cat sie brüsk. »Nämlich dass man Ida und die Kinder nicht schon wieder wochenlang allein lässt, nur um Land zu erwerben, das kein Mensch kaufen will. Also lass sie jetzt in Frieden, Ottfried, und finde dich damit ab: In den nächsten drei Monaten gibt’s keine Handelsfahrten. Vielleicht nutzt ihr ja die Zeit, um euch was zum Verkauf der Parzellen auszudenken, die ihr bereits habt. Am besten sucht ihr Kontakt zu jemandem in England oder Deutschland, der direkt Siedler für euch anwirbt.«
»Vielleicht könnte man die Pastoren ja mal darauf ansprechen?«, regte Ida schüchtern an, als sie später mit Cat und den Kindern allein war. Ottfried mochte sie den Vorschlag nicht machen, zumal er selbst darauf hätte kommen können. Schließlich war er gerade in Nelson gewesen. »Wenn die zurück nach Mecklenburg gehen und da von dem Land hier erzählen würden … Also, nicht von Sankt Paulidorf, aber von den neuen Gemeinden. Rantzau zum Beispiel. Dann kämen sie mit Siedlern wieder!«
Cat nickte und reichte ihr Carol, nachdem sie die Kleine ebenfalls gestillt hatte. Ida legte sie schnell in ihr Körbchen und schmuste stattdessen mit Linda.
»Es ginge auch einfacher«, führte Cat ihre Überlegungen weiter. »Die Pastoren stehen doch mit Missionen oder Amtsbrüdern oder wie man das nennt, in Kontakt. Vielleicht reichten ein paar Briefe. Aber auch das würde dauern. Wie lange war es damals bei euch, von Beits Auftauchen in Deutschland bis zum Anlanden?«
Ida rechnete nach und kam auf fast ein Jahr von der ersten Erwähnung der Auswanderung bis zur Ankunft in Nelson.
Cat kaute auf ihrer Lippe. »So
Weitere Kostenlose Bücher