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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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war er gelassen neben Betty durch die teils palmengesäumten Straßen geschlendert, dem Naturhafen zu, der wohl der Grund dafür war, dass sich hier sehr früh Engländer angesiedelt hatten. Die Stadt war noch klein, jedoch hübsch und sauber. Sie schmiegte sich zwischen den bewaldeten Mount Victoria und eine vor Stürmen und Winden geschützte Meeresbucht, in der sich heute der tiefblaue Himmel spiegelte. Aber Karl hatte jetzt keinen Blick mehr für die Schiffe und das Treiben im Hafen.
    »Wozu brauchte Ida einen Wagen?«, fragte er. »Ist sie nicht mit nach Australien?«
    »Nein«, gab Betty gelassen Auskunft und wandte sich der Hafenmauer zu. Eben hatte hier ein Schiff angelegt, und ein paar Matrosen machten Anstalten, es zu entladen, wozu sie eine voluminöse Rampe ausfuhren. »Hier können wir uns hinsetzen und essen«, erklärte sie. »Und zusehen, wie sie ausladen. Ich weiß ja nicht, wie’s dir geht – ich gucke anderen Leuten gern beim Arbeiten zu.« Sie lachte spitzbübisch.
    »Betty!«, insistierte Karl. »Was ist mit Ida?«
    »Ida ist mit Ottfried in Purau«, berichtete Betty und nahm mit anmutigen Bewegungen auf der Hafenmauer Platz. Die bewundernden Blicke der Matrosen, die ihr dabei zusahen, genoss sie sichtlich. »Ottfried will kein Bauer mehr sein und auch kein Zimmermann, der verfolgt jetzt höhere Ziele. Er will den Maori Land abhandeln und es dann an Siedler verkaufen. So habe ich das zumindest verstanden. Er hat einen Kompagnon, einen Engländer. Und Cat soll für die zwei übersetzen. Cat hat bei den Maori gelebt, weißt du.«
    Karl machte eine abwehrende Handbewegung. Er musste sich zwingen, ruhig zu bleiben und sich zu setzen. Am liebsten wäre er aufgeregt vor Betty hin und her gelaufen. »Schon gut, ich kenne Cat, zumindest wurde mir von ihr erzählt. Aber wie kommt sie denn nun an Ottfried? Egal, das sagst du mir gleich. Jetzt erst noch zu Ida. Geht es ihr gut? Wollte sie nach Purau? Wieso überhaupt Purau? Und wie leben sie da? Haben sie Land? Ein Haus? Gibt es da überhaupt Siedler?«
    Betty kam kaum damit nach, all seine Fragen zu beantworten, schaffte es jedoch trotzdem noch, sich ab und zu ein Stück Pastete in den Mund zu stopfen. Karl konnte an Essen nicht denken. Er war zu aufgewühlt.
    »Mir würd’s da jedenfalls nicht gefallen, in dem gruseligen pa «, endete Betty schließlich. »Und wenn sie dann auch noch allein da bleiben muss, mit dem Kindchen …«
    Betty verabschiedete sich, nachdem die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht waren. Sie hatte die Tüte mit den Pasteten schweren Herzens geschlossen, nachdem sie die Hälfte vertilgt hatte, und kündigte jetzt an, sie Eric vorbeibringen zu wollen.
    »Der hat’s nicht gar so gut getroffen, er ist Laufbursche in einem Handelskontor. Und wenn denen mal Leute fehlen, die Schiffe zu beladen, dann muss er da auch ran. Einen richtigen Schlafplatz hat er nicht, er schlägt sich so durch. Aber er spart sein Geld, sagt er, und wenn er erst sechzehn ist, kann er auch zum Straßenbau oder Gleisbau. Jedenfalls ist alles besser, meint er, als irgendwo in Australien von Krokodilen gefressen zu werden, und er will auch nicht in einem Kaff leben wie Sankt Paulidorf, wo immer nur gebetet wird und Deutsch gesprochen. Wir sind beide lieber in der Stadt, weißt du! Und wer weiß, was aus uns noch alles werden kann!«
    Betty winkte Karl fröhlich zu und zog ihres Weges, während Karl nachdenklich auf dem Mäuerchen sitzen blieb. Bettys Bericht hatte seine Welt völlig auf den Kopf gestellt. Ida war nicht in Australien! Er musste sie nicht auf einem ganzen Kontinent suchen! Natürlich konnte er auch nicht einfach in Purau auftauchen wie zu einem nachbarschaftlichen Schwatz. Wenn er Ida und Ottfried aufsuchte, so mussten sich dazu schon Gründe finden. Aber vorerst war das egal. Wichtig war nur, dass sie da war, auf der Südinsel, nur eine Bootsfahrt getrennt von ihm! Das bedeutete selbstverständlich das Ende seiner Australienpläne. Er würde Tuckett nicht begleiten, sondern sich wieder eine Arbeit auf der Südinsel suchen. Vielleicht schaute er sogar erst mal bei Christopher vorbei, konnte ja sein, dass der Hilfe auf der Farm brauchte.
    Karl grinste. Er könnte natürlich auch so tun, als plante er Landerwerb, und sozusagen als Kunde bei Ottfried aufkreuzen! Eigentlich war es verrückt – zumal Betty von einem Kind gesprochen hatte. Karl hatte trotzdem das Gefühl, als täten sich mit dem Wissen um ihren Verbleib tausend neue Möglichkeiten

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